Haben Sie das von Georgia gehoert
könnte, aber sie hat es wirklich getan. Hast du auch eine? Du musst dir eine anschaffen. Sie bringt mich so sehr auf Touren, dass ich zweimal so viel schaffe wie früher. Manchmal hatte ich nach dem Abendessen ein so großes Verlangen nach einem doppelten Espresso – und jetzt gehe ich einfach hin und mache mir einen! Ich kann das ganze Haus putzen, bevor ich schlafen gehe.«
Emma Day hätte ein fabelhaftes Model für die Werbung abgegeben, dachte Georgia.
Auf einem Sockel in einer Ecke des Wintergartens stand die Skulptur eines Rehs, und im bronzenen Gras zu seinen Füßen äste ein rohbehauenes bronzenes Bambi. Georgia fand, dass es kitschig aussah, aber natürlich verstand sie nichts von Kunst, und wenn etwas auf einem Sockel stand und mit Spots angestrahlt wurde, musste es ein Vermögen gekostet haben.
Sie fragte sich, woher Floyd Pettigrew das Geld haben mochte. In seinem Job bei der Straßenbehörde verdiente er nicht genug, um Bronzeskulpturen von Rehen und elegantes
weißes Korbmobiliar zu kaufen. Wenn es Familiengeld war, musste es von Floyds Seite kommen. Emma Day war eine Windham aus Sixpoints. An den Windhams war nichts auszusetzen, aber sie hatten nie mehr Geld besessen als andere.
»Wenn ich abends Kaffee trinke, kann ich nicht schlafen«, sagte Georgia.
»Ich trinke den ganzen Tag welchen und habe nie ein Problem«, meinte Emma Day. »Ich schätze, wenn man süchtig ist wie ich … mein Workout ist die Gartenarbeit, mit meinen Rosen und all dem. Ich bin wirklich wie besessen.«
»Workouts gibt es bei mir auch«, erklärte Georgia und stellte sich vor, wie sie sich auf Eugenes Schoß niederließ. »Aber davon werde ich nicht schläfrig. Manchmal bin ich sogar richtig aufgekratzt, weißt du? Das ist das genaue Gegenteil.«
Emma Day lachte. Wenn man sich an die Zuckerwatte auf ihrem Kopf gewöhnt hatte, war sie ganz okay. Georgia hatte sich schon gefragt, ob diese Frisur ironisch gemeint sein könnte – so, wie manche modernen Mädels altmodische Schmetterlingsbrillen trugen oder mit Decoupagetechnik verzierte Handtaschen, die geformt waren wie Überseekoffer. Aber ein Blick auf das bronzene Bambi genügte, um zu wissen, dass Emma Day kein Fünkchen Ironie im Körper hatte. Schon die beiden perfekten Kinder, die jeden Sonntag zwischen Floyd und Emma Day saßen, hätten es ihr sagen müssen: Die einzigen Kinder in der Kirche, die bei der Predigt anscheinend wirklich zuhörten.
»Du hast aber auch wirklich die allerschönsten Blumen, Emma Day. Wie kriegst du es nur hin, dass sie so gut aussehen?« Für Georgia gab es kein langweiligeres Thema auf Erden. Wen interessierte das, was da im Dreck wuchs? Die
niederste Arbeiterameise hatte tausendmal mehr Brainpower als die gescheiteste Blume der Welt.
Georgia legte lächelnd den Kopf schräg, als Emmy Day von Coreopsis und Clematis redete, von der Bedeutung naturreinen Regenwassers und des Stickstoffs im Boden.
Tief unter allem anderen ertönte jetzt ein dumpfes Dröhnen, das den Boden unter Georgias Stuhl vibrieren ließ. Draußen bewegte sich etwas sehr Großes heran – okay, ja, da ist er: Erst kam der Kühler, dann die Zugmaschine eines riesigen Umzugslasters aus dem Schatten des Pecanbaums, ein langer Sattelschlepper mit einem Cartooncowboy auf der Seitenwand, der eine Krone trug und auf einem Truck ritt, der schnaubend bockte wie ein Wildpferd. »Charlie Ross Regal Moving«.
Georgia sah auf die Uhr: Punkt acht. Der Lastwagen hielt in einer Pfütze aus Sonnenlicht am Ende der Kirchenzufahrt. Der Motor brummte weiter. Zwei Männer stiegen aus, gingen nach hinten und zogen die Schiebetür auf. Ein dritter mit einem Clipboard unter dem Arm lief die Zufahrt zum Pfarrhaus hinauf.
Emma Day schwatzte weiter und bemerkte nichts. Georgia hatte das gespenstische Gefühl, der Truck sei eine Art Luftspiegelung oder eine Theaterkulisse, die man hereingeschoben hatte. Er war so groß, dass er unwirklich aussah.
Sie wusste, dass sie nicht endlos weiter aus dem Fenster starren konnte. Also richtete sie den Blick fest auf Emma Days Nasenspitze.
Jetzt kam draußen Unruhe auf, und man hörte laute Stimmen bei der Pfarrhaustür.
Emma Day stellte ihre Tasse ab und drehte sich auf ihrem schmiedeeisernen Stuhl anmutig um. »Was um alles in der Welt …?«
»Ich hab gehört, sie ziehen weg«, sagte Georgia. »Aber ich wusste nicht, dass es schon so bald passiert.«
Emma Day war entsetzt. »Eugene und Brenda? Die ziehen nicht weg.«
»Aber ist das kein
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