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Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern

Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern

Titel: Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Zimmermann , Klaus Fritz
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getestet haben oder nicht, an der Tatsache, dass Hausaufgaben von Ihrem Kind allein gemeistert werden müssen, ändert sich nichts. Allein und in einer überschaubaren Zeitspanne.
    Hausaufgaben sollten einen bestimmten Zeitrahmen bei der Erledigung nicht überschreiten und nicht zum dumpfen Gedankenmarathon ausarten. So ist zum Beispiel festgelegt, dass in den fünften und sechsten Klassen die Hausaufgaben in circa 90   Minuten erledigt sein sollten, in den siebten bis zehnten Klassen in circa 120   Minuten.
    So weit die graue Theorie. Die Praxis sieht in den meisten Fällen völlig anders aus. Da ist zum einen das Kind, das nach einer knappen halben Stunde alle Hefte zuklappt und fröhlich meint: »Alles o. k.!«, wobei hier manchmal ein kurzer Kontrollblick, ob auch wirklich alle Aufgaben erledigt wurden, ganz nützlich sein kann.
    Die Mehrzahl der Kinder allerdings brütet eher stundenlang über den Aufgaben, was leider nicht heißt, dass hier besonders viel und gründlich gelernt wird. Im Gegenteil: Oft zeigt eine sehr lange Dauer vor allem, dass das Kind ineffektiv arbeitet und/oder lernt (was viele Mütter intuitiv schon lange wissen, belegen inzwischen auch wissenschaftliche Studien). Frust und Ärger sind die Folge.
    Die Arbeitshaltung mag am Kind selbst liegen: Ob es trödelt oder zügig arbeitet, kann wiederum von Optimismus und Ehrgeiz (»Ich krieg das raus!«) oder Misserfolgsorientierung abhängen (»Ist doch sinnlos! Ich raff das sowieso nicht!«). Doch warum reagieren Kinder so unterschiedlich auf Herausforderungen?

■ »Du kannst das!«
    Wie kryptisch sich die Wissenschaft der Bildungsforschung ausdrückt, zeigen Sätze wie: »Schüler bearbeiten Hausaufgaben dann sorgfältig und effektiv, wenn sie davon überzeugt sind, dass sie bei den Hausaufgaben etwas lernen können. Gleichzeitigbrauchen sie das Vertrauen, dass sie die jeweiligen Aufgaben lösen können, wenn sie sich nur genug anstrengen.« 4
    Erklärungen wie diese drehen sich im Kreis, denn Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stellt sich erst nach einer Reihe erfolgreich gelöster Hausaufgaben ein, um dann wieder zur Voraussetzung dafür zu werden, dass auch die künftigen Hausaufgaben erfolgreich erledigt werden.
    Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind Erfolgserlebnisse hat. Dazu zählt vor allem eine generelle innere Haltung des Vertrauens in sein Können. Dabei verlangt niemand von Ihnen, eine ähnliche Verzückung zu empfinden wie bei den ersten Gehversuchen Ihres Kindes; aber ein bisschen Begeisterung darf schon sein.
    ► Wenn Sie der Überzeugung sind, dass Ihr Kind es schafft   – was
es
auch immer sein mag   –, dann sollten Sie dies auch klar zum Ausdruck bringen. Sie setzen damit einen außerordentlichen Motivationsschub in Gang.
    Falls Sie jetzt einwenden, die Leistungen Ihres Kindes seien nicht so grandios, dass Sie wahre Freudentänze aufführen könnten, so mögen Sie damit schon recht haben. Das ist hier auch nicht gemeint. Denn genauso wenig, wie Sie vielleicht in der Lage wären, einen 10   00 0-Meter -Lauf zu gewinnen oder ein Dreisternemenü auf den Tisch zu bringen, so wenig muss Ihr Kind Klassenbester sein.
    Die Erkenntnis, dass Ihre Kochkünste nicht preisgekrönt sind (um bei diesem Beispiel zu bleiben), wird nicht dazu führen, dass Sie den Kochlöffel wütend in die Ecke feuern und ab sofort Ihre Küche nicht mehr betreten. Im Gegenteil. Stattdessen bemühen Sie sich Tag für Tag, haben vielleicht sogar den sinnigen Spruch »Übung macht den Meister« im Hinterkopf und stellen dann irgendwann tatsächlich fest, dass es doch ganz gut klappt. Zwar nicht mit einer enthusiastischen Erwähnung im Gault Millau   – aber das Lob Ihrer Familie motiviert Sie dazu, sich nach und nach auch an schwierigere Rezepte heranzutrauen.
    Übertragen auf das Thema Hausaufgaben heißt das: Qualitäten wie Denkvermögen, Musikalität, Empathie etc. sind unterschiedlich verteilt. Wenn Sie also erkennen, dass Ihr Kind trotz Förderung zum Beispiel wenig Sinn für die Logik mathematischer Formeln entwickelt, ist das nicht der Beweis dafür, dass Sie in einer frühen Phase Ihres Kindes versagt haben (oder haben Sie in den ersten Lebensmonaten Ihres Kindes den spielerischen Umgang mit dem Zahlenraum 1 bis 1000 versäumt   …?). Die mangelnde Begabung für Mathematik kann auch   – wie Augen- und Haarfarbe etc.   – einfach vererbt sein. Vielleicht müssen Sie sich bei der Gelegenheit eingestehen, dass auch Sie in diesem Bereich

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