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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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du?“ Das Echo seiner Stimme brach sich an den Mauern und wurde vom Wind davongeweht.
    Gwyn lief hinüber zur Küche, doch auch sie lag verlassen. „Ich bin mir nicht sicher, ob hier ein Überfall stattgefunden hat“, sagte er nachdenklich. „Alles scheint noch an seinem Platz. Kein Teller ist zerschlagen.“ Er drehte sich zu Rowan um, der nun neben ihm in der Tür stand. „Mir sieht das eher nach einer Flucht als nach einem Überfall aus.“
    „Da wäre ich mir nicht so sicher“, sagte Lancelot, der am Boden kniete und etwas aufhob.
    „Was habt Ihr da?“, fragte Rowan.
    Lancelot richtete sich auf und reichte ihm eine Waffe. „Es ist ein Gladius.“
    „Ein römisches Kurzschwert?“, fragte Rowan voller Verwunderung. „Soviel ich weiß, hat der Hofmeister nie so etwas besessen. Odgar war mehr ein Freund schwerer Waffen wie Axt und Kriegshammer.“ Rowan untersuchte die Klinge genauer.
    „Sie hat Rost angesetzt“, sagte Gwyn.
    „Ja, jedoch nicht viel. Zwei Tage, vielleicht drei. Länger hat das Schwert hier nicht gelegen.“
    „Ich habe den Wehrturm durchsucht“, sagte Katlyn, die ein wenig außer Atem war. „Lady Wenna hat all ihre Habseligkeiten mitgenommen.“
    „Hast du eine Nachricht gefunden?“, fragte Rowan.
    Katlyn schüttelte den Kopf.
    Rowan runzelte besorgt die Stirn.
    „Hört zu“, sagte Lancelot. „Wir wissen nicht, was hier geschehen ist. Aber wir können annehmen, dass deine Mutter noch lebt, auch wenn wir im Moment nicht wissen, wo sie sich aufhält.“
    Rowan holte tief Luft.
    „Hier können wir nicht mehr viel tun“, rief Lancelot. „Ich schlage vor, dass wir unsere Reise fortsetzen.“
    „Gut“, sagte Rowan knapp und überlegte, was er mit dem Kurzschwert machen sollte. Schließlich reichte er es mit dem Griff voran Katlyn. Überrascht nahm sie es in die Hand.
    „Ich habe in meiner Tasche noch Sachen zum Wechseln“, sagte er.
    „Beinkleider, wie ich annehme“, sagte sie und nickte. „Praktischer als dieser lange Rock, über den ich auf der schmalen Treppe beinahe gestolpert wäre. Ich werde beweglicher sein. Ein Vorteil, wenn ich mich selbst verteidigen muss, falls ihr drei anderweitig beschäftigt seid.“ Sie seufzte. „Ich hoffe, ich muss meine langen Haare nicht dieser neuen Mode opfern.“
    „Es genügt, wenn du sie dir hochsteckst“, sagte Lancelot. „Kannst du mit dem Schwert umgehen?“
    „Von meiner Kammer aus hatte ich einen guten Blick auf den Burghof. Die Übungen, die Gwyn unter Eurer Anleitung gemacht hat, waren sehr lehrreich“, sagte Katlyn. „Auch für mich.“
    Lancelot warf einen Seitenblick auf Gwyn. „Hoffen wir, dass du diese Fertigkeiten niemals unter Beweis stellen musst.“
    „Ja“, sagte Katlyn. „Das hoffe ich auch.“ Sie drehte sich um und ging zu der kleinen Tür, die hinab zu dem Anleger führte.
    Lancelot und Rowan starrten Gwyn an. Ein Moment der Stille kam auf, den Gwyn erstaunlicherweise als peinlich empfand, obwohl er eigentlich nicht genau wusste, warum.
    „Was habt ihr denn?“, platzte es schließlich aus ihm heraus. „Ihr starrt mich an, als würde ich einen komischen Hut tragen!“
    „Von meiner Kammer aus hatte ich einen guten Blick auf den Burghof“, flötete Rowan. „Die Übungen, die Gwyn unter Eurer Anleitung gemacht hat, waren sehr lehrreich.“
    „Und?“, fragte Gwyn ungehalten.
    „Sie muss sehr viel Zeit an ihrem Fenster verbracht haben“, sagte Lancelot. „Ich wusste gar nicht, dass mein Waffenunterricht so spannend ist.“
    „Offensichtlich!“, rief Gwyn hilflos, dem irgendwie die Pointe dieses Witzes entgangen war – so es denn eine gab.
    Lancelot rollte mit den Augen und ging.
    „Hab ich jetzt was Falsches gesagt?“, fragte Gwyn.
    Jetzt schüttelte auch Rowan den Kopf. „Gwydion Desert. Du bist ein außergewöhnlicher König. Mutig, bescheiden, mit dem Herzen am rechten Fleck. Aber wenn es darauf ankommt, bist du einfach nur blind und taub.“ Mit diesen Worten ließ er Gwyn stehen.
    Sie mussten all ihre Kraft aufwenden, um das Boot durch die Wellen zu manövrieren, die nun immer kräftiger an den Strand schlugen. Es war ihnen im letzten Moment gelungen, es zu Wasser zu lassen, bevor die hereinbrechende Flut zu hoch gestiegen war. Hätten sie länger gewartet, wäre das Boot vermutlich am Kliff zerschellt.
    Als sie weit genug draußen waren, setzten sie wieder das Segel. Es war ein schwieriges und auch anstrengendes Unterfangen, weiter nach Westen zu reisen. Zu dem stärker gewordenen

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