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Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern

Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern

Titel: Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Zimmermann , Klaus Fritz
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Kontakt, der mehr umfasst als die bloße Wahrnehmung einer Reaktion am Bildschirm.
    Falls Sie sich aber   – aus welchen Gründen auch immer   – trotzdem für Internet-Nachhilfe entscheiden, dann sollten Sie vorab klären:
ob der Computer immer zu bestimmten Zeiten frei ist;
ob alle technischen Voraussetzungen gegeben sind (zum Beispiel der Internetzugang schnell genug ist);
wie groß die Gefahr von technischen Pannen ist (die dann eventuell nur ein Fachmann beheben kann);
wie hoch die Kosten sind.
    In einem Chat ernsthafte Fragen an den Tutor zu stellen, wenn möglicherweise andere eingeloggt sind, die wenig Interesse am Unterrichtsstoff haben, erfordert erhebliche Konzentration und großes Durchsetzungsvermögen von Ihrem Kind.
    »Nachhilfe brauch ich nicht«, beruhigt Jana ihre Eltern. »So schlecht sind meine Noten schließlich nicht. Ich will bloß ab und zu Tipps bei den Hausaufgaben. Und dafür gibt‘s ganz tolle Seiten im Internet.«
    So ganz beruhigt ist Janas Mutter dadurch nicht   – im Gegenteil: Sie möchte die Gewissheit haben, dass ihre Tochter sich im Internet nur auf wirklich sicheren Seiten bewegt (auf seitenstark.de kann sie übrigens Näheres dazu erfahren).
    Wie angebracht gesundes Misstrauen im Netz ist, merkt Janas Mutter, als sie eine der »tollen Seiten« selber aufruft und ziemlich schockiert liest, womit ein Internetanbieter wirbt: »Mehr als 10   000   Hausaufgaben und Referate zum kostenlosen Download, Onlinehilfe für Schwierigkeiten bei Hausaufgaben, Lerntipps, Schummeltricks, Ausreden und Entschuldigungen:Auf diesen Seiten findest du alles, was ein Schüler braucht!«
    Beruhigend findet Janas Mutter nur den Begriff »kostenlos«, im Gegensatz zu den vielen kostenpflichtigen Downloads, die auch noch angeboten werden. Aber völlig gratis ist auch hier nichts: Der Anbieter will dafür E-Mail -Adresse, Name, Anschrift und Alter erfahren   – und außerdem dürfen auch noch die E-Mail -Adressen von Freunden angegeben werden. Janas Mutter stellt empört fest: »Für wie blöde halten die uns eigentlich? Die wollen doch nur auf billige Weise an persönliche Daten kommen, die sie weiter nutzen und verkaufen können. So stelle ich mir Hilfe bei den Hausaufgaben jedenfalls nicht vor!«
    Abgesehen davon erfüllen diese Seiten im Grunde keinen anderen Zweck als das bewährte handschriftliche Abschreiben, das wohl in jeder Generation praktiziert wird   – mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass hier meist zumindest ein Minimum an Wissen hängen bleibt, während zum Downloaden ein schlichter Mausklick genügt.
    Dass Schüler so »arbeiten«, bleibt natürlich auch Lehrern nicht verborgen. Ein Biolehrer meint dazu: »Einer meiner Schüler hat sich nicht mal die Mühe gemacht, auch nur ein kleines bisschen zu verschleiern, dass er sein Referat aus dem Internet kopiert hat.« Zwar ist dieser Lehrer kein Computer-Freak, wie er zugibt, aber er kennt den Stil der unter Schülern üblichen Webseiten inzwischen so gut, dass er ein vorgefertigtes Referat von einem selbst erarbeiteten unterscheiden kann. »Wenn schon schlecht«, fügt er hinzu, »dann lieber auf dem eigenen Mist gewachsen. So kann ich wenigstens erkennen, wo bei einem Schüler die speziellen Probleme liegen.«
    Aber auch wenn Internetseiten nicht zum Mogeln genutzt werden, sondern zum Lernen, sind sie nicht unbedingt didaktisch hilfreich. »Ich hab den Konjunktiv gelernt, ganz ehrlich«, beteuert Sabrina und bringt als Beleg ihrem Deutschlehrer in der nächsten Stunde einen Ausdruck einer Grammatikseite aus dem Internet mit. Der Inhalt ist völlig korrekt, aber es fehlt jegliche Erklärung, wie denn die verschiedenen grammatikalischenFormen gebildet werden. Der Deutschlehrer stellt dazu fest: »Für einen guten Schüler ist es wahrscheinlich kein Problem, die Regeln dahinter zu entdecken   – für schlechte Schüler aber sehr wohl.« Und gerade sie sind es ja, die Hilfe brauchen und im Internet zu erhalten hoffen.
    Solche Pseudo-Lernhilfen, die reines Faktenwissen bieten   – manchmal sogar fehlerhaft dargestellt   –, sind völlig nutzlos, denn der Lerneffekt solcher Seiten liegt bei null. Aus jedem Schulbuch erfährt ein Schüler mehr. Wahrscheinlich machen diese Webseiten nur denjenigen glücklich, der sich damit im Internet präsentiert.

■ Mit Eigeninitiative zur Alternative
    Die Begeisterung vieler Eltern, vielleicht sogar jahrelang teure Nachhilfestunden berappen zu dürfen, hält sich freilich in Grenzen:

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