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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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auszulöschen, Diana, die dachte, sie sei besser als die anderen, und immer im Rampenlicht posierte – und jetzt? Wir sind die Supremes! Wir singen zusammen! Zu gleichen Teilen! Ohne Leadstimme!
    Für einen Moment übernimmt Cindy die Melodie, dann Jean, und dann treten sie beiseite und lassen Mary sie hinausschmettern. Der Rhythmus, shake-a-shake-it, rollt die Straße hinunter wie ein großer alter Greyhound-Bus, You never wrote me (ooh ooh)You never called! Drei heiß glühende Stimmen verschmelzen zum Sound einer einzigen verlassenen Frau, am Boden zerstört, auch wenn sie es niemals zugibt; und wenn man hört, wie sie sich an den Schmerz der Erinnerung
an ihn klammert, weiß man einfach, dass er sie geschlagen hat … Unnachgiebig, unaufhaltsam rollt der Sound über den großen alten Highway. Ein Klatschen – oder war es ein Peitschenknall? Wir machen’s ohne dich, Diana, und stolz sind wir unterwegs auf der Besser-denn- je -Straße!
    Mama auf dem Beifahrersitz. »Was redest du da? Ich verstehe kein Wort.«
    »Die Supremes«, sagte Georgia. »Ohne Diana Ross.«
    Mama mitzunehmen war eigentlich das Letzte gewesen, wozu sie Lust hatte, aber sie allein zu Hause zu lassen wurde immer schwieriger.
    »Nathan Jones« versetzte Georgia in eine ausgezeichnete Laune, wenn man bedachte, dass sie soeben aus diesem grässlichen Gefängnis kamen, wo sie Brother nicht einmal hatten sehen dürfen. Der Mann am Eingang hatte gesagt, er sei in Einzelhaft, und das nächste »Besuchsfenster« sei am Mittwoch in einer Woche. Nach dem wiederholten Klirren und Klappern von Stacheldrahtrollen und Maschendrahtzäunen, von elektrischen Türschlössern und dicken, schmierigen Glasscheiben, mit Stahlgeflecht verstärkt … als sie da zum Wagen hinauskam, die freie Luft atmete und »Nathan Jones« im Radio fand, da erschien ihr das alles wie ein Gottesgeschenk.
    Natürlich glaubte Georgia nicht an Gott, aber ein Geschenk wie dieser Song half ihr zu verstehen, warum manche Leute es taten.
    Sie liebte den Song, und deshalb hatte Ree den Jungen Nathan genannt.
    »Ich hab dir gesagt, du sollst deinen Bruder von Sims Bailey fernhalten«, sagte Mama hilfreich.
    »Stimmt, das hast du«, entgegnete Georgia. »Du bist so viel
gescheiter als ich. Ich weiß nicht, wieso mir das nicht schon früher aufgefallen ist.«
    Wie sich zeigte, kam man durch Besitz und Lagerung von zwei Fässern Ammoniumnitratdünger in unmittelbarer Nachbarschaft einiger Tonnen Heizöl in eine Bredouille, aus der man nicht mit einem einfachen Grinsen wieder hinausspazierte. Soweit Georgia es beurteilen konnte, war Brother am Arsch. Er war nicht Timothy McVeigh, aber wie sollte sie das dem Alabama Bureau of Investigation klarmachen?
    Einzelhaft in der zweiten Woche im Staatsgefängnis, das war kein gutes Zeichen.
    Georgia konnte ihren ganzen Schmuck, das Haus und das Familiensilber verkaufen und jeden Cent in seine Verteidigung stecken, alles auf das Feuer werfen – aber sie wusste, dass er trotzdem schuldig gesprochen werden würde.
    Oder – sollte er sich doch einen Pflichtverteidiger nehmen. Selbst mit dieser Sache fertig werden, ohne die Hilfe seiner großen Schwester, die immer und immer wieder seinen jämmerlichen Arsch retten musste.
    Georgia ahnte, dass sie ihn damit dazu verdammte, einen beträchtlichen Teil seines Lebens im Gefängnis zu verbringen. Aber hatte er sich nicht selbst verdammt? Wieso war irgendetwas davon ihre Schuld?
    Sie hatte sich sein Leben lang bemüht, ihres Bruders Hüter zu sein. Es wurde Zeit zuzugeben, dass sie gescheitert war. Immer wenn sie ihm gesagt hatte, er solle nach rechts gehen, war er links abgebogen. Jetzt sollte er selbst zusehen, wie er zurechtkam.
    Aber bei diesem Gedanken war ihr nicht wohl. Sie konnte das Bild ihres vierjährigen Bruders mit den weichen weißen Locken nicht abschütteln. Sie konnte nicht glauben, dass
dieses wundervolle Kind mit seinem Temperament überhaupt nicht mehr existieren sollte.
    In der Haftanstalt hatte sie tatsächlich nur zwei Gefangene gesehen, zwei Schwarze in dunkelblauer Gefängniskleidung am Ende eines Korridors, der durch eine Glasscheibe vom Besucherraum getrennt war. Beim Anblick dieser Männer hatte sie unversehens gedacht: Wenn das ich wäre, wenn jemand mir gesagt hätte, ich müsste die Nacht in diesem Gebäude verbringen, dann würde ich eine Möglichkeit finden, mich aufzuhängen.
    Außerdem hatte die »Nova«-Sendung vom vergangenen Abend ein vages Unbehagen hinterlassen. Die

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