Haarmanns Kopf
und Yannik erhoben sich und gingen zur Tür.
„Wir sehen uns dann morgen um 10:00 Uhr. Einen schönen Tag noch, Herr Doktor“, sagte Martin und schloss die Tür hinter sich.
„Guter Bluff“, sagte Yannik, als Martin den Motor des Passats startete.
„Was meinst du?“
„Na, deine Ankündigung der Hausdurchsuchung.“
„Das war kein Bluff. Ich werde noch heute mit Thimm und dem Oberstaatsanwalt reden.“
„Was soll das bringen, Martin? Du weißt doch ebenso gut wie ich, dass wir ohne Einverständnis keine Einsicht in Dembowskis Akte nehmen dürfen. Auf Grund welcher Verdachtsmomente willst du den Durchsuchungsbeschluss beantragen?“
„Du vergisst, dass Paganetti, neben Dembowski, zu den Tatverdächtigen gehört.“
„Seit wann?“
„Seit heute. Er verhält sich wirklich sehr merkwürdig. Vor allem hat er kein Alibi.“
„Ja, das mag sein. Aber was ist mit seinem Motiv? Und vor allem, wie hätte er es bewerkstelligen sollen, dass wir Dembowskis DNA finden, aber nicht seine? Und mal ganz ehrlich, traust du ihm eine solche Tat zu?“
„Ich weiß es nicht. Aber ich habe da so eine Idee, der ich heute noch nachgehen werde. Wir machen es so, dass du gleich der Mutter von Schröder einen Besuch abstattest. Ich werde noch mal in die Gerichtsmedizin fahren und mit Dr. Ebeling reden.“
Yanniks Handy klingelte. „Marholdt“, meldete er sich.
„Ja, hier ist Max Friedmann, Kripo München. Hallo, Herr Marholdt. Ich habe Neuigkeiten für Sie.“
„Ich bin ganz Ohr.“
„Es geht noch einmal um die DNA, die wir in der Bisswunde des toten Karl-Heinz Doschek gefunden haben“, sagte Friedmann. „Wir haben jetzt das Ergebnis vorliegen. Das ging schneller als erwartet. Nach der Analyse stimmt diese zu 99,98 % mit der von Ihnen gefundenen DNA überein.“
„Also ein Treffer. Das heißt, wir haben es mit ein und demselben Täter zu tun“, stellte Yannik nüchtern fest. „Haben Sie noch weitere neue Erkenntnisse für mich? Gibt es bezüglich der verschwundenen Hirnschnitte etwas Neues?“
„Nein. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass der Mörder auch die Hirnschnitte gestohlen hat. Ansonsten tappen wir ziemlich im Dunkeln.“
„Okay, Herr Kollege. Dann weiterhin viel Erfolg. Wenn sich bei uns etwas Neues ergibt, melde ich mich.“ Yannik beendete das Gespräch. „Du hast ja mitgehört, Martin. Es ist genau so, wie wir es erwartet haben.“
„Ja, und ich kann nicht behaupten, dass ich mich darüber freue.“
Martin ließ sich von Yannik vorm Haupteingang der Göttinger Gerichtsmedizin absetzen. Yannik fuhr weiter, um der Mutter Olaf Schröders einen Besuch abzustatten.
*
„Ah, Herr Venneker, Sie kommen genau im richtigen Moment“, sagte Dr. Ebeling, als Martin den Sezierraum betrat. „Vor einer halben Stunde ist der Laborbericht eingetroffen.“ Der Arzt nahm eine Mappe vom Tisch, schlug sie auf und zeigte auf eine Textpassage. „Es wurde sowohl bei der mikroskopischen Untersuchung der Haare als auch bei der DNA-Analyse eine Übereinstimmung festgestellt. Soll ich weiterlesen?“
„Nein, das ist nicht nötig. Ich habe sowieso nichts anderes erwartet. Vor ein paar Minuten erhielten wir die Information aus München, dass die dort sichergestellte DNA ebenfalls mit der von Dembowski übereinstimmt“, antwortete Martin. „Aber ich bin noch aus einem anderen Grund hier.“
„Wie kann ich helfen?“
„Sie wissen ja, dass wir nicht so richtig weiterkommen. Das liegt unter anderem daran, dass Dembowski ein einwandfreies Alibi hat. Übrigens in beiden Fällen. Das heißt, dass es anders abgelaufen sein muss.“
„Jetzt machen Sie mich aber neugierig.“
„Ja“, sagte Martin und kratzte sich am Ohr. „Meine Theorie klingt vielleicht etwas verrückt, aber dennoch ...“ Er brach ab.
„Na, nun kommen Sie schon, raus damit.“
„Nehmen wir mal an, dass Dembowski Gebissträger ist. Dann wäre es doch möglich, dass ein anderer das Gebiss dazu benutzt hat, um beiden Pförtnern die Bisswunden beizubringen.“
„Sie meinen, der Täter hat das Gebiss Dembowskis gestohlen, um damit zwei Menschen zu töten und dann den Verdacht auf ihn zu lenken?“
„Ob das Gebiss gestohlen wurde, ist noch eine ganz andere Frage. Mich würde zunächst nur interessieren, ob Sie das aus medizinischer Sicht für durchführbar halten.“
„Sie erstaunen mich immer mit Ihren Theorien, Venneker“, grinste der Arzt. „Lassen Sie mich mal kurz nachdenken.“
Er ging in eine Ecke des Raums.
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