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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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räumte ein, dass er doch schrecklich nett und sehr empfindsam sei, wenn er bemerke, dass ihre Familie nicht gerade im Geld schwimme. Diskret ließ sie ihn wissen, dass sie ein solches Geschenk niemals für Kleider oder anderen frivolen Kram ausgeben, sondern geradewegs in die Haushaltskasse legen würde.
    Sie war so aufrichtig und bescheiden dankbar, dass der Mann sich veranlasst fühlte, ihr jede Woche das gleiche Geschenk zu machen.
    Jeder Mann glaubte, er sei der Einzige. Jeder glaubte, die ganze Sache sei seine Idee, sein Geschenk das einzige Geschenk. Das war das Geheimnis ihres Lebensunterhalts, es war Georgias Weg.

4
    Emma Day Pettigrews Wintergarten bot einen großartigen Ausblick auf die entscheidende Seite des Pfarrhauses: auf Haustür, Einfahrt und Garage. Georgia hatte jedes der vier Häuser rings um das Pfarrhaus in Betracht gezogen, und Floyd und Emma hatten den besten Blick. Mit Fliegengittern versehene Fenster im Stil der fünfziger Jahre, Milchglaslamellen, die man mit einer Kurbel aufdrehen konnte, um die Hitze des Morgens hereinzulassen, sorgten dafür, dass man in diesem Raum das Gefühl hatte, in einem Garten zu sitzen, ohne von Insekten geplagt zu werden.
    Als Georgias Entscheidung gefallen war, ging es nur noch darum, sich um zehn vor acht an einem Montagmorgen in Emmas Haus einladen zu lassen.
    Aber zum Glück sagte Emma Day: »Natürlich, komm nur herüber, ich arbeite schon seit Stunden im Garten.« Und als sie die Tür öffnete, führte Georgia sie durch ihr eigenes Haus und sang die ganze Zeit ein Loblied auf den Wintergarten, wo sie sich auf ein elegantes Korbsofa sinken ließ.
    Emma Day war ein Morgenmensch, und sie trug ein Morgengärtner-Outfit, das geradewegs aus Southern Living zu kommen schien: niedliche türkisfarbene Flipflops, weiße Radlerhose, weißer Baumwollpullover mit pinkfarbenen Streifen und ein bisschen mehr Make-up, als am helllichten Tag angemessen war. Ihr Haar sah aus wie ein Knäuel Zuckerwatte, und an den schlanken weißen Hosenbeinen war nicht ein einziger Grasfleck auszumachen. Wie konnte man in einer weißen Hose Gartenarbeit verrichten und so sauber bleiben? Aber vielleicht war sie nach Georgias Anruf ins Haus gerannt und hatte sich umgezogen.

    Jetzt schleifte sie einen zusammengeklappten Kartentisch heran, als wäre er für eine Frau von ihrer zierlichen Gestalt zu schwer zum Tragen. »Ist einer denn genug?«, fragte sie. »Wir haben noch zwei in der Garage.«
    »Einer genügt vollkommen«, sagte Georgia. »Dir ist hoffentlich, klar, dass du mir das Leben rettest! Ich wusste gar nicht, dass mein Klapptisch ein kaputtes Bein hatte, bis ich ihn heute Morgen aufstellen wollte. Immer auf den letzten Drücker! Hey, und der ist sogar hübsch. Viel hübscher als meiner; ich glaube, Mama hat ihn vor hundert Jahren bei Sears bestellt. Du musst mich daran erinnern, ihn zurückzugeben; ich bin sonst imstande, ihn zu behalten. Wo hast du ihn her?«
    »Mal überlegen.« Emma Day schien sich über die Frage zu freuen. »Ich glaube, aus dem Tar-Jay.«
    »Aus dem was?«, fragte Georgia.
    »Aus dem Tar-Jay? Du weißt schon – Target. In Mobile. Alles sprechen es Tar-Jay aus, als wäre es französisch. Es ist wie ein schicker Walmart.«
    »Nie gehört«, gestand Georgia. Sie hielt sich zugute, dass sie über die neuesten Trends im Einzelhandel stets auf dem Laufenden war, auch wenn sie in einem Provinznest wohnte, in dem das beste Geschäft eine verkleinerte Kaufhausfiliale von Belk’s war.
    »O mein Gott, Georgia, dann müssen wir aber mal hin! Die haben tolle Sachen. Es kommt einem teurer vor als Walmart, ist es aber nicht.« Emma Day war ganz aufgeregt bei dem Gedanken an einen gemeinsamen Shoppingtrip. Schon am Telefon war sie entzückt gewesen, als Georgia sie gefragt hatte, ob sie einen Klapptisch für ihren berühmten September-Lunch ausborgen könne.

    Georgia und Emma Day waren freundlich zueinander, hatten jedoch keinen gesellschaftlichen Umgang miteinander. Emma Day besaß mehr Geld, aber Georgia war beliebter, und einen Schönheitswettbewerb hätte Georgia wahrscheinlich gewonnen. Zum Lunch musste sie Emma Day schon deshalb einladen, weil Krystals Cousine Trisha ihre beste Freundin war, und Trisha nicht einzuladen kam nicht infrage.
    »Dieser Kaffee ist ausgezeichnet«, sagte Georgia. Es war ein Cappuccino mit einer Prise Zimt auf dem Milchschaum.
    »Gut, nicht wahr? O mein Gott, Georgia, ich hätte nie gedacht, dass eine Espressomaschine mein Leben verändern

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