Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis
sagte Daffydd. „Es stehen sogar genügend Pferde für alle bereit.“
Hugh schaute Daffydd an, als hätte der alte Mann einen Witz gemacht. „Ihr macht Euch über mich lustig!“
„Keineswegs.“
„Und wann brechen wir auf?“, fragte Hugh vorsichtig.
„Sobald wir unsere Sachen in Eurem Boot verstaut haben und in See gestochen sind“, sagte Gwyn.
Hugh schaute von Daffydd zu Gwyn und von Gwyn zu Daffydd. Er wusste nicht, ob er vor Freude lachen oder weinen sollte. Dann rannte er wie von der Schlange gebissen zu seiner Frau, um ihr die gute Nachricht zu überbringen.
„Der arme Teufel weiß nicht, worauf er sich einlässt“, sagte Lancelot und schaute Hugh nach. Mit einem Ruck verknotete er das Tauende, mit dem er mehrere Packtaschen zusammengebunden hatte.
„Er wird jederzeit gehen können“, sagte Daffydd. „Wir zwingen niemanden, bei uns zu bleiben. Auf der anderen Seite haben wir auch noch nie erlebt, dass jemand freiwillig gegangen ist. Selbst in den schweren Jahren, die nun glücklicherweise hinter uns liegen. Gilda wird sich freuen, endlich wieder das Lachen von Kindern zu hören.“
Lancelot löste die Seile, mit denen das Segel gerefft war. „Wir können los“, sagte er.
Gwyn umarmte seinen Hofmeister zum Abschied.
„Auf eine glückliche Heimkehr“, sagte der alte Mann.
„Auf eine glückliche Heimkehr“, antwortete Gwyn und sprang zu den anderen ins Boot. Er setzte sich neben Rowan auf eine Bank und ließ das Ruder zu Wasser. Lancelot setzte sich ans Steuer, während Katlyn das Segel hisste. Daffydd stieß das Boot von der Kaimauer ab und mit einigen kräftigen Ruderzügen hatten sie das Gefährt, unterstützt von einem heftigen Wind, aus dem Hafen von Caerdydd gebracht. Noch lange war der Hofmeister als winziger Punkt am Anleger zu sehen, dann wurde der Wellengang so stark, dass sie ihn aus den Augen verloren.
Es dauerte eine Weile, bis Lancelot sich an das Steuer gewöhnt hatte. Schon bald nachdem sie die Bucht verlassen hatten, wurden die Ruder an Bord geholt und fein säuberlich unter der Reling verstaut.
Lancelot hielt das Boot so, dass die Küstenlinie immer in Sichtweite blieb. Mittlerweile hatte die Brise so weit aufgefrischt, dass die See kabbelig wurde. Der Wellengang war heftig und schlug schon nach kurzer Zeit Rowan auf den Magen. Heldenhaft wie er war, ließ er sich die Übelkeit zunächst nicht anmerken. Dann konnte er sich jedoch nicht mehr beherrschen und beugte sich mit einem hässlichen Würgen über Bord.
„Ich habe davon schon gehört“, sagte Lancelot, der am Heck saß, die Ruderpinne fest umklammert hielt und auf einem Stück getrockneten Fleisches herumkaute. „Seekrankheit kann selbst dem stärksten Mann einen jämmerlichen Ausdruck aufs Gesicht zaubern.“
Als Rowan sah, dass Lancelot tatsächlich die Unverfrorenheit besaß, bei diesem Auf und Ab etwas zu essen, beugte er sich erneut über die Reling und futterte die Fische mit den Resten seines Frühstücks.
Lancelot schüttelte lachend den Kopf und schob sich den letzten Rest seiner Mahlzeit in den Mund.
„Behandelt man so einen Ritter?“, keuchte Rowan und wischte sich den Mund am Ärmel seines Hemdes ab.
„Nun, ganz im Ernst: Im Augenblick siehst du nicht gerade ritterlich aus. Es fehlt dir ein wenig – wie soll ich sagen – die nötige Würde.“
„Was Ihr nicht sagt“, stöhnte Rowan. Er rutschte auf die Planken, legte den Kopf in den Nacken und schloss stöhnend die Augen.
„Du solltest etwas essen“, sagte Lancelot.
„Auf gar keinen Fall“, murmelte Rowan. „Allein beim Gedanken an dieses getrocknete Fleisch dreht sich mir der Magen um.“
„So hat er wenigstens etwas, das er wieder hinausbefördern kann. Ich für meinen Teil…“ Lancelot stockte plötzlich. „Oh mein Gott“, murmelte er und schaute an Rowan vorbei.
„Was ist?“, fragte Gwyn und schaute nun in die Richtung, in die Lancelot blickte. Auch Rowan und Katlyn hatte es die Sprache verschlagen. Lancelot reffte das Segel, damit sie einen besseren Blick auf die Küste hatten, die sich vor ihnen erstreckte. Schwarze Rauchsäulen stiegen in den wolkenverhangenen Himmel.
„Das ist Weston“, sagte Lancelot. „Oder zumindest das, was davon übrig geblieben ist.“
„Ich fürchte, es ist nicht das einzige Feuer“, rief Gwyn und zeigte auf die Küstenlinie, die sich nach Westen hin erstreckte. „So seht doch! Ganz Devon und Cornwall stehen in Flammen!“
„Mordred“, sagte Lancelot nur. „Dieser Bastard
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