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Hab keine Angst, mein Maedchen

Hab keine Angst, mein Maedchen

Titel: Hab keine Angst, mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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Das musste die Aufregung sein. Mir fiel ein, dass man gezielt um Hilfe rufen sollte. Menschen möglichst mit Namen ansprechen.
    »Feuer! Feuer! Herr Lammer! Hilfe!«
    Feuer bedeutete Gefahr. Für jeden, der sich in seiner Nähe befand. Ein Feueralarm würde hoffentlich meine Nachbarn aus den Betten hochscheuchen.
    Aber ich durfte auf keinen Fall in der Dunkelheit des Gartens stehen bleiben und tatenlos warten. Hier konnte mich niemand sehen. Ich musste auf die Straße. Die war gut beleuchtet. Im Licht, für jedermann sichtbar, konnte mir nichts mehr passieren. Dort würde ich in Sicherheit sein.
    Ich begann zu laufen. Wieder reagierte mein Körper ungewohnt schwerfällig und träge. Ich raffte alle Energie zusammen und bewegte mich weiter.
    Da flimmerte ein kreisendes Blaulicht über die nächtlichen Gärten. Polizei. Mir traten vor Erleichterung Tränen in die Augen. Der aufmerksame Herr Lammer hatte bereits die Polizei benachrichtigt. Meine Schritte gewannen an Sicherheit, als ich in das Licht der Straßenlaterne trat.
    Aber vor unserem Haus stand kein Polizeiwagen, sondern ein Rettungswagen mit Notarzt. Ich zögerte, dann lief ich weiter auf den Wagen zu. Wahrscheinlich hatte die Leitstelle ihn prophylaktisch mitgeschickt, weil man befürchtete, ich könnte verletzt sein. Einer der Sanitäter entdeckte mich und eilte mir sofort entgegen. Ein zweiter folgte ihm. Ein weiterer Mann trat aus dem Schatten des Wagens und bewegte sich in meine Richtung. Als ich ihn erkannte, stockte mir der Atem. Das war er! Das war der Typ, den ich durch den Spion gesehen hatte. Der mit seiner dämlichen Hausarztnummer bei mir eingebrochen war. Warum, um alles in der Welt, lief der hier so ungeniert herum? Trat mit einem selbstsicheren Gehabe auf, als gehörte er dazu? Die einzige Erklärung: Die anderen hatten keinen Schimmer, wer er war. Ich hob den Arm und zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf ihn. »Das ist der Einbrecher! Ich erkenne ihn genau wieder!«
    Die Sanitäter und der Verbrecher ließen sich von meiner Aussage nicht beeindrucken und kamen näher. Dabei lächelten sie mich betont freundlich an. Das Lächeln erinnerte mich an das künstlich Erstarrte einer Clownsmaske und machte mir Angst. Instinktiv wusste ich: Lauf weg. So schnell du kannst.
    Ich drehte mich um. Da waren sie schon bei mir. Der Hausarztbetrüger fasste nach meinem Arm. Ich schlug mit aller Kraft seine Hand weg.
    »Fassen Sie mich nicht an!«
    Sofort sprangen ihm die beiden Sanitäter zu Hilfe und hielten mich links und rechts an den Armen fest. Ich suchte verzweifelt mit den Augen die umliegenden Häuser ab. Hier und da brannte Licht. Vielleicht stand jemand am Fenster. Blaulicht lockte immer Zuschauer an. Nur zu. Seht her!
    »Hilfe!«, rief ich in alle Richtungen. »Hilfe! Hilfe! Polizei!«
    Keine Reaktion. Die Fenster blieben geschlossen, obwohl ich sehr genau sah, dass sich bei Lammers eine Gardine bewegte. Was war mit denen los? Warum taten sie so, als würden sie mich nicht hören oder sehen? Das erinnerte mich an einen Thriller. Ein gewaltiges Komplott. Eine Heerschar von Komplizen. Die nicht einmal ahnten, dass sie zu Komplizen gemacht wurden. Die Fäden hielt im Grunde nur ein Machtbesessener in der Hand und ließ die anderen wie Marionetten tanzen. War das am Ende dieser Charmebolzen von Ohlsen? Er würde als Besetzung passen. Es waren immer die Glatten, die sich irgendwann als die wahrhaft gefährlichen Bösewichte entpuppten. Das Schreckliche: Ich war keine Zuschauerin. Aus einem nicht nachvollziehbaren Grund hatte man mich zur Hauptdarstellerin erwählt.
    »Hilfe!«, schrie ich unermüdlich. »Hilfe! Ich brauche Hilfe!«
    Mittlerweile hatten sie mich losgelassen. Aber sie umringten mich weiterhin. Jederzeit zum Zugriff bereit. Keine Chance, ihnen zu entkommen.
    »Nun mal ganz ruhig, Frau Meinberg. Sie kommen erst einmal zu uns in den Wagen, und dann ruhen Sie sich aus«, sagte einer der Sanis und tätschelte fürsorglich meine Schulter. Ich sah den sommersprossigen Jüngling fassungslos an. Was redete der da für eine gequirlte Scheiße?
    »Reden Sie keinen Unsinn. Was soll ich in dem Krankenwagen? Ich bin nicht krank. Was wir brauchen, ist Polizei. Dieser Mann muss verhaftet werden. Ist Ihnen überhaupt klar, dass Sie sich strafbar machen, indem Sie ihn unterstützen? Wer ist hier der zuständige Einsatzleiter?«
    »Ich, Frau Meinberg«, antwortete der von mir Beschuldigte, ohne mit der Wimper zu zucken. »Liebe Frau Meinberg«, begann er

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