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Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern

Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern

Titel: Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Zimmermann , Klaus Fritz
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begabter Schüler braucht, um die jeweilige Hausaufgabe ordentlich zu erledigen   – neben den Aufgaben in den anderen Fächern, wohlgemerkt. Dieser Zeitaufwand lässt sich aber ermitteln: Der Deutschlehrer müsste die Zeit, die er selbst für den Aufsatz bräuchte, mit drei multiplizieren, um so zu einer realistischen Einschätzung der Dauer dieser Hausaufgabe zu kommen. Denn diese Zeitspanne kostet es den Schüler ungefähr, die Aufgabe zu erledigen   – und zwar allein, nicht als Teamwork der versammelten Familie am Küchentisch oder sonst wo! Und dann sind da noch Englisch, Mathe und Bio zu machen   … und der Schulvormittag war ja auch nicht ohne.
    Sollten also beispielsweise beim nächsten Elternabend Klagen über das Thema Hausaufgaben zu hören sein   – egal, ob von Eltern oder Lehrern   –, dann weisen Sie doch mal auf diese wichtigen Aspekte hin.

■ So läuft’s besser
    Bevor Sie jetzt aber Ihrem Kind voller Mitgefühl den sprichwörtlichen roten Teppich ausrollen und   – weil auch bei den Hausaufgaben so viel Leistung verlangt wird   – auf seine Mithilfe im Haushalt verzichten, sollten Sie sich einige grundlegende Dinge vergegenwärtigen:
Auch das spätere Berufsleben Ihres Kindes wird nicht im Schongang ablaufen;
das Potenzial Ihres Kind wächst mit den Anforderungen;
Ihr Kind ist stolz darauf, wenn es selbst etwas geleistet hat.
    Die Mutter von Tim (elf Jahre) beispielsweise hat sich vorgenommen, Hausaufgaben als einen Teil seines ganz normalen Schulalltags zu sehen, der einfach hingenommen werden muss. Statt wie bisher ihrem Sohn ständig über die Schulter zu schauen und ihn dabei immer wieder belehrend zu verbessern (»Merk dir doch endlich mal, dass man nämlich ohne h schreibt!«) und ihm dadurch jegliche Möglichkeit zu nehmen, selbstständiges Arbeiten zu lernen, setzt sie sich nun einfach dazu und erledigt das, was bei ihr so anfällt (egal, ob es sich dabei um die Steuererklärung, Briefe an Freunde oder die Checkliste für den nächsten Urlaub handelt). »Endlich komme ich auch dazu, einiges wegzuarbeiten«, sagt sie, »und Tim hat eine gewisse Sicherheit, weil ich in der Nähe bin, aber nicht als Kontrollinstanz, sondern ebenso beschäftigt wie er.«
    Zu Anfang versuchte Tim natürlich, die üblichen Fragen loszuwerden (»Guckst du mal? Was soll ich denn hier machen?«), doch seine Mutter erklärte ihm freundlich, aber bestimmt: »Versuch es doch bitte erst mal allein. Wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin, schaue ich mir an, was du gemacht hast.« Und damit es zügiger ging, setzte sie ein Zeitlimit, bis wann ungefähr beide fertig sein sollten.
    Dahinter steht die Erkenntnis: Je jünger die Kinder sind, umso mehr brauchen sie das beruhigende Gefühl, dass im Notfall jemand zugegen ist, der ihnen weiterhilft. Genau das vermitteln Sie durch Ihre Anwesenheit. Das heißt jedoch nicht, dass Sie bei jedem flehentlichen Blick sofort aufspringen und helfen sollen. Diese Reaktion wäre das falsche Signal, denn warum sollte sich Ihr Kind überhaupt anstrengen, wenn Sie ihm schon vorab die Lösungen präsentieren?
    Doch nicht nur das! Ihr vorschnelles Eingreifen hat auch noch eine andere unerwünschte Wirkung bei Ihrem Kind. Ähnliches erleben Sie zum Beispiel, wenn Onkel Hermann (der zugegebenermaßen als Ökoexperte in der Familie gilt) bei einer Familienfeier nichts Sinnvolleres zu tun hat, als Ihnen weitschweifig vorzurechnen, wie durch eine moderate Steuererhöhung der CO 2 -Ausstoß verringert werden könnte.
    Zwar sind Sie auch der Meinung, dass die Umwelt geschont werden muss, aber Sie schalten garantiert bei der fünften Zahlenkolonne ab, mit der Onkel Hermann souverän hin und her jongliert. Warum sollten Sie auch noch mitdenken? Er weiß es sowieso besser. Und genauso ergeht es Ihrem Kind, wenn Sie es mit Ihrem Wissen überfahren und überfrachten.
    Und noch etwas sollten Sie bedenken, wenn Sie das nächste Mal einen Blick in das Englischheft Ihres Kindes werfen, mit geübtem Blick den Fehler in der zweiten Zeile entdecken und Ihr Kind sofort darauf hinweisen wollen, dass
sanshine
falsch geschrieben ist. Fragen Sie sich lieber: Sitze ich beim Englischdiktat etwa auch neben ihm und kann helfend einschreiten?
    Also halten Sie sich besser geduldig zurück und schlagen Ihrem Kind stattdessen vor, am Schluss den gesamten Text nochmals gründlich durchzulesen (kleine Hilfe: Ein weißes Blatt, unter die jeweilige Zeile gelegt, führt bei Texten dazu, dass sie aufmerksamer

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