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Hab ich selbst gemacht

Hab ich selbst gemacht

Titel: Hab ich selbst gemacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Klingner
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Neu, aus Hässlich mach Schön.
    Jedenfalls sah ich da in so einer Show, dass man gar nicht immer gleich neu kacheln muss, sondern es manchmal auch einfach ein paar Dosen Farblack tun.
    Das ist bestimmt schon zwei Jahre her, und »Bad lackieren« steht seitdem auf meiner Allzeit-To-do-Liste. Aber jedes Wochenende waren andere Pläne wichtiger, und an das Braun hatten wir uns auch schon gewöhnt. Jetzt aber haben wir beschlossen, das Bad wirklich in Angriff zu nehmen. Wenn schon Selbermach-Jahr, dann auch richtig.
    Also fahren der Mann und ich mal wieder in den Baumarkt. Wir legen zwei Lackierrollen und zwei Ausstreichwannen in unseren Einkaufswagen, und dann stehen wirratlos vor einem langen Regal, das mit Dutzenden von Lacksorten, – marken und – arten gefüllt ist.
    »Was nimmt man denn da jetzt?«, fragt der Mann.
    »Irgendeinen weißen Lack«, sage ich.
    »Aber der muss doch speziell für Kacheln sein.«
    »Ach Quatsch. Lack kann man überall draufschmieren.«
    Der Mann zückt sein iPhone und fängt an, nach Informationen zu suchen. Ihn kann man nicht einfach in ein Geschäft schleppen und sagen: Wir kaufen irgendwas. Er muss sich ganz sicher sein, dass das, was er da kauft, auch genau das Richtige, von Experten Empfohlene ist.
    Der Mann ist ein Planer. Ich dagegen bin eine Loslegerin. Die Selbermachwelt teilt sich nämlich genau in diese zwei Typen auf, bin ich überzeugt. Der Planer oder die Planerin kauft sich zuallererst einmal zehn bis zwanzig Bücher zum Thema und besorgt sich diverse Broschüren, liest das nach Feierabend gründlich durch, macht sich Notizen und kleine Skizzen, rechnet den Materialverbrauch aus, lässt seine Berechnungen bei einem ersten Informationsausflug in den Baumarkt vom Fachmann gegenchecken; und erst, wenn der Planer sein Projekt noch ein paar Nächte überschlafen hat, schreibt er wirklich eine Einkaufsliste. Materialien zweckentfremden oder improvisieren kommt für den Planer nicht in Frage. Was man braucht, wird gekauft. Und zwar von dem Hersteller, der die besten Bewertungen für sein Produkt bekommt, die der Planer natürlich auch recherchiert hat. Der häufigste Satz des Planers ist: »Ich schau noch mal nach, was die dazu schreiben.«
    Der Losleger oder die Loslegerin ist das genaue Gegenteil. Er hat eine Idee, schaut mal auf dem Dachboden und in der Abstellkammer nach, ob sich irgendetwas zum Umsetzen des Projektes gebrauchen lässt, schätzt Pi mal Daumen, wie viel Material gekauft werden müsste, entscheidet sich im Laden für das Produkt mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis und legt mit der Arbeit los, sobald alles eingekauft ist, manchmal auch schon vorher, mit der Absicht, den Rest »halt noch später zu besorgen«. Der häufigste Satz des Loslegers: »Ach, das wird schon gehen.«
    Beides hat Vor- und Nachteile. Die Arbeit des Planers ist immer ordentlich, dauert aber von der Idee bis zum fertigen Projekt gerne mal Wochen oder Monate. Die Arbeit des Loslegers dagegen ist schnell fertig, oder wenigstens halb fertig, nur leider oft auch schlampig. Trotzdem halten beide ihre Art für die einzig gültige. Jedenfalls ist es beim Mann und mir so: Wenn er bei einem Projekt federführend ist, macht er mich wahnsinnig mit seinem Zögern und dem Wunsch, alles genau kontrollieren zu können. Umgekehrt nehme ich ihm die Lust am Selbermachen und ängstige ihn manchmal vielleicht sogar ein bisschen, weil bei mir alles meistens sofort sein muss.
    Manchmal ängstige ich mich sogar selbst. Zum Beispiel als ich unbedingt an diesem einen Nachmittag das Schlüsselbrett aufhängen musste, das wir zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten. Dummerweise konnte man es nicht einfach an zwei Nägel hängen, sondern es mussten Haken sein, und dafür mussten zwei Löcher in die Wand gebohrt werden. Also nahm ich die Bohrmaschine und bohrte.
    Ich hörte ein »Klack«, als ich gerade das zweite Loch bohrte, und die Bohrmaschine verstummte im selben Augenblick. Ich zog den Stecker, stöpselte ihn in der nächsten Steckdose ein, freute mich, dass die Bohrmaschine nicht kaputt war und bohrte Loch Nummer zwei zu Ende. Ich steckte Dübel in die Löcher und machte mich dann auf die Suche nach dem Strom-Problem. Probehalber steckte ich den Stecker einer Lampe in die Steckdose, die ich zuerst benutzt hatte: Sie leuchtete nicht. Also lag es an der Steckdose. Ich öffnete den Sicherungskasten – und richtig: Das »Klack« war von dort hergekommen, als eine Sicherung rausgeflogen war.Die für den

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