Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
1910
Einmal war er in Bremen, zu einem Stapellauf, Anfang 35 muß das gewesen sein, das war, glaub’ ich, das einzige Mal, daß er in Bremen war. Und wir sind von Zeven aus zu Fuß nach Bremen marschiert, vom Arbeitsdienst aus, und haben dann da Spalier gestanden. Die Bevölkerung in Bremen hat sich eigentlich wenig beteiligt. Wir haben mit den Spaten präsentiert, und er ist vorbeigefahren. Aus war es. Da haben wir noch gesagt: Das lohnt sich ja überhaupt nicht. 45 Kilometer marschiert, die ganze Nacht durch, abends um 10 Uhr ab. Er stand im Auto, wie man das so kennt, mit dem » Deutschen Gruß«. Und wir haben präsentiert und: » Mit den Blicken folgen.« Der Empfang in Bremen war wohl allgemein sehr kühl. Die mögen ja anderswegen hingelaufen sein, zum Stapellauf vielleicht.
Wir waren nicht enttäuscht, aber müde.
Zurück mußten wir dann auch wieder marschieren.
Philologe, 1906
Wie ich gerade in den Dienst fuhr, da wurden die Straßen abgesperrt, aber es waren nicht viele Menschen da. Und er war schwer enttäuscht.
Mir sind vor allem seine Augen aufgefallen, die sehr lebhaft herumgingen, um die Stimmung zu eruieren. Das Heilgebrüll war wohl nicht so laut, wie er erwartet hatte, man merkte den erfahrenen Pädagogen.
Kaufmann, 1924
Ich habe Hitler 1935 in Königsdorf gesehen, da war ich gerade ein Jahr beim Jungvolk. Ich fand es fein: der Mann mit seinen wasserhellen Augen. Wir waren durchrieselt von heiligen Schauern, daß man dem » geliebten Führer« gegenüberstehen konnte, mit seinen Breeches und den Schaftstiefeln. Da ist man dann gestanden: » Der Führer kommt!«, und wir haben gestanden in feierlichem Schweigen, einmal auf dem rechten und einmal auf dem linken Bein. Und dann kam er und schritt die Front der Pimpfe ab. Und wenn einer gesagt hätte: » Bringt euch für den Führer um!«, wir wären ohne zu zaudern in den Tod gegangen.
Er ist die Front abgeschritten, und mir sind heilige Schauer durch den Körper gegangen.
Ein Mann
Wir mußten immer Spalier bilden. Mein Bruder und ich waren in der Feldscher-Hitlerjugend, und da wir hart wie Stahl zu sein hatten, wurde der Verein aufgelöst, und wir wurden der Marine- HJ überstellt, wo wir uns aber nie meldeten. Wir wurden also nirgends mehr geführt, hatten aber noch die Ausweise.
Wir bildeten nicht Spalier, sondern gingen nach hinten und soffen den Rum aus, den wir in den Feldflaschen hatten, für die Ohnmächtigen.
Geschäftsfrau, 1927
1935 oder 1937, das war in Wilhelmshaven. Einen miesen Eindruck, ich hab’ gedacht: Warum rennen die alle hinter dem Kerl her? Ich hatte nämlich vorher eine schlechte Erfahrung gemacht, wir waren aufmarschiert, BDM , in Bremen, im Sportstadion. Um 5 Uhr wurden wir hochgeschickt, er sollte um 10 Uhr kommen, Baldur von Schirach. 150 000 Menschen kamen. Es waren keine Toiletten da und eine knallende Hitze. Und dann kam Schirach um Viertel nach drei.– Und nun sollten wir vier Wochen später Hitler empfangen. Er ist aber doll umjubelt worden.
Kunsthistoriker, 1917
Auf dem Bückeberg. Die Frauen drehten das Weiße aus den Augen raus und sanken wie nasse Lappen hin. Wie geschlachtete Kälber lagen sie da, seufzten schwer. Freude und Erfüllung.
Da sagte meine Tante, mit der war ich da: » Nun tret’ ich aus der Frauenschaft aus.«
Lehrerin, 1912
Ich war Hilfsschullehrerin in Gröpelingen/Bremen, 30er Jahre. Da hieß es, wer mitfahren will nach Bückeburg– jedes Jahr war da ein Treffen, wo Hitler sich zeigte–, der kriegt schulfrei.
Wir sind alle mitgefahren, nicht wegen dem Kerl oder wegen dem Treffen, sondern weil’s schulfrei gab.
Ich hab’ ihn dann von der Nähe gesehen, er kam da einen schmalen Weg einen Abhang herunter, und alle haben geschrien.
Ich weiß bloß noch, daß wir alle auf Strohsäcken lagen, bei Nacht. Da ging ein SA -Mann mit brennender Zigarette durch. Das fand ich unerhört.
Kfm. Angestellter, 1917
Hitler kam in einem Autokonvoi an. Alles ausgestiegen, und dann ging er an der Spitze der ganzen Leute. Wie so eine Prozession stiegen sie auf den Bückeberg. Dann hielt er eine Rede und stieg in ein vorbereitetes Flugzeug und flog ab. Als ob er so in die Wolken entweicht. Wie ein Prophet. Jetzt ist einem das klar.
Bäuerin, 1921
Ja, auf dem Bückeberg habe ich ihn gesehen, aber nur kurz. Wir waren damals junge Mädchen und natürlich begeistert. Wir waren ja auch extra hingefahren. Na ja, mein Gott, man hat uns das so vorgemacht.
Bibliotheksassistentin, 1921
Auf dem
Weitere Kostenlose Bücher