Haben Sie das von Georgia gehoert
Wange, nahm den Kartentisch und strich einen weiteren Punkt von ihrer To-do-Liste.
5
Am Montag um Mitternacht kam der Augenblick des Wechsels von den abgegriffenen Blättern der To-do-Liste zu dem mit knappen Notizen versehenen Zeitplan. Nachdem Georgia diesen Plan an den Kühlschrank gehängt hatte, wusste sie, was sie in jeder Minute bis Dienstag, elf Uhr dreißig, wenn die ersten Gäste kämen, zu tun hatte, damit sichergestellt war, dass jedes Gericht im Warmhalteofen oder im Kühlschrank die ideale Serviertemperatur aufwies.
Georgia behandelte die Planung und Durchführung ihres Lunchs mit wissenschaftlicher Präzision in allen Details. Jedes Läuten der Türglocke vor elf Uhr dreißig wurde konsequent ignoriert, auch wenn Krystal diese harte Linie für lächerlich hielt. »Willst du sie wirklich bis Punkt elf Uhr dreißig auf der Veranda stehen lassen?«
»Ich lade nur Leute ein, die lesen können«, antwortete Georgia. »Auf der Einladung steht nicht elf Uhr fünfzehn. Wenn ich keine Grenze ziehe, kreuzen sie schon am Abend vorher mit Schlafsäcken auf. Außerdem stehen auf der Veranda ein paar sehr hübsche Schaukelstühle, in denen sie warten können.«
Der Plan gestattete ihr exakt fünf Stunden Schlaf. Aber als sie den Kopf, wie festgelegt, um ein Uhr fünfzig auf das Kissen sinken ließ, hörten ihre Gedanken nicht auf zu kreisen,
und immer wieder sah sie, wie Eugene hinter seiner Fliegentür hervortrat, um den Konsequenzen seines Handelns ins Auge zu sehen. Sie sah die Esszimmerstühle auf den Armen der Möbelpacker vorüberziehen, und Reihen um Reihen von Feigen im Prosciuttomantel marschierten zum Horizont.
Dabei war es unbedingt nötig, dass sie gut schlief, damit alle sagen konnten, wie wundervoll sie aussehe. Sie brauchte einen rosigen, frischen Teint als Kontrast zu dem prachtvollen smaragdgrünen Ralph-Lauren-Kleid, das sie eigens in der großen Belk’s-Filiale in Mobile bestellt hatte.
Sie lächelte, als sie daran dachte, wie gut sie in diesem Kleid aussah, und kuschelte sich tiefer in das weiche, warme Kopfkissen.
Irgendwann nach drei Uhr morgens kam Brother betrunken hereingestolpert, die dritte Nacht hintereinander. Er polterte die Treppe hinauf wie ein Pferd, das aus seiner Box stürmt, und prallte gegen jede Wand und jedes Geländer auf dem Weg zu seinem Zimmer.
Georgia stand auf, ging hinunter und stellte fest, dass die Haustür offenstand, eine Einladung an die ganze Welt.
Whizzy hielt Wache. Als er Georgia sah, begann er, mit dem Schwanz zu wedeln. Sie bückte sich, kraulte ihn hinter den Ohren und schloss die Tür.
Es dauerte eine Weile, bis sie wieder einschlief, und als sie das nächste Mal aufwachte, zirpte der Digitalwecker, und draußen dämmerte der Morgen. Ihr Herz fing an, aufgeregt zu klopfen, wie es das früher am Weihnachtsmorgen getan hatte, als sie noch ein Kind war. Sie sprang aus dem Bett, ohne sich Zeit für den üblichen Seufzer zu nehmen. Gott, wie freute sie sich auf diesen Tag! Sie war zu gern die
prominenteste Gastgeberin von Six Points; sie war entzückt, wenn es in ihrem Haus von Damen wimmelte, die mit lauter Ooohs und Aaahs die ausgezeichneten Speisen und Dekorationen bewunderten, und sie liebte es, ihre Komplimente zu hören, wenn die anderen nicht merkten, dass sie lauschte. Georgia war alles andere als reich, aber einmal im Jahr konnte sie sich fühlen wie die reichste Lady in der Stadt.
Das Telefon klingelte, als sie aus der Dusche kam. Sie wickelte sich in ein Badetuch und lief tropfend in den Flur. Es war Lon Chapman in der Bank. Er rief immer an, bevor seine Kassierer zur Arbeit kamen, wenn er an ihrer Dienstagabendverabredung etwas ändern wollte.
Georgia legte Wert darauf, mit den Männern in ihrem Leben legitime Freundschaften zu pflegen. Das war einfacher, als sich herumzudrücken und ihre Anrufe vor Little Mama zu verheimlichen. Ihr Geld zum Beispiel lag bei Lon auf der Bank, und so hatte er gute Gründe, sie anzurufen.
»Hey, hallo«, begrüßte sie ihn. »Was macht das Geld?«
»Komm, spring nur rein, es macht Spaß, drin zu schwimmen.« Lon lachte. »Und was macht die Schönheit?«
»Du schmeichelst mir, Lon. Aber lass dich von mir nicht abhalten.«
Lon lachte. Er war ein lustiger Typ – drahtiges Haar wie Stahlwolle, ein breites, freundliches Gesicht und ein dröhnendes Lachen, das in regelmäßigen Abständen losging wie eine Kanone. Er redete tough wie ein Polizist im Fernsehen, kleidete sich ein bisschen schrill (dunkle
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