Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
Interesse an einer Zuspitzung der Situation; Sie wollen eine Lösung, die Ihrem Kind weiterhilft. Machen Sie deutlich, dass Sie die Gefühle Ihres Kindes ernst nehmen – und dass Sie das auch vom Lehrer erwarten.
Schuldzuweisungen bringen in keinem Fall weiter; appellieren Sie stattdessen an seine Fähigkeiten als Pädagoge. Leichter gesagt als getan, denkt man, wenn man es mit einer Deutschlehrerin zu tun hat, die einer Dreizehnjährigen erklärt: »Aus dir wird sowieso nie was!«, oder mit einem Schulleiter, der mit hochrotem Gesicht in der Klasse herumbrüllt, weil wieder ein paar Schüler die Verbesserung der Klassenarbeit nicht abgegeben haben. – Wie sollen sich Eltern in solchen Situationen verhalten?
Zum einen ist sicherlich zu klären, ob es sich um einen Ausrutscher des Lehrers handelt, dem wie jedem Menschen auch mal ein »schlechter Tag« zugestanden werden muss, oder ob solches Verhalten öfter vorkommt. Falls ja, dann fragen Sie Ihr Kind, ob Sie etwas unternehmen sollen, und nehmen Sie nicht vorschnell die Position jenes Vaters ein, der sagt: »Ich bin der Meinung, dass meine Kinder mit belastenden Situationen in der Schule selbst zurechtkommen müssen. Ich arbeite in einem großen Konzern, in dem es weiß Gott auch nicht immer fair zugeht.«
Einen wesentlichen Unterschied übersieht dieser Vater nämlich: In der Schule sind es Kinder, die sich in vielen Fällen noch nicht zu wehren wissen und die deshalb elterliche Unterstützungbenötigen. Besonders wichtig ist das bei jüngeren Kindern, damit ihr Vertrauen in den elterlichen Schutz nicht leidet. Deshalb: Ergreifen Sie Partei, wenn Lehrer ein Kind bewusst bloßstellen, anbrüllen oder lächerlich machen!
Meistens handelt es sich nicht um einen Einzelfall, vielfach sind auch andere Kinder in der Klasse betroffen. Setzen Sie sich dann mit deren Eltern zusammen, dokumentieren Sie Ihre Beschwerde und machen Sie einen Termin mit diesem Lehrer aus. Manchmal kann es sinnvoll sein, dass alle betroffenen Eltern dabei sind, damit das Signal beim Lehrer richtig ankommt: Wir dulden dieses Verhalten nicht!
Aber was ist, wenn trotz aller Bemühungen das Gespräch mit dem Lehrer kein zufriedenstellendes Ergebnis bringt? Eine Mutter meint dazu: »Wir haben uns schließlich in unserer Verzweiflung bei der Schulleiterin beschwert, weil die Situation immer schlimmer wurde: Die Deutschlehrerin mobbt unsere Tochter, und alle Gespräche mit ihr haben nichts geholfen. Noch einmal würde ich mich aber bestimmt nicht mehr beschweren. Wir haben jetzt nämlich das Gefühl, dass das Kind inzwischen auch von anderen Lehrern unfair behandelt wird. Wie sie da einen Abschluss schaffen soll, ist uns ein Rätsel.«
Eigentlich sind Lehrer erwachsene Menschen – so hofft man wenigstens – und sollten von daher auch Kritik aushalten und Fehler eingestehen können. Aber häufig scheint das nicht der Fall zu sein, wie auch eine Umfrage der ›ZEIT‹ deutlich macht, in der 41 Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass Lehrer keine Kritik akzeptieren. 26
In ganz hartnäckigen Fällen, in denen eine Situation hoffnungslos verfahren ist, obwohl das Schulamt (in manchen Bundesländern das Regierungspräsidium; die entsprechenden Telefonnummern und Adressen finden Sie im Internet oder erhalten Sie über das Schulsekretariat) und vielleicht sogar ein Rechtsanwalt eingeschaltet sind, hilft manchmal nur ein Schulwechsel auf ein anderes Gymnasium.
Sollte es wirklich dazu kommen, wünschen Sie sich natürlich für Ihr Kind einen reibungslosen Start an der neuen Schule; es soll dort unbelastet von Querelen lernen können. Gehen Sie den Schulwechsel diskret an. Sie können davon ausgehen, dass sich die Schulleiter der Gymnasien untereinander austauschen, beispielsweise auf regelmäßigen Tagungen. Und Sie als Eltern wollen doch auf keinen Fall, dass Ihr Kind bereits mit einer Hypothek an die neue Schule kommt. Außerdem geht es Ihnen auch nicht darum, der bisherigen Schule zu beweisen, wie schlecht sie ist.
Glücklicherweise ist dieser Weg aber nur selten nötig, denn häufig reicht bereits ein Gespräch mit dem Lehrer, das Sie mit entsprechendem Nachdruck führen. Und es spricht dann auch nichts dagegen, beispielsweise beim nächsten Schulfest auf den betreffenden Lehrer zuzugehen und sich zu bedanken, wenn sich das Verhältnis positiv entwickelt hat.
Warum denn das?, denken Sie vielleicht. Der Mensch soll seine Arbeit ordentlich machen, mein Kind fair behandeln, dafür
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