Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
wird er bezahlt – warum soll ich mich da auch noch bedanken?
Weil Ihnen Ihr Kind am Herzen liegt. Weil Sie wissen, dass ein Krieg zwischen Eltern und Lehrern in den meisten Fällen auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird. Und weil Sie aus Ihrer eigenen pädagogischen Erfahrung wissen, dass Lob für richtiges Verhalten immer noch die beste Verstärkung ist.
■ Welche Formen gibt es?
»Ich fühl mich so mies!«, klagt Hannah schon den dritten Tag in Folge, als ihre Mutter sie morgens zum Frühstück rufen will. Aber bei der Dreizehnjährigen zeigen sich weder Husten noch Schnupfen, sie hat auch kein bisschen Fieber, im Gegenteil, sie ist körperlich völlig gesund, wie der Kinderarzt der besorgten Mutter versichert. Er vermutet, dass die Ursache für Hannahs Krankheitsgefühl in der Schule liegt: »In meiner Praxis erlebe ich immer mehr Kinder mit Stresssymptomen. Vielleicht werden in dieser Woche ja viele Klassenarbeiten geschrieben. Da fühlt sich schon so mancher Schüler krank.«
Doch Angst vor Klassenarbeiten dürfte Hannah eigentlich nicht haben, denn sie ist eine sehr gute Schülerin, bringt fast nur Einser und Zweier nach Hause. Die Mutter hat inzwischen noch einen anderen Verdacht. Seitdem die Klasse aus organisatorischen Gründen – und trotz des Widerstands vieler Eltern – neu zusammengesetzt wurde, zeigt sich Hannah verändert. Ihre Mutter informiert sich im Internet (Informationen zu diesem und auch vielen anderen wichtigen Themen erhalten Sie im Online-Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP), Internetadresse: familienhandbuch. de) und findet ihre Vermutung bestätigt:
Klagt ein Kind häufig vor Unterrichtsbeginn über körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen, zieht es sich von Klassenkameraden zurück, sollten Eltern Mobbing als mögliche Ursache nicht ausschließen.
Nach einer Umfrage von mobbing.seitenstark.de (2007), an der sich fast 2000 Schüler beteiligt haben, gaben 54,3 Prozent an, innerhalb der vergangenen zwei Monate mindestens einmal direkt gemobbt worden zu sein. Auffällig ist die starke Zunahme des Cybermobbings mit Internet und Handy. Die Altersgruppe zwischen 10 und 13 Jahren ist dabei besonders betroffen, und die Mehrzahl dabei sind Jungs – sowohl als Täter als auch als Opfer.
Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Schließlich konnten nicht alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland befragt werden, und einfach hochrechnen lässt sich die Zahl auch nicht. Aber das ist kein Grund, Entwarnung zu geben. Denn liest man auf dieser Webseite, was Schüler über ihre Erlebnisse berichten und wie sehr sie leiden, wünscht man sich ganz schnell eine Art Wunderwaffe gegen Mobbing, die es aber leider nicht gibt.
Einmal
von der Klasse ausgelacht zu werden, bedeutet auch noch nicht Mobbing. Zurückweisungen und Niederlagen sind zwar hart, aber Kinder lernen auch damit umzugehen. Mitschüler können grausam sein und wahrscheinlich erinnert sich noch mancher an die bittere Erfahrung, als Einziger aus der Klasse nicht zum Geburtstag eingeladen oder auf dem Pausenhof auch mal von anderen gemieden worden zu sein. Anders sieht es aus, wenn eine Systematik dahintersteckt, also ein Kind immer wieder bedroht, beleidigt oder geängstigt wird.
Häufiger als körperliche Übergriffe sind Ausgrenzung (»Mit dir wollen wir nichts zu tun haben!«), Spott (»Du bist ja so was von dumm!«) und Verachtung (»Wer läuft denn schon mit solchen Klamotten rum!«). Man kann sich leicht vorstellen, wie schwer es einem Kind fällt, über solche Herabwürdigungen offen zu sprechen.
Eigentlich gehört es in die pädagogische Verantwortung eines jeden Lehrers, Mobbing zu erkennen und sofort zu unterbinden. Aber leider bekommt er in vielen Fällen gar nicht mit, wenn ein Kind gemobbt wird. Das mag zum einen an einer großen Schülerzahl in einer Klasse liegen, zum anderen vielleichtdaran, dass ein Fachlehrer, der eine Klasse zwei Stunden in der Woche sieht, natürlich nur einen begrenzten Einblick in die Klassenstruktur und das soziale Klima hat. Und bei manchen Lehrern liegt es leider daran, dass sie es einfach nicht sehen wollen, wie immer wieder von Eltern berichtet wird.
Aber auch für einen Klassenlehrer, der mehr Zeit für die Klasse hat und sich erkennbar für ein gutes Sozialklima einsetzt, ist es nicht unbedingt ersichtlich, wenn gemobbt wird; dafür sorgen Täter und Opfer häufig gleichermaßen – aus
Weitere Kostenlose Bücher