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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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Six Points herumgegondelt war und versucht hatte, ihr Essen zu verschenken. Den Teil mit der gehässigen Rhonda ließ sie weg, aber ansonsten schilderte sie alles so objektiv wie möglich. Sie erzählte von Sharon Overby im Altenheim und von Madeline Roudy bei Hull’s Market.
    Krystal lehnte ihre Schrotflinte an den Zementsockel und machte sich über das Fresh-Mountain-Apfelgelee-Kompott her. Sie aßen im Stehen und benutzten den Stuhl als Picknicktisch. »Also, das schmeckt wirklich gut«, sagte Krystal. »Wahrscheinlich hat Madeline nicht verstanden, was du wolltest. Vielleicht dachte sie, das wäre ein Almosen oder so was.«
    »Ich habe ihr ausdrücklich gesagt, dass es das nicht ist. Ich habe ihr alles erklärt.«
    »Aber du hattest sie nicht zu deinem Lunch eingeladen, und deshalb sah es vielleicht so aus – für sie, meine ich. Kannst du dir das nicht vorstellen?«

    »Oh, jetzt schlägst du dich auf ihre Seite?«, rief Georgia. »Tu das bitte nicht. Das kann ich nicht ausstehen.«
    »Hey, du hast mich nach meiner ehrlichen Meinung gefragt«, sagte Krystal. »Wenn du Bullshit hören willst, rede mit jemand anderem.«
    Auch wieder wahr. »Was hätte ich denn sagen sollen?«
    »George, du bist aufgebracht. Ruf sie morgen an, und erklär ihr, du hättest es nicht so gemeint.«
    »Ich soll mich bei ihr entschuldigen?« Georgia schüttelte den Kopf. »Ich war nicht diejenige, die sich so unglaublich unhöflich benommen hat.«
    »Vielleicht war sie auch aufgebracht. Wir sind heute alle aufgebracht, Georgia. Heute ist ein schlimmer Tag.«
    »Ach, hör auf!«, rief Georgia. »Das ist mir egal. Ich hab die Nase jetzt schon gestrichen voll davon. Es ist niemandem passiert, den wir kennen. Es hat nichts mit uns zu tun! Aber jetzt ist alles versaut, und ich schwöre dir, ich könnte einfach – Gott verdammt noch mal!« Eine Woge der Frustration brandete über sie hinweg, und sie schleuderte ihren Teller mit aller Kraft ins Gebüsch, wo das Essen umherflog. Die Votivkerzengläser landeten im Kies und verspritzten Hummer und rote Sauce.
    Krystal stellte ihren Teller so ab, dass Georgia ihn nicht erreichen konnte, drehte sich zu ihr um und breitete die Arme aus. »Komm, lass dich mal drücken.«
    »Ich will nicht gedrückt werden!«
    »Doch, das will jeder.«
    »Aber ich nicht.« Georgia wollte nicht getröstet werden. Sie wollte schlechte Laune haben.
    »Okay.« Krystal drehte die Handflächen nach oben. »Dann eben nicht. Geh und heb deinen verdammten Teller auf. Es ist verboten, Müll herumliegen zu lassen.«

    »Ach, halt doch den Mund!« Georgia brach in Tränen aus.
    Krystal aß weiter und beobachtete sie aus dem Augenwinkel. »Ich wollte dich nur in den Arm nehmen. Meine Güte.«
    »Ich weiß«, sagte Georgia. »Ich bin dir ja auch dankbar. Wirklich.«
    »Wieso heulst du dann?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Georgia. »Lass mich einfach. Ich bin fast fertig.«
    »Okay«, sagte Krystal. »Ich schwöre bei Gott, du bist völlig verkorkst.«

7
    Als Georgia nach einem langen Nachmittag auf Wache mit Krystal nach Hause kam, war das Haus friedlich, still und sauber. Das letzte Geschirr klirrte im schwappenden Wasser der Spülmaschine, und die Servierplatten standen gespült und abgetrocknet in Stapeln auf der Arbeitsplatte und warteten darauf, weggeräumt zu werden. Jemand war hier aufgetaucht und hatte während ihrer Abwesenheit dieses Zauberwerk vollbracht – wie Schneewittchen, die das Haus der Zwerge putzte. Sie verstand, warum die Zwerge darüber nicht richtig glücklich gewesen waren: Es war beunruhigend, nach Hause zu kommen und festzustellen, dass sich dort unsichtbare Hände zu schaffen gemacht hatten.
    Sie fand Little Mama gut zugedeckt im Bett, mit demselben alten Kreuzworträtsel wie immer.
    »Mama, was hast du getan? Ich wollte aufräumen, aber du hast schon alles erledigt.«

    »Sieh mich nicht an«, sagte Little Mama. »Das war dein Bruder.«
    Nachdem er sich all die Jahre hindurch hinten und vorn hatte bedienen lassen, hatte Brother sich anscheinend von den Fernsehnachrichten dazu inspirieren lassen, das alles an einem einzigen Nachmittag wiedergutzumachen. Mama erzählte, diese Verwandlung sei ein tolles Erlebnis gewesen, und Georgia wünschte, sie wäre dabei gewesen. Er hatte gespült, die Böden geputzt, die Möbel verrückt, die Teppiche aufgerollt und überall Staub gewischt, bis das ganze Erdgeschoss vor Sauberkeit blitzte.
    Ab und zu bekam Brother einen solchen Anfall von Zerknirschung, meist

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