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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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jemanden haben, der mir beim Ausladen hilft, können wir allen Leuten hier bei Ihnen ein wirklich schönes Essen servieren.«
    »Oh. Oh … du meine Güte, Georgia, das ist so lieb von Ihnen. Wirklich. So aufmerksam.« Sharon machte ein verlegenes Gesicht. »Und ich würde es auch gern annehmen, aber … ehrlich gesagt, wir dürfen hier keine Lebensmittel ausgeben, die nicht inspiziert worden sind. Na ja, Sie wissen doch, die Bürokratie …«
    »Seien Sie nicht albern«, entgegnete Georgia. »Das Essen ist tadellos. Ich hab es selbst gemacht.«
    »Oh, ich bin sicher, es ist absolut fabelhaft. Das ist es ja immer«, sagte Sharon. »Ich hab mich so sehr darauf gefreut.«
    So sehr, dass du dir nicht mal die Mühe gemacht hast, auf die Einladung zu antworten?, fragte sich Georgia. »Können Sie nicht heute mal ein Auge zudrücken? Ich meine, wenn es je einen Tag gegeben hat, an dem man ein Auge zudrücken sollte …«
    »Oh, Georgia, ich kann gar nicht fassen, dass Sie so gütig sind, an einem solchen Tag an unsere Bewohner zu denken. Aber es gibt Gesetzesvorschriften, und die Gesundheitsbehörde des Countys sitzt mir im Nacken … Ich darf nichts servieren, das wir nicht selbst zubereitet haben. Wir könnten sonst unsere Betriebsgenehmigung verlieren.«

    »Sie würden es ja nicht servieren«, sagte Georgia. »Ich kann durch die Flure gehen und es verteilen. Als wären es Geschenke. Die Leute bringen doch dauernd essbare Geschenke mit, oder? Wäre das okay?«
    Sharon strahlte, als wollte sie Ja! sagen, und sagte: »Nein, tut mir leid.«
    Georgia wusste genau, dass Sharon die Chefin in diesem Laden war und deshalb gegen Vorschriften verstoßen konnte, wie es ihr gerade passte. So wurde also nichts aus ihrer guten Tat. »Fürchten Sie, jemand könnte Sie verpetzen?«, fragte sie. »Ist es das?«
    »Sie würden sich wundern. Ein Bewohner sagt etwas zu einem Verwandten, und ehe man sich’s versieht, hat irgendjemand mich bei der Behörde angezeigt. Das wäre nicht das erste Mal.«
    »Ich dachte nur, wo doch der nationale Notstand herrscht und so«, sagte Georgia.
    Sharon setzte ein merkwürdiges, leicht schwachsinniges Grinsen auf, wie man es tut, wenn man ein Baby zum Lachen bringen will. Sie bückte sich, um das eine Ende des Eiscontainers hochzuheben. »Kommen Sie, ich helfe Ihnen, den zu Ihrem Wagen zurückzutragen.«
    »Nein – nein .« Georgia zog die Box am Griff zur Seite, um ihr jeden Anteil daran zu verweigern. »Ich hab verstanden! Sie sind beschäftigt. Sie haben eine Million Dinge zu erledigen. Denken Sie nicht mehr daran, ja?«
    »Danke für Ihr Verständnis«, sagte Sharon. »Ich wünschte, ich könnte es annehmen. Ich rufe Sie morgen an, okay?«
    Georgia lächelte. »Unbedingt«, sagte sie und war schon draußen. Die Sharon Overbys, diese hirntoten Regelsklavinnen dieser Welt, gingen ihr auf die Nerven. Jetzt kam es ihr
albern vor, dass sie versucht hatte, ihr Essen zu verschenken, und in diesem Gefühl schmorte sie auf dem ganzen Weg zum Gericht.
    Diesmal fragte sie oben am Eingang zum Gefängnis, bevor sie die Eisbox drei Treppen hinaufschleppte. Nein, Ma’am, sagte der Deputy, Sheriff Allred ist auf Streife, nein, Ma’am, wir können keine Lebensmittel für die Gefangenen entgegennehmen, blah, blah, blah, staatliche Vorschriften.
    Georgia diskutierte nicht. Sie bedankte sich und ging zu ihrem Wagen zurück.
    Niemand wollte ihre milden Gaben. Sie kutschierte Lebensmittel im Wert von fünfhundert Dollar in ihrem Wagen herum, und bald würden sie verderben. Und niemand wollte ihr erlauben, sie zu verschenken.
    Sie schaltete das Radio ein. Vielleicht würde Musik sie trösten. Aber stattdessen hörte sie die gehetzten Stimmen von Nachrichtensprechern, panischen Augenzeugen. Heulende Sirenen, unbestätigte Berichte: Wie wir soeben erfahren … Ihre Hand schoss zum Radio, und sie schaltete es ab. Die Angst, die da aus den Lautsprechern flutete, konnte sie nicht ertragen.
    Georgia kannte keine armen Leute, aber sie wusste, dass es in Six Points genug davon gab. Die meisten waren schwarz und wohnten auf der anderen Seite der Brücke in East Over. Sie fragte sich, wo sie sich wohl versammelten. Ein Gemeindezentrum oder so etwas besaßen sie nicht. Das war einer der Gründe, weshalb Krystal sich dafür einsetzte, sie einzugemeinden.
    Wenn sie sich vorstellte, wie sie in diese heruntergekommene Gegend fuhr, sah sie eine Bande von großen schwarzen Jugendlichen vor sich, die bedrohlich auf ihr Auto

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