Haben Sie das von Georgia gehoert
einen französischen Akzent zu, der zwischen Maurice Chevalier und dem Cartoon-Stinktier Pepé le Pew changierte.
Lon Chapman hatte es gern, wenn sie sich als Mädel vom Land anzog, mit Cowboystiefeln, abgeschnittenen, ausgefransten Jeans und einem hautengen, kurzen weißen Daisy-Duke-T-Shirt. Georgia bestellte sich diese T-Shirts im Dutzend, damit Lon sie ihr nach Belieben vom Leib reißen konnte.
Dann war da Sheriff Bill, der sein Freitagabend-Techtelmechtel am liebsten so nichtssagend und fade wie einen Sandkuchen aus dem Supermarkt wollte. An einem Abend der Woche konnte Georgia so das Eheleben kennenlernen, wie sie es sich vorstellte: Licht aus, Radio an, aber leise, und sonst keine Geräusche außer seinem gedämpften Grunzen. Sie musste immer leise sein, als wären da Kinder nebenan. Sheriff Bill lag immer oben, zog niemals sein Unterhemd mit dem V-Ausschnitt aus, küsste sie trocken, wenn er fertig war, stieg von ihr herunter und zog sich sofort die Hose an.
Sheriff Bill war unentbehrlich für ihren Businessplan; sonst hätte sie ihn schon vor langer Zeit aus dem Programm geworfen. Ted Horn machte viel mehr Spaß: Mr. Lass-dir-Zeit, Mr. Fessle-und-bestrafe-mich, der geile alte Mr. Ol’ Horndog persönlich. Und Ted ermunterte sie, fantasievoll zu sein. Sie konnte diverse Gerätschaften benutzen – einen Federwisch, einen Spatel, eine alte Silbergabel mit abgerundeten
Zinken. Sie widmete sich dem Problem wie eine Wissenschaftlerin in einem Labor: mit einem Slinky, einer Eieruhr, verschiedenen batteriegetriebenen Geräten aus dem Supermarkt für Ehehygiene in Mobile …
Ted war über alle Maßen sensibel. Und er ließ sich gern überraschen. Aber wenn sie ihn an allen vieren an das Bett gefesselt und den Reißverschluss an seiner Haube geschlossen hatte, war es nicht schwer, ihn zu überraschen.
Das Anstrengende daran war natürlich, dass Georgia die ganze Arbeit übernehmen musste. Ted lag einfach da, warf sich hin und her und stöhnte zur Musik von Def Leppard, Van Halen oder einer anderen Langhaarband, die sie für ihn auflegte. Es gab eine Zeit, da gingen sie übermütig mit Kerzenwachs und Flitter um, und monatelang konnte man an ganz unerwarteten Stellen plötzlich ein zartes Glitzern entdecken.
Irgendwann wollte Ted dann das Spielzeug wegwerfen und zur Sache kommen – aber nicht sofort. Er hatte es gern, wenn Georgia ihn bis zum Rand führte und ihn dann dort in der Schwebe hielt …
… und hielt …
… und hielt …
Sie persönlich, dachte Georgia, würde ein solches Maß an Anspannung in den Wahnsinn treiben. Aber der Mittwochabend war Teds Abend, und Ted liebte die Anspannung. Manchmal wurde er so rot im Gesicht, dass es sie beunruhigte, aber dann ratterte er einen langen lateinischen Namen für den zugrunde liegende medizinischen Befund herunter und sagte ihr, sie solle sich keine Sorgen machen.
An diesem Abend war er von all dem Wein und den Martinis noch röter und stimmgewaltiger als sonst. Auch Doppelfenster
hatten ihre Grenzen. Georgia drehte Bon Jovi lauter: »Livin’ On A Prayer«.
Ted war einer von diesen Südstaaten-Heteromännern, die irgendwie schwul wirken, wenn man sie kennenlernt – ein Muttersohn mit leicht femininer Redeweise und einem Hang zum dramatischen Ausdruck. In der Stadt wurde über ihn gemunkelt, aber nach dem Motto »Nicht viel fragen, nicht viel sagen« war man der Auffassung, wenn er »so einer« war, musste er auch ein guter Arzt sein; er behielt sein Privatleben für sich, und was immer er tat, er tat es nicht in der Stadt. Mehr verlangte Six Points von solchen Leuten nicht. Du kannst tun, was du willst, aber tu’s nicht vor meiner Nase. Ted hatte nie geheiratet, und man sah ihn nie auf einem Date, und Georgia wusste als Einzige in der Stadt, dass Ted Horn hinter verschlossenen Türen ein leidenschaftlicher Hetero war.
Im Augenblick ließ seine Stimme die Fensterscheiben klirren, und Georgia stopfte ihm ein Taschentuch in den Mund. Das fand er lustig, und er fing an zu kichern. Sie gab ihm einen Klaps auf die Wange und sagte, er solle leise sein. Er lachte lauter.
Ted war von Natur aus am ganzen Leib rötlich, und jede Stelle seines Körpers lief rot an, wenn sie mit dem Finger darauf drückte. Jeder Spurensicherer hätte ihre Fingerabdrücke von dieser Haut abnehmen können, blass und durchscheinend wie eine Scheibe kalter Truthahnbraten.
Jetzt lachte er so hemmungslos, dass sie befürchtete, er könne an dem Taschentuch ersticken. Sie zog
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