Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
Unterrichtsstoff besprochen werden, andererseits müssen die Lücken, die von Schüler zu Schüler unterschiedlich und häufig nicht so offensichtlich sind, aufgespürt und beseitigt werden. Allein schon vom Zeitaufwand her ist es für den Nachhilfelehrer schwierig, den diversen Anforderungen in einer Gruppe gerecht zu werden. Eine Schülerin erzählt: »Manches hab ich viel schneller als die anderen kapiert und musste dann warten, bis alle das einigermaßen verstanden hatten. Klar, dass ich mich gelangweilt habe. Allein wäre ich bestimmt viel schneller vorwärtsgekommen.«
Falls Sie sich nicht entscheiden können, schließen Sie einen akzeptablen Kompromiss: Finanzieren Sie Ihrem Kind zuerst Einzelnachhilfe. Zeigen sich Fortschritte, kann es immer noch in eine Gruppe überwechseln.Klären Sie die Möglichkeit eines Wechsels auf alle Fälle rechtzeitig mit dem Anbieter.
»Unsere Lehrer kommen zu Ihnen ins Haus«, wirbt eine Nachhilfeschule. Auf den ersten Blick eine gute Sache, vor allem dann, wenn Ihnen als Eltern damit aufwändige Taxidienste erspart bleiben. Aber diese Mutter beispielsweise sieht eher Nachteile: »Wir wohnen auf dem Land, und natürlich war ich froh, dass ich Aileen nicht in die Stadt zur Nachhilfe fahren musste. Trotzdem fand ich die Tage, an denen die Nachhilfelehrerin kam, ziemlich anstrengend. Ich musste natürlich vorher aufräumen, damit es nicht allzu chaotisch aussah. Und während Aileen Nachhilfe bekam, hatte ich alle Hände voll zu tun, die jüngeren Geschwister ruhigzuhalten.« Wägen Sie also gut ab, welche Lösung für Sie langfristig gesehen die attraktivere ist.
■ Was besagen Zertifikate?
Bei der Suche nach den unterschiedlichsten Produkten orientieren wir uns gerne an Gütesiegeln. Das gilt auch für die Suche nach der besten Nachhilfe. Orientierungshilfe glauben viele Eltern in den Zertifikaten überregional angesiedelter Institute zu sehen – obwohl die Nachhilfe dort oft deutlich teurer ist als die private.
Lassen Sie sich von Zertifikaten aber nicht allzu sehr beeinflussen, denn meistens beschränken sich diese auf formale Kriterien. Über die tatsächliche Qualität des Unterrichts – wie auch über die pädagogischen Fähigkeiten und das Engagement der Lehrkräfte – sagen Zertifikate nämlich nichts aus.
Aufschlussreich kann es sein, sich im Internet nicht nur über die Anforderungen der TÜ V-Richtlinien und RA L-Gü tezeichen für Nachhilfeinstitute selbst ein Bild zu machen, sondern auch die Stellenangebote der Institute durchzusehen. Als Voraussetzung für Bewerber wird zwar grundsätzlich die allgemeine Hochschulreife verlangt – die weitere beruflicheQualifikation aber ist beliebig. Gesucht werden beispielsweise auch Journalisten oder Fremdsprachenkorrespondenten als Lehrkräfte, und natürlich häufig Studenten.
Fachwissen mag also sicherlich vorhanden sein, aber »oft ist auch nicht klar, nach welchen Unterrichtsprinzipien die Nachhilfelehrer vorgehen«, beklagt Marianne Demmer, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Weiter stellt sie fest: »Während jeder Wirt bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss, bevor er im Lokal Gäste bedienen darf, ist für den Betrieb eines Nachhilfeinstituts lediglich eine Gewerbeanmeldung nötig.« Sie fordert deshalb: »Höchste Zeit, verbindliche Qualitätskriterien für Nachhilfeinstitute einzuführen und sie einer staatlichen Aufsicht zu unterstellen.« 19
Natürlich stellen Nachhilfeinstitute auch ausgebildete Lehrer ein, aber es stimmt nachdenklich, wenn der Stundenlohn der Lehrkräfte nur geringfügig höher ist als der einer Putzhilfe, wie beispielsweise bei einem großen Anbieter, der Lehrern für Mathematik nur zehn bis zwölf Euro die Stunde bezahlt, Vorbereitungszeit inklusive. Hier muss ein Profi schon sehr viel Idealismus besitzen, um nachmittags Nachhilfeunterricht als Minijobber zu erteilen. Oder er muss auf diesen Verdienst dringend angewiesen sein.
Falls Sie aber wenig Lust verspüren, Nachmittage lang diverse Nachhilfeeinrichtungen zu testen oder sich auf Mundpropaganda zu verlassen wie: »Wir haben da einen wahnsinnig netten Studenten für unseren Jan-Oliver. Der trichtert ihm endlich mal die Konjugation der unregelmäßigen Verben ein. Wäre der nicht auch was für Ihren Sohn?«, gibt es auch noch einen einfacheren Weg: »Wir hatten eine echte Odyssee von Nachhilfelehrer zu Nachhilfelehrer hinter uns«, erzählt eine Mutter, »bis wir endlich auf die
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