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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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vermute, dass er einen besonderen Grund dafür hatte.“
    Lancelot betrachtete staunend die kunstvoll angefertigte Skulptur. „Ich habe noch nie von diesem Tempel gehört!“, sagte er.
    „Vielleicht, weil er eines von Merlins vielen Geheimnissen war“, sagte Gwyn. „Gib mir den Gral, Katlyn.“
    „Was hast du vor?“, fragte sie.
    „Im Gegensatz zu Agrippina glaube ich sehr wohl, dass es wichtig ist, womit der Gral gefüllt wird.“ Mit zitternden Händen nahm er das Gefäß in beide Hände und stellte es in eine leere Nische auf dem Brunnen. Dann trat er zurück und wartete ab. Nichts geschah.
    „Es hat keinen Zweck, Gwyn“, sagte Lancelot. „Dies hier hat nichts mit dem Gral zu tun.“
    Gwyn legte den Finger auf die Lippen. „Nein, wartet! Hört ihr das nicht?“
    Tatsächlich. Sie vernahmen ein leises Plätschern. Gwyn hastete zu dem Brunnen.
    Katlyn riss die Augen auf, als sie das Wasser sah, mit dem sich das Becken füllte, gespeist aus einer geheimen Quelle. Sie streckte ihre Hand aus, um es zu berühren, zog sie dann aber doch zurück.
    „Gwyn!“ rief sie. „Du hattest Recht! Es ist der Gral!“
    „Wir können es nicht mit letzter Gewissheit sagen. Natürlich, wir könnten einen Schluck davon trinken, dann würden wir spätestens bei Lancelots zweihundertstem Geburtstag wissen, dass er es ist.“
    „Oder aber du fügst mir eine tödliche Wunde zu“, sagte der alte Ritter.
    Gwyn zog ein Messer aus dem Bund seiner Hose und zielte auf Lancelots Herz.
    „Was tust du da?“ rief Katlyn entsetzt.
    „Nun, Lancelot? Habt Ihr Zweifel?“, fragte Gwyn.
    „Sagen wir so, ich würde es nicht unbedingt drauf ankommen lassen.“
    „Genau wie ich“, sagte Gwyn. „Wir glauben nicht an den Gral, deswegen werden sich seine Wunder uns nicht offenbaren. Merlin hatte Recht.“ Er steckte sein Messer wieder weg.
    „Aber… willst du den Kelch hierlassen?“, fragte Katlyn.
    „Ja“, sagte Gwyn. „Camelot und der Gral waren immer eins. Und sollen es für alle Zeiten bleiben.“ Er gab Katlyn einen Kuss. „Kommt, lasst uns gehen. Unsere Freunde warten schon in Anderida auf uns.“
    Die Reise an die Südküste verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle, dafür sorgten allein schon die Sachsen, die Colgrin ihnen als Geleit zugewiesen hatte. Drei Tage, nachdem sie Camelot verlassen hatten, trafen sie in der alten römischen Hafenstadt ein.
    Gwyn, der es jedem freigestellt ließ, ihn zu begleiten, war überrascht, dass sich alle eingefunden hatten. Rowan, Muriel und die anderen waren schon zwei Tage zuvor hier eingetroffen. Sie hatten die Boote, die ihnen von den Sachsen zur Verfügung gestellt worden waren, schon für die Überfahrt beladen.
    „Ein großzügiger König, dieser Colgrin“, sagte Rowan spöttisch, als er Gwyn mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. „Offensichtlich kann er uns nicht schnell genug loswerden.“
    „Wer will es ihm verdenken“, sagte Lancelot. „Gwydion wäre der einzige König gewesen, der ihm den Thron hätte streitig machen können.“
    „Was uns auf der anderen Seite des Wassers wohl erwarten wird?“, sagte Katlyn leise und mehr zu sich selbst, doch Decimus hatte sie gehört.
    „Es wird keine Ankunft in einem fremden Land sein“, sagte er. „Viele von uns sind vorausgefahren, manche sind Freunde mit großem Einfluss. Wir werden noch nicht einmal eine neue Sprache lernen müssen. Und wenn alle Stricke reißen, wird uns Latein weiterhelfen.“
    Sie bestiegen die Boote. Gwyn wollte gerade als Letzter an Bord gehen, als er überrascht aufblickte. Muriel, Rowan und seine Mutter standen neben Roderick und Odgar an der Mole.
    „Was ist?“, fragte Gwyn. „Habt ihr auf einmal Angst vor dem Meer?“ Sein Lächeln erstarb, als er in Rowans ernstes Gesicht sah.
    „Wir bleiben in Britannien“, sagte Muriel, die nur mit Mühe die Tränen zurückhalten konnte. „Ich kehre mit Rowan und Lady Wenna nach Caer Goch zurück.“
    „Aber… warum?“ fragte Gwyn entgeistert.
    „Weil ich wie ein Baum bin, den man nicht in fremde Erde verpflanzen kann. Außerdem braucht Lady Wenna noch jemanden, der sich mit der Schafzucht auskennt.“
    Gwyn schaute von Muriel zu Rowan, der ihre Hand umfasst hielt, und verstand.
    „Ich denke, ich werde das Erbe meines Vaters antreten, das meine Mutter all die Jahre für mich bewahrt hat“, sagte Rowan.
    „Und die Sachsen?“, fragte Gwyn.
    „Wir haben Colgrin als neuen Herrscher akzeptiert.“ Rowan zuckte mit den Schultern. „Das Leben war noch

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