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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Stirn. „Und wann werden wir wissen, dass wir angekommen sind?“
    „Ich habe keine Ahnung“, gab Gwyn zu. „Wir haben damals für den Weg zu Fuß einen Tag und eine Nacht benötigt.“
    „Dann sollten wir bei Einbruch der Dunkelheit unser Ziel erreichen“, sagte Tristan, der sich nun ebenfalls die Augen verband. „Wahrlich, es ist eine seltsame Reise, auf die wir uns begeben haben.“
    So ritten sie los, blind in einem Land, das ihnen allen fremd war, obwohl Gwyn es bald seine Heimat nennen würde. Er hatte allen eingeschärft, unter keinen Umständen die Binden abzunehmen, wollten sie den Erfolg ihrer Mission nicht gefährden.
    Die Pferde suchten sich alleine ihren Weg, erklommen waldige Hügel und durchquerten schattige Täler, in denen Bäche plätscherten. Sie rochen blumenbewachsene Sommerwiesen und das Laub in den Eichenhainen, lauschten dem Gesang der Vögel und dem Summen der Bienen. Eine leichte, warme Brise umwehte sie. Gwyn holte tief Luft. Es war ein fruchtbares Land, und es erfüllte ihn mit ungeahnter Zufriedenheit, zum ersten Mal im Leben die Wurzeln zu spüren, die ihn mit Dinas Emrys verbanden.
    Über Generationen hatte seine Familie hier gelebt. Vierhundertfunfzig Jahre reichte diese Geschichte nun schon zurück in die Vergangenheit, bis hin zu Joseph von Arimathäa, der ein Vorfahre seiner Mutter gewesen war, und jenem Bran Fendigaid, dem ersten Gralshüter, einem Urahn seines Vaters.
    Allein die Vorstellung, dass nun er fortan für die Sicherheit des Grals verantwortlich sein sollte, weckte in Gwyn ein Gefühl des Unbehagens. Aber zuvor musste er den verloren gegangenen Kelch erst einmal finden.

 
    Ein feierlicher Eid
     
     
     
    Der Abend kündigte sich mit einem kühlen Wind an. Sie waren den ganzen Tag hindurch geritten und hatten ihre Mahlzeiten im Sattel eingenommen. Kaum einer konnte sich noch aufrecht halten. Nicht nur Gwyns Hintern war wund, auch sein Rücken fühlte sich spröde an wie ein morsches Stück Holz. Er zügelte Pegasus und nahm die Binde von den Augen.
    Vor ihnen erstreckte sich ein lang gezogenes Tal in einer zerklüfteten Hügellandschaft, an deren Ausläufern sich einige Katen entlang eines kleinen Flusses duckten. Auf der Kuppe des Berges, der das Tal nach Westen hin abschloss, stand die Ruine einer ehemals stattlichen Festung. Gwyn beschattete die Augen und schaute genauer hin. Es war keine so imposante Burg wie Camelot, aber dennoch erfüllte ihn der Anblick mit Freude und Stolz. Dies war seine Heimat – der Ort, an dem sein Herz vor Glück schneller schlug. Hier gehörte er hin.
    Redruth war das Dorf gewesen, in dem er in Sicherheit aufwachsen konnte. Camelot hatte ihn zu dem gemacht, was er jetzt war. Aber Dinas Emrys war der Ort, an dem sich seine Bestimmung erfüllen sollte.
    „Wir sind da“, sagte er und drehte sich zu den anderen um. „Ihr könnt die Binden abnehmen.“
    Rowan stieß einen leisen Pfiff aus. „Katlyn, ich verneige mich vor deiner Klugheit. Ohne dich hätten wir die Gralsburg nie gefunden.“
    Lancelot blinzelte in die untergehende Sonne. „Unglaublich“, murmelte er. „Dies ist also Dinas Emrys.“
    „Und? Beginnt Ihr Euch zu erinnern?“, fragte Gwyn. „Immerhin seid Ihr schon einmal hier gewesen!“
    „Ich weiß es nicht“, murmelte der Ritter. „Es ist, als ob dieses Bild eine Saite in mir anschlüge, doch es ist nur eine Ahnung, mehr nicht.“
    Langsam ritten sie auf einem schmalen Weg weiter, der wie aus dem Nichts begann und hinab ins Dorf führte. Eine kleine Gruppe von Frauen war damit beschäftigt, Äpfel zu ernten. Sie blickten auf, als sie die Reiter sahen. Gwyn stellte fest, dass drei von ihnen schwanger waren. Nein, dachte er, das Wüste Land hatte seinen Fluch wahrlich abgeschüttelt.
    Beim Anblick der Gruppe verneigten sich die Frauen aufgeregt. Dann rannte eine von ihnen, so schnell sie konnte, mit gerafftem Rock durch das hohe Gras hinunter zu den Bauernhäusern.
    „Sieht so aus, als hätte man dein Kommen schon seit längerer Zeit erhofft“, sagte Rowan zu Gwyn. Sie ritten weiter.
    Gwyn stellte fest, dass die Dorfbewohner in der Zeit seiner Abwesenheit nicht untätig gewesen waren. Sie hatten ihre Behausungen ausgebessert und Gärten angelegt. An Gestellen trockneten die Felle von Wildschweinen, Rehen und Bären. Kühe und Schweine waren hingegen nirgendwo zu entdecken, weder auf der Allmende noch auf den Weiden jenseits des kleinen Bachs.
    Als sie die Dorfstraße entlangritten, rissen Menschen voller

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