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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Freude Fenster und Türen auf. Einige Männer und Frauen hatten sich zur Begrüßung aufgereiht.
    „Willkommen!“, rief ein zahnloser Mann, den Gwyn zunächst nicht erkannte. „Ich wusste, dass Ihr kommen würdet!“ Dann brach er in Tränen aus.
    Gwyn sprang vom Pferd und legte seine Hand auf die Schulter des Mannes. „Daffydd?“, fragte er ungläubig.
    „Ja, Herr.“
    „Ich habe Euch gar nicht erkannt!“, sagte Gwyn erstaunt. „Ihr habt Euch verändert.“
    „Wie das Land, das Ihr von diesem unsäglichen Fluch befreit habt“, antwortete Daffydd, den Gwyn für die Zeit seiner Abwesenheit zu seinem Stellvertreter ernannt hatte.
    Gwyn wusste nicht, wie er reagieren sollte, und so umarmte er den Alten unbeholfen. „Ich bin froh, euch alle bei so guter Gesundheit zu sehen.“
    Daffydd trat einen Schritt zurück, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und straffte sich. „Ihr werdet feststellen, dass wir während Eurer Abwesenheit einiges vorangebracht haben“, sagte er voller Stolz. „Doch darf ich Euch zunächst bitten, Gast in meiner bescheidenen Behausung zu sein? Dann kann ich Euch Bericht erstatten. In der Zwischenzeit wird man dafür sorgen, dass Ihr und Eure Gefährten auf der Feste eine standesgemäße Unterkunft beziehen könnt.“ Er nickte einem der Männer zu, der daraufhin eilig zur Burg rannte.
    Gwyn folgte zusammen mit den anderen Daffydd in eine Hütte, die ihn sehr an das Haus der Griflets erinnerte. Die Schlafalkoven waren mit Vorhängen vom Rest des Raumes abgetrennt, der von einem großen Tisch beherrscht wurde, an dem jetzt alle Platz nahmen.
    Daffydds Weib, deren Alter noch unbestimmbarer war als das ihres Gemahls, trug Schinken, Brot, Obst und einen Krug mit Wasser auf.
    „Verzeiht die dürftige Kost“, entschuldigte sich Daffydd. „Es ist alles, was ich Euch anbieten kann.“
    „Nun, es ist mehr als bei unserem letzten Besuch“, erwiderte Gwyn.
    „Ja, so gesehen hat sich unsere Lage verbessert. Doch wir sind noch weit davon entfernt, ein normales Leben zu führen. Wir wissen nicht, wie wir mit der Außenwelt in Kontakt treten können. Kurz nachdem ihr uns verlassen hattet, waren einige von uns aufgebrochen, um mit Tierfellen Handel zu treiben. Doch sie sind nicht zurückgekehrt. Wir dachten zunächst an einen Überfall und schickten einen Monat später eine zweite Gruppe los. Mit demselben Ergebnis: Auch sie kam nicht zurück.“
    „Vielleicht haben Sie die Felle auf eigene Rechnung verkauft und erfreuen sich nun eines unverhofften Wohlstandes“, gab Lancelot vorsichtig zu bedenken.
    Daffydd nickte bedächtig. „Das könnte natürlich sein. Wir glauben jedoch, dass unsere Männer aus einem anderen Grund nicht zurückgekehrt sind.“ Er schaute Gwyn jetzt direkt an. „Sagt mir Herr: Wie ist es Euch gelungen, uns zu finden?“
    „Wir haben nicht nach Euch gesucht.“
    Daffydd warf ihm einen irritierten Blick zu. „Wie darf ich das verstehen?“
    „So, wie ich es gesagt habe“, erwiderte Gwyn vorsichtig.
    Der alte Mann schwieg einen Moment. „Zu Zeiten König Goons war der Weg nach Dinas Emrys eines der bestgehüteten Geheimnisse“, sagte er schließlich und schaute Lancelot geradewegs in die Augen. „Es diente dazu, den Gral vor Leuten wie Euch zu beschützen. Oh ja, ich kenne Euch, Ihr seid schon einmal hier gewesen, doch damals wart Ihr…“
    „Besessen?“, fragte Lancelot.
    „So könnte man es ausdrücken“, antwortete Daffydd ernst. „Doch nun ist der Gral schon seit langer Zeit nicht mehr hier. Bereits vor einem Jahr, als Ihr hier auftauchtet, wussten wir, dass Ihr vergeblich nach dem Kelch suchen würdet. Doch fragten wir uns, wie Ihr überhaupt hierhergelangen konntet. Nur wenige haben sich jemals nach Dinas Emrys verirrt.“
    „Und damit habt Ihr Euch die Antwort auf Eure Frage schon selbst gegeben“, sagte Gwyn. „Sir Lancelot hat die Gralsburg nur durch Zufall gefunden, genau wie seinerzeit Rowan und ich. Dieses Mal haben wir uns die Augen verbunden und die Pferde einfach ihren Weg gehen lassen.“
    Daffydd schaute Gwyn ungläubig an, aber dann begann sich ein Staunen über seinem Gesicht auszubreiten. „Aber natürlich! Ihr habt Recht! Auf diese Idee muss man erst mal kommen!“
    Gwyn starrte in die Flamme der Kerze, die Daffydds Frau entzündet hatte, als es zu dunkeln begann. „Sagt, habt Ihr die früheren Herrscher von Dinas Emrys gekannt?“
    „König Goon und Lady Valeria? Ja, natürlich.“
    „Wie waren sie?“, fragte Gwyn unsicher.

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