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Haarmanns Kopf

Haarmanns Kopf

Titel: Haarmanns Kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Ebstein
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forensische Kliniken zu verhindern. Viele Delikte ließen sich von vornherein vermeiden, wenn die Patienten zu Beginn ihrer Behandlung in der Allgemeinpsychiatrie nachhaltiger und länger versorgt würden. Zudem könnten ein Drittel der Patienten im Maßregelvollzug eher entlassen werden, wenn die Nachsorge besser geregelt wäre.“
    „Das wäre doch schlecht für Ihr Geschäftsmodell. Aber abgesehen davon, ist das, was Sie sagen, sicher alles richtig, doch wir ermitteln in einem Mordfall“, sagte Martin ruhig. „Lassen Sie uns dazu zurückkommen. Wenn Sie mit niemandem über unser Gespräch mit Dembowski geredet haben, bleibt nur noch eine Möglichkeit. Wie heißt der Pfleger, der bei dem Gespräch anwesend war?“
    Dr. Paganetti legte seine Stirn in Falten. „Olaf Schröder“, sagte er. „Sie meinen doch nicht ...“
    „Haben Sie eine andere Erklärung?“, fragte Martin. „Entweder hat er direkt mit der Morgenpost gesprochen, oder er hat mit einem Kollegen geredet, der den Gesprächsinhalt dann weitergegeben hat.“
    „Der erste Fall wäre ein Grund für eine fristlose Entlassung. Das weiß hier jeder!“ Paganetti griff zum Telefonhörer und fragte im Personalbüro nach dem Pfleger. Nach einem kurzen Gespräch legte er den Hörer auf und sagte nachdenklich: „Schröder hatte gestern einen Tag Urlaub. Heute hätte er eigentlich Dienst gehabt, er ist aber nicht erschienen. Das Personalbüro sagt, dass keine Abmeldung oder Krankmeldung vorliegen. Unter seiner Handynummer ist er nicht erreichbar, und seine Mutter weiß auch nicht, wo er ist. Das ist eigenartig. Schröder ist ein sehr zuverlässiger Mitarbeiter.“
    „Seine Mutter? Ist Schröder nicht verheiratet?“, fragte Martin erstaunt.
    „Nein. Soweit mir bekannt ist, wohnt er bei seiner Mutter.“
    „Wir benötigen auf jeden Fall seine private Anschrift“, sagte Yannik.
    „Ich werde das veranlassen“ sagte Paganetti mit sorgenvollem Blick.
    „Gut“, fuhr Martin fort. „Wir müssen außerdem alle Mitarbeiter Ihrer Einrichtung hinsichtlich ihrer Alibis überprüfen. Ich betone: alle Mitarbeiter. Dazu gehören auch Sie.“
    Die Augen des Arztes blitzten kurz auf. „Soll das ein Witz sein? Werde ich jetzt verdächtigt, einen Mord begangen zu haben? Das ist empörend ...“
    „Das mag Ihnen vielleicht so vorkommen, doch dabei handelt es sich um eine reine Routinemaßnahme. Nicht mehr, und nicht weniger. Wo waren Sie denn am Montag zwischen 2:00 Uhr und 3:00 Uhr und am Mittwoch zwischen 0:20 Uhr und 1:20 Uhr?“, fragte Martin.
    „Wo soll ich da schon gewesen sein? Zuhause. Im Bett, natürlich.“
    „Gibt es dafür Zeugen?“
    „Nein. Ich lebe allein.“
    Yannik notierte in seinem kleinen Buch: Dr. Paganetti – Kein Alibi!
    „Wir möchten jetzt mit Dembowski reden“, sagte Martin.
    „Jetzt fangen Sie schon wieder damit an. Ich hatte Ihnen doch bereits bei Ihrem ersten Besuch erklärt, dass das nicht so ohne Weiteres möglich ist.“
    „Ja, das hatten Sie. Trotzdem müssen wir mit ihm sprechen.“
    „Das kann ich als Arzt nicht verantworten.“
    „Wir benötigen außerdem Einsicht in Dembowskis Akte“, sagte Martin bestimmt.
    „Vergessen Sie’s!“, entgegnete Paganetti. „Sie wissen genauso gut wie ich, dass ohne die schriftliche Erklärung Dembowskis nicht erlaubt ist. Außerdem bin ich an meine ärztliche Schweigepflicht gebunden. Aber das sagte ich ja bereits.“
    „Dann werden wir Dembowski um seine Erlaubnis bitten. Was sollte er dagegen haben?“
    „Wie gesagt, kommen Sie am Montag nächster Woche wieder. Ein spontanes Gespräch, ohne Vorbereitung, ist nicht möglich.“
    „Wir kommen garantiert wieder. Sie sollten Ihre Mitarbeiter darüber informieren, dass wir morgen – und nicht am Montag – mit jedem einzelnen sprechen wollen. Und gehen Sie davon aus, dass wir einen Durchsuchungsbeschluss mitbringen.“
    „Wenn Sie der Meinung sind, dass das sinnvoll ist? Morgen ist Samstag. Das ist extrem ungünstig. Aber bitte, tun Sie, was Sie nicht lassen können. Ich frage mich nur, wonach Sie überhaupt suchen?“
    „Wissen Sie, ich finde Ihr Verhalten sehr enttäuschend. Anfangs schien es so, dass Sie kooperieren und uns unterstützen ...“
    „Was erwarten Sie von mir? Dass ich in Freudentränen ausbreche, weil ich jetzt als Tatverdächtiger gelte?“, erregte sich Paganetti.
    „Wenn Sie jetzt bitte veranlassen würden, dass uns die Adresse von Olaf Schröder mitgeteilt wird. Wir warten vorne im Empfangsbereich.“
    Martin

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