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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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zum zwölften und letzten Mal schlug.

 
    Dunkle Vorzeichen
     
     
     
    Gwyn riss die Augen auf und schnappte gierig nach Luft. Die Geräusche waren wieder da: das Singen der Vögel, das Rauschen des Baches. Und das Hecheln eines Hundes. Mühsam drehte Gwyn den Kopf zur Seite.
    Neben ihm saß Brutus.
    Gwyn hatte den Eindruck, mitten aus einem höchst lebendigen Traum gerissen worden zu sein, der noch immer einen Teil seiner Seele gefangen hielt. Sein Körper war taub und schwer. Gwyn versuchte seine Arme zu bewegen, doch anscheinend war der Wunsch nicht stark genug, denn er konnte noch nicht einmal einen Finger bewegen. Gwyn schaute an sich hinab und sah, dass er noch immer sein Schwert mit der rechten Hand umklammerte.
    Er atmete zweimal tief durch, so als ob er sich darauf vorbereitete, eine schwere Last zu heben. Mit übermenschlicher Anstrengung drehte er den Kopf zur anderen Seite. In seiner linken Hand hielt er das Medaillon.
    Plötzlich spürte er die Erleichterung. Sie arbeitete sich als Kichern aus dem Bauch hinauf in seine Kehle, wo sie sich in einem lauten, befreienden Lachen entlud. Er hatte es tatsächlich geschafft! Er hatte das Einhorn wiedergefunden! Gwyn bewegte die Zunge und verzog angewidert das Gesicht. Ein ekelerregender Geschmack erfüllte seinen ausgetrockneten Mund. Sein Schädel pochte, als hätte er am Abend zuvor ein halbes Fass süßen Weines getrunken. Was war nur geschehen?
    Er hatte das Dorf gefunden und musste Roderick Recht geben: Es war in der Tat der gespenstischste Ort, den man sich auf Erden vorstellen konnte. Die Erinnerung an Wyclif, der alleine in dieser verlassenen Schenke gesessen hatte, fühlte sich wie ein Albtraum an, der ein höchst unwirkliches Ende genommen hatte. Gwyn kämpfte sich stöhnend auf und vergrub das Gesicht in den Händen. Gott, war ihm übel! Und dann dieser quälende Durst! Mit kraftlosen Fingern öffnete er den Wasserbeutel und setzte ihn gierig an die Lippen. Augenblicklich verzog er das Gesicht und spuckte das Wasser wieder aus. Angeekelt roch er an der Öffnung des Ledersacks.
    „Um Himmels willen, das ist ja widerlich!“ flüsterte Gwyn. Eine Welle der Übelkeit stieg in ihm hoch, als er den Inhalt des Lederbeutels neben sich ausleerte. Wieso hatte er den fauligen Geschmack nicht bemerkt, als er gestern das Wasser getrunken hatte? Da hatte es noch nicht verdorben gerochen.
    Langsam kehrte die Kraft in Gwyns Gliedmaßen zurück. Er kroch zu einem Baum und zog sich hoch. Der Schmerz in seinem Kopf jedoch wurde stärker. Mühsam versuchte er den Blick scharf zu stellen, indem er unentwegt blinzelte. Als er auf einigermaßen sicheren Beinen stand, legte er das Medaillon an. Augenblicklich spürte er wieder das Gefühl von Sicherheit, das er all die Wochen vermisst hatte. Selbst der Brechreiz, der seinen Magen auf höchst unangenehme Art durcheinandergebracht hatte, schien sich zu legen.
    Er schob sein Schwert zurück in die Scheide und schaute sich um. Nicht weit von ihm entfernt plätscherte das Rinnsal, aus dem er getrunken und mit dessen verdorbenem Wasser er seine Lederflasche gefüllt hatte. Als er einige Meter den Bachlauf hinaufgetaumelt war, sah er den Grund für sein Unwohlsein.
    Der Kadaver eines Wildschweins lag zur Hälfte im Wasser. Er musste schon einige Tage hier liegen, denn die Aasfresser des Waldes hatten schon ihren ersten Hunger an dem toten Tier gestillt. Der Bauch war aufgebrochen und sein stinkender Inhalt hatte sich in den Wasserlauf ergossen. Beim Anblick tausendfach wimmelnder Maden drehte sich Gwyns Magen endgültig um und er übergab sich.
    Gwyn ging ein Stück weiter das Ufer hinauf, wo der Bach noch nicht verseucht war. Er schöpfte mit der hohlen Hand etwas Wasser und roch daran. Es schien sauber zu sein, doch das hatte er auch gedacht, als er seine Wasserflasche gefüllt hatte. Gwyn verzog das Gesicht. Er hatte einfach keine andere Wahl.
    Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, lehnte er sich an einen Baum und rief sich noch einmal in Erinnerung, was er in diesem Dorf erlebt hatte. Konnte es sein, dass alles nur Einbildung gewesen war? Und die Gestalt, der er gefolgt war – war sie auch nur eine Halluzination gewesen? Dabei war Gwyn sich sicher, dass es Merlin gewesen sein musste. Er hatte seine Stimme und ihren unverwechselbaren vertrauenerweckenden Klang wiedererkannt. Gwyn runzelte die Stirn. Oder hatte ihm auch hier die Fantasie einen Streich gespielt? Aber die Bilder waren so real gewesen, dass er sich nicht

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