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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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vorstellen konnte, dass alles nur ein Traumbild gewesen war. Und hatte ihm Wyclif nicht das Medaillon wiedergegeben? Gwyn griff an seine Brust. Es war da und das war keine Einbildung!
    Vermutlich hätte er noch den Rest des Tages unter diesem Baum sitzen und nach Erklärungen für das Erlebte suchen können, ohne zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen. Er hatte das Medaillon wieder und allein das zählte. Es war Zeit, nach Londinium zurückzukehren, damit sie sich endlich auf den Weg nach Dinas Emrys machen konnten. Auch Brutus schien langsam ungeduldig zu werden. Nervös tänzelte er hin und her.
    „Es ist gut“, sagte Gwyn beruhigend. „Wir gehen gleich.“ Er warf noch einen letzten unbehaglichen Blick auf das tote Wildschwein, dann packte er seine Sachen zusammen und folgte Brutus.
    Als sie den alten Wachturm erreichten, legte Gwyn die einzige Rast ein, die er sich erlauben durfte. Die blassgelbe Sonne, die von einem verschleierten Himmel schien, hatte ihren höchsten Stand schon längst überschritten und näherte sich nun dem westlichen Horizont. Ihm mochten vielleicht noch zwei Stunden bleiben, bis die Abenddämmerung hereinbrach. Bis dahin musste er St. Paulus erreichen. Er wusste, dass die Zeit drängte, aber er musste für einen kurzen Moment innehalten, da seine Beine noch immer so schwach waren, dass sie zitterten, wenn er sich zu sehr anstrengte. Er versuchte einige Bissen zu essen, konnte aber den Widerwillen gegen das getrocknete Fleisch trotz seines großen Hungers nicht überwinden. Einzig einige Beeren, die er am Wegesrand pflückte und deren Frische ihn belebte, behielt er bei sich.
    Gwyn hatte befürchtet, St. Paulus nicht rechtzeitig zu erreichen, doch als er vor der verriegelten Tür stand, tauchte die untergehende Sonne die Kirche in ein rotgoldenes Licht. Er klopfte, Schritte näherten sich eilig und der Riegel wurde beiseite geschoben. Die Tür wurde einen Spalt geöffnet und er blickte in das Gesicht einer überraschten Katlyn.
    „Gwyn?“
    „Ja, ich bin wieder zurück.“
    Und bevor er sich versah, war sie ihm um den Hals gefallen. „Oh mein Gott, ich habe mir solche Sorgen gemacht.“
    Gwyn erwiderte die Umarmung. „Es ist alles gut. Ich habe das Medaillon“, flüsterte er.
    Sie löste sich von ihm und schaute ihn verblüfft an. Schatten wanderten die Kirche hinauf, als die Sonne langsam hinter den Ruinen unterging. In der Ferne erklang ein einsames Heulen.
    „Lass uns hineingehen“, sagte Gwyn. „Die Nacht bricht herein.“
    Katlyn, die noch immer sprachlos war, trat beiseite. Als die anderen Gwyn erblickten, spiegelte sich in ihren Gesichtern die gleiche Überraschung, mit der auch Katlyn ihn begrüßt hatte. Offensichtlich hatten sie sich gerade zu einer Mahlzeit versammelt, denn auf dem Altartisch standen gefüllte Schüsseln und Schalen.
    „Hast du das Dorf nicht finden können?“, fragte Roderick verwirrt.
    Gwyn zog das Medaillon über den Kopf und hielt es stolz in die Höhe. „Es ist vollbracht! Ich habe Wyclif getroffen, und er war froh, es mir wiedergeben zu können“, rief er. „Morgen können wir den Heimweg antreten.“
    Gwyn hielt inne. In den Gesichtern spiegelte sich Erleichterung, aber nicht die Freude, die er eigentlich erwartet hatte.
    „Was ist los mit euch?“, fragte er irritiert. „Stimmt etwas nicht?“
    Lancelot stand auf und schob den Stuhl beiseite. „Wir haben eigentlich erst morgen mit dir gerechnet.“
    „Nun bin ich also früher zurückgekehrt, was ist daran so schlimm?“
    Lancelot streckte die Hand aus. „Kann ich das Medaillon einmal haben?“
    „Natürlich“, sagte Gwyn und gab es ihm. „Darf ich fragen, warum euch meine Rückkehr so verwirrt?“
    „Du bist tatsächlich in diesem Dorf gewesen?“, fragte Katlyn.
    „Wenn ich es euch sage!“
    „Das ist unmöglich“, sagte Roderick, der wie Rowan und Muriel nun ebenfalls von seinem Platz aufgestanden war. „Dieses Dorf ist einen Tagesmarsch von Londinium entfernt. Ihr könnt diesen Weg unmöglich so schnell zurückgelegt haben. Es sei denn, Ihr wäret im Besitz eines Pferdes gewesen.“
    „Ich bin den Weg gegangen, den Ihr mir beschrieben habt“, sagte Gwyn zu Roderick.
    „Nein, das kann einfach nicht sein“, beharrte Roderick eindringlich.
    „Und wo kommt dann dieses Medaillon her?“, rief Gwyn gereizt.
    „Seid Ihr sicher, dass es das Schmuckstück ist, welches Ihr von Eurer Mutter geerbt habt?“
    „Ja, dessen bin ich mir sicher. Und es war Wyclif, der es mir

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