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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Andere hatten sich Erdlöcher gegraben, um sich gegen den Wind zu schützen, der so scharf landeinwärts wehte, dass die Wellen kleine Schaumkronen bildeten.
    Es war ein elender Anblick, der sich ihnen bot. Verzweifelte Mütter versuchten ihre schreienden Kinder zu beruhigen, während die Männer wütend hinaus aufs Meer starrten oder dumpf vor sich hin brüteten.
    „Sieht so aus, als müssten wir heute Nacht ebenfalls unter freiem Himmel kampieren“, sagte Rowan mit Blick auf einen Mann, der sich einfach in seine Felle gerollt und im Windschatten einer Mauer einen Platz zum Schlafen gesucht hatte. „Betten scheinen hier Mangelware zu sein.“
    „Da wäre ich nicht so sicher“, entgegnete Lancelot. Vor einem kleinen, halb verfallenen römischen Steinhaus zügelte er sein Pferd und stieg ab. Gemeinsam betraten sie die Schankstube.
    Es war eine schäbige Gastwirtschaft, in der die Luft ebenso abgestanden war wie das Bier, das man hier ausschenkte. Blakende Kienspäne und rußige Talgkerzen taten ein Übriges, um das Atmen zu erschweren. Lancelot und Daffydd mussten die Köpfe einziehen, als sie zu einem der leeren Tische gingen, um dort Platz zu nehmen. Gwyn hatte gedacht, dass das Wirtshaus ebenso überfüllt wie die Straßen sein würde, aber zu seiner Überraschung stellte er fest, dass gerade einmal die Hälfte der Plätze besetzt war.
    Der Wirt, ein öliger Mann mit schlechter Haut und noch schlechteren Zähnen, bewegte sich mit der Trägheit eines Mannes zu ihrem Tisch, der es allem Anschein nach nicht für nötig hielt, auch nur irgendeinen Gast zu bedienen.
    „Ja?“, fragte er mürrisch und wischte sich die Nase am Ärmel seines schmutzstarrenden Hemdes ab.
    „Wir suchen eine Unterkunft für die Nacht“, sagte Gwyn.
    „Habt ihr Pferde?“
    „Ja.“
    Er warf einen taxierenden Blick in die Runde. „Das macht pro Mann und Pferd ein Silberstück“, sagte er, als hätte er sich den Preis gerade erst ausgedacht.
    Gwyn riss die Augen auf. „Wie viel?“
    „Pro Mann und Pferd ein Silberstück“, wiederholte der Mann gedehnt.
    „Das ist Wucher!“ rief Rowan.
    „Dann seht zu, dass ihr fortkommt“, brummte der Mann und wollte wieder zurück an den Tresen gehen, als Lancelot ihn festhielt.
    „Wer sind die Menschen da draußen?“, fragte der Ritter mit kalter Freundlichkeit.
    „Flüchtlinge“, antwortete der Wirt unbeeindruckt. „In Cornwall herrscht Krieg. Marodierende Soldaten ziehen plündernd durchs Land.“ Mit einem Ruck riss er sich von Lancelot los.
    „Deswegen habt Ihr die Preise so hoch gesetzt!“ rief Gwyn empört. „Ihr wollt Euch am Elend dieser Leute bereichern.“
    „Die Nachfrage bestimmt das Angebot. So geht das Spiel, Bürschlein. Also, was ist jetzt mit euch?“
    Gwyn wollte etwas sagen, als sechs Münzen mit einem Klimpern auf den Tisch geworfen wurden. „Für den anderen Silberling bringt Ihr uns einen Krug Dünnbier, dazu etwas Brot und Käse.“
    Der Wirt schüttelte den Kopf. „Nur das Dünnbier. Für das Essen müsst ihr noch etwas drauflegen.“
    Lancelot schnallte sein Schwert ab und legte es auf den Tisch, wobei er den Griff fest umklammert hielt. „Könnt Ihr darauf herausgeben? Oder soll ich Euch das Wechselgeld aus den Rippen schneiden?“
    Der Wirt machte ein verächtliches Gesicht. Dann schob er gänzlich unbeeindruckt die Klinge beiseite und strich fünf der Münzen ein.
    Lancelot sprang auf, wobei der Schemel, auf dem er saß, polternd umstürzte. „Da, wo ich herkomme, hatten wir einen ähnlichen Küchenmeister.“ Er zog das Schwert aus der Scheide und zielte mit der Spitze der Klinge auf den Hals des feisten Mannes.
    Plötzlich hörten sie, wie hinter ihnen Stühle scharrten und ein halbes Dutzend Männer langsam aufstand, blitzende Messer in den Händen.
    „Hört zu“, brummte der Wirt. „Ich trage keine Schuld an den Umständen, die die unglücklichen Seelen hier an Land geschwemmt haben. Ihr habt die Wahl: Entweder zahlt ihr den verlangten Preis, oder aber ich muss euch höflichst bitten, meine Schenke zu verlassen.“
    Lancelot warf aus dem Augenwinkel einen Blick auf die Männer. Dann ließ er zu Gwyns Überraschung sein Schwert sinken, holte ein weiteres Silberstück aus seinem Gürtel und ließ es neben die andere Münze auf den Tisch fallen. Der Wirt hob das Geld auf und steckte es in die Tasche.
    „Dünnbier, Brot, Schinken und Käse für fünf“, sagte er und verschwand. Die Männer steckten ihre Messer weg und setzten sich wieder

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