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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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Geschichte der First Baptist innerhalb einer Woche, von Ostern abgesehen, hervorbringen würde. Die neuen Gottesdienstgäste waren fast ausschließlich weiblich und saßen so weit vorn wie möglich. Jede schien sich auf ihre Art in der Absicht gekleidet zu haben, Brent Colgates Aufmerksamkeit zu erregen. In Georgias Blickfeld saßen noch drei andere Frauen in Pink; keins sah so heiß aus wie »Pfingstrose«, aber es war Georgia doch peinlich, in irgendeiner Hinsicht so zu sein wie diese Frauen und die gleiche Idee gehabt zu haben. Sie überlegte, ob sie noch einmal hinauslaufen und etwas anderes anziehen solle
 – aber was? Es gab keine Farbe im Regenbogen, die nicht schon jemand getragen hatte, um den Blick des neuen Pastors auf sich zu ziehen.
    Bei so viel Aufregung hätte man vermuten können, dass der persönliche Auftritt Brent Colgates eine Enttäuschung werden würde. Aber das Gegenteil war der Fall. Die Mitglieder des Pastoralausschusses standen aufgereiht vor der Kanzel, um nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass sie es waren, die hinausgezogen waren in eine Welt voll hässlicher Pastoren und diesen Traum von einem Reverend hergeschleppt hatten, diese Vision im schwarzen Samttalar mit königlich blonder Mähne und einem strahlenden Lächeln, die da den Mittelgang heraufkam, hier einen Wangenkuss, da einen Segen spendete und seine neue Gemeinde mit offenen Armen begrüßte, als hätte er schon sein Leben lang zu ihnen gehört  – ein Liebling, der zu lange fort gewesen war und jetzt im Triumph zurückkehrte.
    Es war fast ein bisschen zu viel des Guten. Georgia machte ein skeptisches Gesicht.
    Colgate umarmte ein paar Damen in der vordersten Bank, schüttelte den Ausschussmitgliedern die Hand und erklomm in einer Wolke allgemeiner Zustimmung die Kanzel. »Was für ein gütiger Empfang, meine Freunde«, begann er. »Ich danke euch allen. Vielen Dank.«
    Brents Stimme stieg aus den tiefsten Tiefen seiner Brust, und Georgia spürte, wie sie davonschwebte, bevor auch nur ein einziges Wort in ihrem Gehirn ankam. Seine Stimme schlug sie so sehr in ihren Bann, dass sie die Essenz dessen, was er sagte, aufnehmen konnte, ohne auf die Worte zu hören  – Worte wie Güte und Willkommen und Festigkeit und Schönheit … sie ließ sich glücklich darin treiben, starrte in
sein Gesicht und fühlte das dunkle Grollen seiner Stimme bis in die Zehenspitzen.
    Dann war es plötzlich vorbei, und alle standen und sangen ein Lied. Das musste die kürzeste Predigt in der Geschichte der Menschheit gewesen sein. Georgia sah auf die Uhr. Volle fünfundvierzig Minuten waren vergangen. War sie eingeschlafen? Oder hypnotisiert worden?
    Sie sah, dass sich mehrere andere Frauen anscheinend ähnlich benommen fühlten.
    Reverend Colgate und seine Frau gingen zur Kirchentür und blieben dort stehen, um die Gemeinde beim Herauskommen zu begrüßen. Mrs. Colgate postierte sich so, dass man ihr zuerst die Hand geben musste; dann wandte sie sich um und reichte die Person an ihren Mann weiter. Oberflächlich erschien das kultiviert, aber für Georgia war es ein deutlicher Hinweis darauf, wer im Hause Colgate das Sagen hatte. Diese Frau würde sich als harte Nuss erweisen. Sie war keine Brenda Hendrix, keine Mrs. Barnett, diese todschicke Brünette, noch keine dreißig, mit den veilchenblauen Augen einer Schönheitskönigin und der schräg gestylten Frisur, die geradewegs aus der Vogue zu stammen schien.
    Die junge Mrs. Colgate stand breitbeinig in der Einflugsschneise vor ihrem fabelhaft aussehenden Mann, als wollte sie sagen: »Ich sehe genauso gut aus wie er. Wenn du nicht mit mir konkurrieren kannst, versuch’s gar nicht erst.« Und Brent Colgate schien gern neben ihr zu stehen und pastorenhaft gute Laune zu verbreiten.
    »Ob sie Kinder haben?«, murmelte Stephanie Durant dicht neben Georgia.
    »Nicht dass ich wüsste«, sagte Georgia. »Sie scheint mir nicht der Typ zu sein.«

    »Nein«, sagte Stephanie. »Aber diese Gören würden einfach irre aussehen.«
    »Hallo, ich bin Daphne Colgate!« Die Frau fing Georgias Hand ein und hielt sie mit beiden Händen auf eine vereinnahmende, übervertrauliche Weise fest, von der Georgia eine Gänsehaut bekam.
    »Georgia Bottoms«, sagte Georgia. »Dieses Kostüm ist toll – wo um alles in der Welt haben Sie es gefunden?«
    »Oh, danke! Wie nett, dass Sie das sagen. Ich glaube, bei Macy’s in Birmingham. Sie kennen meinen Mann Brent?«
    Brent lächelte. »Oh, natürlich. Miss Georgia und ich

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