Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
ein ganz normales Unternehmen funktioniert – mit Mitarbeitern, die sich um jede Zusatzaufgabe reißen, solchen, die jegliche weitere Belastung vermeiden wollen, und denen, die sowieso alles besser wissen.
Sie kennen das. Und genauso, wie Sie aus dem Berufsleben wissen, dass man mit dem Kollegen X am besten auf diese oder jene Weise zurechtkommt, gehen Sie im Hinblick auf den Lehrer Y den nächsten Termin in der Schule überlegt an. (Siehe auch das Kapitel: Elternsprechstunde.)
■ So stärken Sie die Position Ihres Kindes
Nehmen Sie Ihr Kind immer ernst und hören Sie ihm zu, wenn es Probleme in der Schule hat.
»Mit meinen Eltern kann ich über meine Schwierigkeiten in der Schule nicht reden. Sie wissen sofort immer alles besser und machen mir Vorwürfe«, beklagt sich der fünfzehnjährige Benjamin in der Sprechstunde des Schulpsychologen, der dann im Gespräch feststellt, dass es Benjamins Eltern offenbar nicht schaffen, eine ruhige und vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre herzustellen – deren Grundvoraussetzung darin besteht, dass man dem anderen erst einmal aufmerksam zuhört.
Vermeiden Sie also Problemgespräche zwischen Tür und Angel. Machen Sie stattdessen einen geeigneten Zeitpunkt für ein Gespräch aus und sorgen Sie für einen ungestörten Verlauf des Gesprächs. Telefonate zum Beispiel werden dann eben einfach nicht angenommen. Oder versuchen Sie es mit einem Ortswechsel, denn manchmal spricht es sich in anderer Umgebung leichter, zum Beispiel während eines Spaziergangs.
Falls Sie ein schlechtes Gewissen haben, weil Sie meinen, sich immer postwendend um alles kümmern zu müssen: Kinder verkraften es, wenn sie nicht sofort beim Betreten der Wohnung ihre Probleme loswerden können. Es gibt aber auch Ausnahmen: Falls es wirklich einmal »brennt« und Ihr Kind weinend nach Hause kommt, dann vergessen Sie für die nächste halbe Stunde alle anderen Aufgaben und widmen sich nur dem Kind.
Denken Sie daran, dass es den uneingeschränkten emotionalen Rückhalt braucht – besonders bei Problemen in der Schule. Oft reicht es schon aus, ein Kind, das völlig aufgelöst aus der Schule kommt, einfach liebevoll in den Arm zu nehmen, um es fürs Erste zu beruhigen. Wenn es aber schimpfen möchte, dann lassen Sie das ruhig zu – denn die emotionale Luft braucht ein Ventil. »Der neue Deutschlehrer von Myriam hat gesagt, dass er noch nie so eine faule Klasse gesehen hat«,erzählt ein Vater. »Dabei hatte meine Tochter die Hausaufgaben gemacht, und dann muss sie sich so was anhören. Im ersten Moment hätte ich am liebsten gleich den Lehrer angerufen und ihm was von Pädagogik erzählt! Aber ich kenne Myriam. Ich weiß, dass ihr dieses Telefonat furchtbar peinlich gewesen wäre, also habe ich sie gefragt, was sie denn jetzt von mir erwartet. Nichts, stellte sich heraus, sie wollte nur ihren Ärger loswerden. Damit war die Sache geregelt, und ich war natürlich froh, dass ich nicht überreagiert habe.«
Vor allem ab der Pubertät finden es viele Jugendliche extrem peinlich, wenn Eltern in solchen Fällen eingreifen. Akzeptieren Sie das – auch wenn Sie vielleicht versucht sind, etwas zu unternehmen. Nur so können Sie sicher sein, dass Ihr Kind Ihnen auch weiterhin vertraut. Die Probleme sind damit allerdings noch nicht gelöst. Und lösen sich in vielen Fällen auch nicht von selbst.
Versuchen Sie jetzt in einem zweiten Schritt, die oft starken Emotionen an den Rand zu stellen und zum Kern des eigentlichen Problems zu kommen. Das erreichen Sie nicht, wenn Sie aufgeregt in eine pauschale Lehrerschelte mit einstimmen. Versuchen Sie stattdessen – zusammen mit Ihrem Kind – möglichst nüchtern den Konflikt zu benennen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Gehen Sie also lösungs- und nicht problemorientiert vor!
Suchen Sie nicht die Konfrontation, sondern die Kooperation mit dem Lehrer. Konzentrieren Sie sich dabei allein auf das, was für Ihr Kind wichtig ist, und bemühen Sie sich um eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Schule.
Geben Sie den Lehrern ein Feedback!
»Die Zahl der Eltern, die sich bei mir über alles mögliche beklagen, ist groß«, stellt eine Mathelehrerin fest. »Das fängt an beim Unterrichtsbeginn früh morgens – für den ich nun wirklich nichts kann – und geht bis zum Lehrplan, den ich übrigens auch nicht zu verantworten habe. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als neulich eine Mutter anrief und sich dafür bedankthat, dass ich mir die
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