Hab ich selbst gemacht
nach drinnen zu stellen, zum Beispiel die Hängeerdbeeren vom Balkon: Sie blühen plötzlich wie verrückt und bilden noch Früchte aus. Deswegen habe ich sie ans Küchenfenster gestellt. Wir werden in nächster Zeit noch eine Menge Erdbeeren essen.
Ebenfalls noch sehr aktiv ist die Kapuzinerkresse. Sie blüht ununterbrochen, und weil wir die Balkontür jetzt nicht mehr wirklich offen lassen können, ich mich aber weiter an den dunkelorangen Blüten erfreuen will, habe ich den Blumenkasten mit der Kapuzinerkresse ans Badezimmerfenster gestellt. Und am Morgen kleine schwarze Köttelchen auf dem Fensterbrett gefunden. Ich bat den Mann, auf Raupensuche zu gehen, und er fand tatsächlich ein dickes, grünes Exemplar von der Sorte, die auch im Salbei saß. Ich schmiss sie aus dem Fenster und fragte mich wieder, was mich schon seit dem Tod meines Salbeis beschäftigt: Wie bitte schön kommen Raupen in den 5. Stock eines Wohnhauses? Mir kann niemand erzählen, dass die den ganzen Weg hier hochkriechen, nur um ein bisschen an meinen Pflanzen zu knabbern.
Der Mann hat eine Theorie: »Vögel haben sie im Schnabel und verlieren sie aus Versehen, wenn sie über uns auf der Dachrinne sitzen.«
Aber dann frage ich mich: Genau in meine Pflanzen? Und: Wie doof sind die Vögel in unserem Hinterhof eigentlich, wenn sie ständig ihre Beute verlieren?
Die Raupen können mich mal, in diesem Jahr kriegen sie von mir nichts mehr zu essen vorgesetzt, der Garten wird heute winterfest gemacht, die Kartoffelsäcke werden jetzt ausgekippt.
Zuerst ziehe ich das verwelkte Kartoffelgrün, also jetzt eher Kartoffelgrau, aus den Säcken, dann kippt der Mann den ersten Sack um, und ich schneide die Folie der Längenach auf. Schicht für Schicht, immer nur ein bisschen Erde schieben wir zur Seite und tatsächlich: Wir finden dazwischen Kartoffeln. Gleich zu Anfang fallen uns ein paar kinderfaustgroße Exemplare entgegen, dazwischen entdecken wir immer mal wieder kleine Kartoffeln, die nur so groß sind wie Kirschen. Aber nach und nach füllt sich die Schüssel, die wir mitgenommen haben.
»Cool«, sagt der Mann, und auch ich grinse übers ganze Gesicht. Denn so richtig sicher, dass das mit den Kartoffeln etwas werden würde, war ich mir nicht. Immerhin hatte ich am Anfang der Saison einfach nur zwei Kartoffeln in einen Sack mit Erde gelegt. Und außer dass ich am Anfang immer wieder Erde aufschütten musste, haben die Kartoffeln weder Aufmerksamkeit gebraucht noch groß bekommen. Es hat immer so viel geregnet, dass ich sie insgesamt vielleicht fünf Mal gegossen habe. Den Rest der Zeit waren sie sich selbst überlassen. Im Gegensatz zu den undankbaren Zucchini- und Kürbispflanzen, die ich umsorgt und sogar therapeutisch behandelt habe und die sich trotzdem dafür entschieden, einfach mal abzusterben, sind die Kartoffeln extrem dankbare Zeit- und Gartengenossen.
Nachdem wir auch den zweiten Sack umgekippt, aufgeschnitten und durchwühlt haben, liegen in unserer Schüssel so um die siebzig Kartoffeln, grob durchgezählt. Sie sind sehr dreckig, aber zwischen dem Schmutz sieht man eine schöne pinke Schale hindurchschimmern – mhhh, meine Lieblingssorte.
Der Mann fragt: »Weißt du eigentlich mittlerweile, wie das funktioniert? Ich kapier’s immer noch nicht, wie aus einer Kartoffel viele werden.«
Ich habe auch nicht die geringste Ahnung, deswegen verspreche ich, am Abend mal zu recherchieren, wie die Kartoffel das macht.
Im Garten reißt der Mann noch ein paar Meter Windenheraus, die sich schon wieder überall breitgemacht haben, und ich verteile die Erde aus den Kartoffelsäcken auf dem Gartenboden. Dann ziehe ich die letzten toten Pflanzen aus ihren Tonnen und Kisten, stecke vier letzte Datteltomaten in die Jackentasche, und der Mann schüttet auch die Erde dieser Pflanzen ins Beet. Das könnte einen guten Untergrund für einen Garten im nächsten Jahr geben, denke ich mir. Wenn ich das Stückchen auf dem Garagendach weiter benutzen darf. Ich muss unbedingt meine Vermieterin deswegen anrufen.
Zum Schluss fege ich noch das Laub zusammen, das überall im Garten verteilt ist – auf einen großen Berg. »Für die Igel«, sage ich zum Mann.
»Und wie sollen die Igel auf ein Garagendach kommen?«, fragt er mich.
Hm. Blöd, ja.
»Genauso wie die Raupen in meine Pflanzentöpfe im 5. Stock kommen. Das schaffen die schon«, antworte ich.
Wir schauen uns noch mal im aufgeräumten Garten um. Richtig winterlich sieht es jetzt schon aus, so mit
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