Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
abschneidet, und scheuen deshalb weder Mühe noch Geld. Dementsprechend boomt das Geschäft mit der Nachhilfe und lockt natürlich auch unseriöse Anbieter an.
Sie können davon ausgehen, dass kaum jemand Nachhilfe nur deshalb erteilt, weil er mit Herz und Seele Pädagoge ist und einfach Spaß am Unterrichten hat. Stattdessen geht es in den meisten Fällen einfach darum, mit Nachhilfe Geld zu verdienen. Das ist auch völlig legitim. Niemand verlangt beispielsweise von einem Automechaniker, dass er aus Begeisterung für seine Arbeit kostenlos Autos repariert. Und genau so, wie Sie in diesem Fall gute Arbeit erwarten können – Sie bezahlen ja schließlich dafür –, so sollten Sie auch an den Nachhilfelehrer hohe Ansprüche stellen. Eine Nachhilfestunde ist nämlich nicht einfach so nebenbei zu erledigen. Im Gegenteil: Der Lehrer sollte die Rahmenbedingungen schaffen, damit Ihr Kind die Stunde nicht einfach absitzt – es soll aktiv mitdenken, Fragen stellen, Lösungswege suchen, kurzum, profund lernen. Um das zu erreichen, ist ein professionelles didaktisches und pädagogisches Konzept mit der dazu passenden Lehrerpersönlichkeit notwendig.
Am ehesten finden Sie sie, wenn Sie sich – ganz egal, ob Sie sich für ein Nachhilfeinstitut oder einen privaten Nachhilfelehrer entscheiden – einen Beratungstermin geben lassen (dieser Termin sollte kostenlos sein, oder zahlen Sie etwa für die Beratung im Schuhgeschäft?), bei dem Sie Antworten auf alle Fragen bekommen, die Sie im Zusammenhang mit der Nachhilfe haben. So, wie Sie Ihr Kind dazu ermuntern, im Unterricht nachzufragen, wenn es etwas nicht verstanden hat, sollten auch Sie sich nicht scheuen, im Zweifelsfall lieber noch mal nachzuhaken. Nehmen Sie alle Unterlagen wie Klassenarbeitshefte, Haushefte etc. mit. Und selbstverständlich nehmen Sie auch Ihr Kind mit, denn es ist ja schließlich die Hauptperson.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Nachhilfe ist natürlich, dass der künftige Nachhilfelehrer genau erkennt, wo dieSchwächen Ihres Kindes liegen. Ein nur flüchtiges Durchblättern der Hefte ist nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Sie können außerdem erwarten, dass er eine klare Aussage trifft, ob Nachhilfe überhaupt sinnvoll ist. Denn sicherlich nützt sie nur dann, wenn die Schulprobleme nicht Anzeichen für ganz andere Probleme sind. Ein seriöser Nachhilfelehrer wird zum Beispiel bei Schülern mit Legasthenie und Dyskalkulie eher vorsichtig mit Erfolgsgarantien sein und Sie fairerweise auf den Bundesverband »Legasthenie und Dyskalkulie« oder informative Internetportale wie LegaKids.net hinweisen. 18
Grundsätzlich gilt: Erfolgsgarantien bei Nachhilfe gibt es nicht. Niemals kämen Sie auf die Idee, Versprechungen wie »Zehn Kilo weniger in fünf Tagen« für bare Münze zu nehmen. Genauso wenig sollten Sie sich darauf verlassen, wenn ein Nachhilfeanbieter im Internet behauptet: »Mit unserer Unterstützung erreicht auch Ihr Kind im nächsten Schuljahr die Versetzung, ein besseres Zeugnis …« Ehrlicher wäre hier eine Aussage wie: »Wir werden alles versuchen, damit Ihr Kind im nächsten Jahr die Versetzung erreicht, ein besseres Zeugnis bekommt etc.« Seien Sie also bei vollmundigen Garantieerklärungen besonders vorsichtig!
Fragen Sie die Lehrkraft ganz ungeniert nach ihrer Qualifikation und bitten eventuell um Referenzen, denn der Begriff »Nachhilfelehrer« ist gesetzlich nicht geschützt. Natürlich hat ein pensionierter Oberstudienrat in seinem langen Lehrerdasein schon so viele Schüler unterrichtet, dass er wahrscheinlich schnell erkennt, wo genau die Schulprobleme Ihres Kindes liegen und wie er die Nachhilfestunden aufbauen muss, damit sich ein Lernerfolg einstellt. Andererseits kann ein Student mit dem ersten Staatsexamen und einem wahrscheinlichlockereren Umgangston motivierender wirken, auch deshalb, weil ihm die Lebenswelt eines Jugendlichen mit seinen Problemen noch sehr präsent ist und Ihr Kind sich von ihm vielleicht eher verstanden fühlt.
Bestehen Sie bei Instituten darauf, den Nachhilfelehrer kennenzulernen. Nur wenn die Chemie zwischen Ihrem Kind und dem Nachhilfelehrer stimmt, kann sich ein Lernerfolg einstellen. In vielen Fällen zeigt sich auch, dass erst dann etwas gelernt wird, wenn der Nachhilfelehrer anders »gestrickt« ist als der Fachlehrer, denn das vermeidet eingefahrene Verhaltensmuster, die auch eine Ursache für den fehlenden Schulerfolg sein können.
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