Haben Sie das von Georgia gehoert
sind alte Freunde aus dem Drugstore.«
»Er war in der Stadt und hat versucht, die Gemeinde zum Sonntagsgottesdienst zusammenzutrommeln«, sagte Georgia. »Ich bin nur hier, weil er es mir befohlen hat.«
»Wie Brent es in seiner Predigt zum Ausdruck gebracht hat«, sagte Daphne. »Dass die Erstgeburt des Esels gelöset werde mit einem Lamm.«
»Genau.« Georgia lächelte, als hätte sie eine Ahnung, was Daphne damit sagen wollte. Wenn sie soeben beleidigt worden war, ließ die Täterin es äußerlich nicht erkennen.
Brents Augen leuchteten. »Daphne ist die Einzige, die bei meinen Predigten wirklich zuhört.«
Die alte Mrs. Haworth nahm Daphne beim Arm und zog sie herum.
Brent nutzte die Ablenkung und schlug augenblicklich zu. »Miss Georgia, ich finde Ihre Idee zu einem gemeindeweiten Trödelmarkt absolut genial. Wäre es Ihnen recht, noch hierzubleiben, bis ich alle begrüßt habe, damit wir ausführlicher darüber sprechen können?«
Georgia kam nicht einen Herzschlag lang aus dem Takt.
»Selbstverständlich«, sagte sie. »Ich warte in der Kirche auf Sie.«
Mit gesenktem Kopf kehrte sie zurück ins Vestibül, schlängelte sich durch den Strom der Gemeindemitglieder nach vorn und setzte sich in ihre Bank.
Ihr Herz schlug wie wild. Sie hatte Brent Colgate gegenüber kein Wort von einem Trödelmarkt verlauten lassen. Indem er sie gezwungen hatte, bei seiner dreisten Lüge mitzuspielen, hatte Brent Colgate sie zu seiner Komplizin gemacht – was immer er hier spielen wollte. Es war, vorsichtig ausgedrückt, ein ungewöhnlicher Anfang für eine Beziehung zwischen Pastor und Gemeindemitglied.
Georgia strich über das seidig glatte Holz der Kirchenbank, glänzend poliert von Generationen von Bottoms. Sie würde dem Reverend sagen, sie habe nicht unhöflich sein wollen, aber sie sei es nicht gewesen, die da von einem Trödelmarkt gesprochen habe. Sie würde ihm die Hand geben und gehen. Falls sie irgendwelche schrägen Schwingungen wahrnehmen sollte.
Aber sie war ziemlich sicher, dass sie zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommen würden. Ein bisschen hatten sie ja schon betrogen: ein kleiner, erfundener Betrug zwischen ihnen beiden. Das war nicht sehr weit weg von da, wo Georgia hinwollte.
Genau betrachtet, wäre der schnellste Weg dorthin vielleicht der Umweg. Verschwinde jetzt von hier. Soll er dich suchen und nicht finden.
Schnell ging Georgia zur Seitentür hinaus.
Lass ihn anbeißen. Sieh zu, dass der Haken fest sitzt.
Und dann ein bisschen ziehen. Der Fisch wird von selbst an Land kommen.
13
An erster Stelle war Ted Horn Arzt. Hätte man’s gedacht? Denn an zweiter Stelle war Ted immer schon ein geiler Bock gewesen, so sehr, dass Georgias Spitzname für ihn »Ol’ Horndog« lautete. Er hatte es gern, wenn sie diesen Spitznamen mittwochs abends in gewissen, entscheidenden Augenblicken benutzte. Dazu kommt, dass Ted an diesem heißen Mittwoch im Juli mehr als die gewohnten ein, zwei Gläser Wein zu sich genommen hatte. Er und die Missus hatten schon vorher beim Early Bird Special im Hopalong Steak House zugelangt, wo Getränke selbst mitzubringen waren. Als er dann bei Georgia aufkreuzte, bestand er darauf, dass sie einen Krug von ihrem berühmten Cajun Martini zusammenmixte. Der versetzte ihn in eine festlich ausgelassene Stimmung und sorgte außerdem – in Kombination mit einem selbstverordneten Pharmazeutikum – zur Erweiterung seiner Blutgefäße.
Ted liebte Martinis und schwarzes Leder. Er liebte die Haube mit dem Reißverschluss. Er liebte die seidenen Taschentücher, mit denen Georgia ihn an das Vier-Pfosten-Bett fesselte. Von all ihren Klienten hatte Ted ganz sicher die exotischsten Vorlieben. Georgia freute sich auf den Mittwoch, auf ein bisschen Abwechslung in der Wochenmitte, wenn die Energie naturgemäß zum Nachlassen neigt.
Weil sie ihr Vorgehen an die bevorzugten lässlichen Sünden eines jeden Mannes anpassen musste, wurde das Spiel nicht langweilig. Natürlich war es lästig, die zahlreichen Petticoats zu waschen, zu stärken und zu bügeln, die sie brauchte, um sich und Richter Barnett einmal in der Woche in Scarlett und Rhett zu verwandeln – von dem Outfit
der französischen Zofe, das sie für Jimmy Lee Newton trug, ganz zu schweigen –, aber der ganze Aufwand machte sich bezahlt, denn sie hatte seit Jahren zufriedene Kunden. Jimmy Lee sah sich gern als kultivierten Gentleman, der mit seinem Hausmädchen über die Stränge schlug, und manchmal legte er sich dabei
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