Haben Sie das von Georgia gehoert
pfirsichfarbenem Lippenstift und einer Grundierung bekleistert und sich ein Produkt ins Haar geschmiert, das es klebrig und seltsam aussehen ließ.
Madeline Roudy hingegen trug ein frisches, ärmelloses Hemdkleid aus weißer Baumwolle, das kühl und elegant mit ihrer schönen braunen Haut kontrastierte und zugleich subtil auf ihre Rolle als Ärztin hinwies, als Medizinfrau, als Heilerin der Armen.
Dr. Roudy wartete nicht, bis die Ortsverbandssekretärin Irma Winogrand die Sitzung eröffnete. Sie marschierte nach vorn und übernahm das Kommando. »Hallo allerseits«, begann sie. »Ich werde leider nicht bleiben können, aber ich habe mir in der Klinik ein paar Minuten freigenommen, um guten Tag zu sagen.«
Ihre Megafonstimme klang jetzt sorgfältig moduliert und hatte einen seidigen Tonfall.
»Die meisten Ladys hier kennen mich oder wissen zumindest, wer ich bin. Sie wissen, dass ich eine Person bin, die Dinge erledigt. Die Bürgermeisterin, die wir jetzt haben, weiß ich wirklich zu schätzen. Ich kann nur hoffen, dass ich ihre ausgezeichneten Leistungen noch verbessern kann.«
Verbessern? War das ein Hieb gegen Krystal? Ja, natürlich.
Dr. Roudy lächelte. »Hat jemand Fragen?«
Georgia sah sich um. Die Damen schwiegen; sie waren allesamt so geblendet, dass ihnen nicht eine einzige Frage einfallen wollte.
Sie hatte gehofft, dass nicht sie es würde übernehmen müssen, aber wozu hat man eine Freundin? Sie hob die Hand. »Dr. Roudy, können Sie uns bitte sagen, welche Erfahrungen Sie auf dem Gebiet der Verwaltung einer Stadt haben?«
Dr. Roudy behielt ihr freundliches Lächeln bei. Zum ersten
Mal bemerkte Georgia, dass sie leicht vorstehende Zähne hatte, was aber nur wenig von ihrer Ähnlichkeit mit Diahann Carroll ablenkte. Niemand konnte sagen, sie sei keine attraktive Frau.
Krystal dagegen sah aus wie Kathy Bates in dem Film, in dem sie James Caans Fußknöchel mit dem Vorschlaghammer zertrümmert.
»Danke für die Frage, Georgia«, sagte Madeline liebenswürdig. »Es stimmt zwar, dass ich keine Erfahrung in der Verwaltung einer Stadt an sich besitze, aber ich war in meinem Junior- und in meinem Seniorjahr Jahrgangspräsidentin auf dem College in Auburn. Ich war zweimal Vizepräsidentin des Verbands der Kinderärzte in Alabama, und natürlich kennen Sie mich alle als Gründerin und CEO des Six Points Wellness Centers.«
Georgia fragte sich, wann die Sozialklinik in »Wellness Center« umbenannt worden war und ob man sich als »CEO« einer vom County finanzierten Klinik bezeichnen konnte. Little Mama hätte Madeline wahrscheinlich als Schaumschlägerin bezeichnet.
Madeline fuhr fort. »Braucht man Erfahrung in Führungspositionen, um so gute Arbeit wie unsere jetzige Bürgermeisterin zu machen? Selbstverständlich ja. Aber muss man schon Bürgermeisterin gewesen sein, um für das Amt der Bürgermeisterin zu kandidieren? Das glaube ich nicht.«
Georgia hatte nichts davon gesagt, dass man Bürgermeisterin gewesen sein müsse. Sie hatte nach Erfahrung gefragt, aber jetzt sah sie, wie Madeline geschickt auswich, die Frage mit einer Pirouette in ihrem Sinn umformulierte und die Antwort sauber in den Korb legte. Mit hübschem Lächeln sah sie Georgia wieder an. »Sonst noch was?«
Georgia lächelte zurück und schüttelte den Kopf: Nein.
»Okay, dann hoffe ich, Sie werden mich jetzt entschuldigen. Ich habe über Mittag noch jede Menge Termine.« Madeline Roudy bewegte sich langsam zur Tür, und ein Raunen der Anerkennung ging durch den Saal. Die anwesenden Damen konnten von einem so ausgefüllten Terminkalender nur träumen.
Für Georgia war es offensichtlich, dass Dr. Roudy viel zu beschäftigt war, um Bürgermeisterin zu werden. Wie konnte sie bei so vielen wichtigen Terminen noch Zeit für die City Hall aufbringen? Madeline Roudy schüttelte Maribeth Parker, der Präsidentin der League of Women Voters, die Hand und verließ unter vereinzeltem Applaus den Saal.
Georgia sah mit Erstaunen, dass all diese weißen Frauen ziemlich beeindruckt von der Ärztin waren. Sogar die, die aussahen, als gehörten sie zur Junior League, dem landesweiten sozial engagierten Frauenbund, benahmen sich, als ob sie ihnen gefalle. Im Grunde ihres Herzens wusste Georgia, dass Krystal erledigt war, wenn Madeline die Junior-League-Frauen gewonnen hatte.
Es kam nicht darauf an, dass Krystal die beste Bürgermeisterin aller Zeiten war – sie hatte East Over ohne eine Spur von aufbrechenden Rassenkonflikten eingemeindet,
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