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h3rzklopfen - Kurzgeschichten

h3rzklopfen - Kurzgeschichten

Titel: h3rzklopfen - Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keo Weller
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summte das Türschloss, ich öffnete die Türe und ging in das Treppenhaus. Ihre Wohnung war im fünften Stock. Wie meistens, nahm ich auch diesmal die Treppen und nicht den Aufzug. Oben angekommen, bog ich in den langen, dunklen Gang ab, von dem links und rechts Wohnungen abzweigten. Wie immer war die Türe ganz hinten schon leicht geöffnet, und Licht fiel in den Gang. Langsam lief ich zum Ende des Gangs, kontrollierte mental noch einmal meinen Gesichtsausdruck. Ich wollte auf keinen Fall verzweifelt rüberkommen. Ich versuchte, einen neutralen Ausdruck aufzusetzen. Ich klopfte und schob die Türe auf, trat ein. Sie stand im Eingangsbereich, etwa zwei Meter von mir entfernt. Ihre Hände waren wie zu einem Gebet gefaltet, und sie versteckte ihren Mund und ihre Nase dahinter. Ihre Augen sahen aus, als ob sie geweint hätte. Sie versteckte sich hinter ihren Händen, als ob sie jetzt ein großes Drama von mir erwarten würde.

“Hallo”, sagte ich. Normalerweise hätte ich jetzt gefragt, wie es ihr geht. Aber wie sollte es ihr schon gehen. Sie hat sich von mir getrennt. Vielleicht ging es ihr damit gut. Und das wollte ich nicht hören. Ich zog meine Schuhe aus.

“Hallo”, sagte sie. Ich streckte meine Arme nach ihr aus und sie fiel mir schluchzend um den Hals. “Es tut mir so leid!”, weinte sie mich an, “es tut mir so leid...” Eine Weile standen wir so da, ich hielt sie ganz fest und sie drückte ihr Gesicht an meine Brust. In dem Moment wurde mir klar, warum ich hier war. Ich war hier, damit ich um diese Frau kämpfte. Ich würde sie nicht kampflos aufgeben. Nicht heute, nicht morgen, niemals.

Ich löste die Umarmung und ging in ihr Wohnzimmer. Dort lief ich ein paar Schritte auf und ab, auf den Boden blickend. Sie fragte mich, ob ich etwas trinken wollte – ich lehnte dankend ab. Im Wohnzimmer stand ihr Esstisch, ich griff nach einem Stuhl und stellte ihn mitten in den Raum. Ich streckte meinen rechten Arm aus, zeigte mit dem Zeigefinger zuerst auf sie und dann auf dem Stuhl: “Setz dich bitte”, sagte ich.

Sie setzte sich auf den Stuhl, die Beine eng zusammen, die Hände brav in den Schoß gelegt. Drei Tage Regenwetter. Warum musste es jetzt enden? Ich tat, was ich tun musste. Ich kniete mich vor sie. Zunächst legte ich meine Hände auf meine Oberschenkel; mein Kopf war gesenkt – ich blickte auf den Boden. Ich musste mich sammeln. Ich hob meine Arme und hielt meine geöffneten Hände mit den Flächen nach oben vor sie und blickte sie ernst an. Sie legte umgehend ihre Hände in meine – meistens ist sie sehr brav und macht, was ich von ihr will.

“Ich kann dich nicht aufgeben. Bitte verlass mich nicht. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass ich dich sehr liebe.”

Stille. Romantischen Quatsch gesagt. Nicht meine Art. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ihr nie gesagt, dass ich sie liebte. Oft, dass ich sie begehrte, verehrte, dass ich sie mochte – gesagt, was ich an ihr mochte. Ich bin sehr sparsam, was solche Dinge angeht. Und sie ist es auch – vielleicht sogar noch viel mehr als ich. Aber in diesem Moment musste es einfach gesagt werden. Ich liebte diese Frau. Ich gestand es mir in dem Moment endlich in vollem Umfang ein. Ich wollte sie nicht verlieren, konnte sie nicht aufgeben.

    Meine Kleine setzte sich neben mich auf den Boden, umklammerte mich fest .I ch sagte, was ich in solchen Situationen meist sage: “okay”. Viele Male. “Okay”. Lange saßen wir auf dem Boden, schwiegen, umarmten uns, ich drückte ihren Kopf fest an mich. Ich war in diesem Moment den Tränen nahe – ich konnte sie nicht aus meinem Leben gehen lassen. Ich nahm ihren Kopf in meine Hände und küsste sie auf die Stirn. Sie schwieg. Und schwieg. Lohnt es sich wirklich noch, um sie zu kämpfen, fragte ich mich.

“Warum verlässt du mich? Warum?” Wieder Stille; wir hielten uns ganz fest. Sie bat mich, sie zu küssen, worauf ich sie wieder auf ihre Stirn küsste. “Bitte küsse mich. Richtig.” Ich wollte es nicht. Es fühlte sich nicht richtig an, die Person, die ich so sehr liebte, zu küssen, jetzt, wo sie mich verlassen hatte. Wer von mir geküsst werden will, muss mit mir zusammen sein. Was rückblickend natürlich Schwachsinn war. Wie viele Frauen habe ich schon geküsst, mit denen ich nicht zusammen war, wie viele Frauen habe ich gefickt, mit denen ich nicht zusammen war. Sie küsste mich fest auf meine Lippen. Sie küsste meinen Hals, streichelte über meine Wangen, legte ihren Kopf auf meine

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