Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
Schwimmstadion hab’ ich ihn gesehen, er stand ganz oben auf dem 10-Meter-Turm und hat eine Ansprache gehalten; Henlein, Göring und Frick waren dabei. Und anschließend war der Vorbeimarsch.
Von ganz Großdeutschland waren das die Sportwettkämpfe. Wie hieß das damals noch? Kurz danach war dann das Sudetenland.
Schriftsteller, 1926
In Eger auf dem Marktplatz, am 3. Oktober 1938. Er hielt eine Rede, und zwar um halb 4 Uhr, und wir standen schon um 9 Uhr da. Warten gehörte ja dazu.
Keinen Eindruck. Ungeheuer große Rede, und wir: » Heil! Heil!« Wir waren Automaten. Und am selben Tage, wie wir da » Heil!« geschrien haben, haben sie meinen Vater abgeholt.
3. Oktober 1938. Das war die Rede, die den Krieg dann später ausgelöst hat. Das weiß kein Mensch heute.
Schriftsteller, 1927
Das war 1938, als wir im Sudetenland befreit worden sind, da waren einen Tag vorher die deutschen Truppen einmarschiert. Am zweiten Tag kam Hitler, im langen offenen Mercedes, und ich war damals überrascht, daß er klein war, ganz ernstes Gesicht und ganz blaß, und die Mütze saß tief im Gesicht.
Ich war damals begeistert und war verwundert, daß er so klein war. Er lag unterm deutschen Durchschnitt.
Die Frauen haben geheult vor Freude, und ich hab ihm die Hand geschüttelt. Der Händedruck war mir nicht kräftig genug. Vom großen Führer hätte ich damals einen festeren Händedruck erwartet.
Auf mich wirkte er müde und abgespannt. Er guckte einen gar nicht an.
Eher kalt.
Fabrikbesitzer, 1929
Kurz bevor die deutschen Truppen einrückten in die Tschechoslowakei, da sagte mein Vater: » Jetzt haben wir den Weltkrieg gewonnen.«
Das sagte er aus einem Ehrgefühl heraus. Es war nicht umsonst gewesen, daß er im ersten Krieg gekämpft hatte.
Hausfrau, 1920
Ich sah Hitler 1938 in Oberschlesien. Also, er sah aus, so rosig im Gesicht, wie ein Marzipanschweinchen. Wenn er uns ansah, lächelte er, aber wenn es drauf ankam, mit seinen Begleitern, redete er sehr ernst. Die Mütze hatte er sehr tief ins Gesicht gezogen, seine Augen sah man gar nicht. Vielleicht war das Absicht, ich weiß es nicht genau.
Lehrerin, 1920
Wir wohnten in einem tschechischen Grenzdorf, da wurden schon Bunker gebaut, von den Tschechen. Der Einmarsch ins Sudetenland war dann wie eine Erlösung. Eine Befreiung. » Es kann nur besser werden«, sagte man damals. Hitler kam auch durch, frei stehend im offenen Auto, er war faszinierend. Massensuggestion. Die Kommunisten haben tüchtig mitgejubelt. Wir waren alle glücklich.
Lehrer, 1924
Als das Sudetenland eingegliedert wurde. Ich bin ja von da. Wie die Wellen die Straße entlanggingen, die ganze Straße hörte man, wie’s langging: » Heil! Heil! Heil!« So in Wellen hörten wir es schon von ferne anbranden: » Heil! Heil!« In dem großen Mercedes, in dem neuen, saß er. Mit dem Fahrrad sind wir hingefahren, wie er da von Berlin nach dem Sudetenland fuhr. Die ganze Landstraße, so weit man sehen konnte, standen die Leute, und er fuhr ziemlich schnell da durch. Diese Jubelwelle, wie sich die da fortsetzte. Für mich war das blöd damals, obwohl ich in der Hitlerjugend mitmischte. Ich kucke heut noch weg, im Fernsehen, bei Gefühlssachen.
Wenn sich Gefühlssachen so öffentlich darbieten, das stört mich, und noch dazu in dieser rhythmischen Weise!
Rentner, 1899
Er kam ja als Befreier ins Sudetenland. Meiner Meinung nach ist er später krank geworden.
Er hatte den Schäfer-Paß besucht und die Bunker, und das hat er besichtigt und hat gegessen bei der Truppe. Er war ja sehr volkstümlich. Ich habe so den Eindruck, daß der Mann zu spät geschaltet hat– nach dem Godesberger Vertrag hätte er Schluß machen sollen. Das ging alles zu gut, und das hat ihn verlockt. Wie Napoleon, was der für Reden gehalten hat: Soldaten, vier Jahrtausende blicken auf euch herab, in Ägypten hat er das gesagt. Der hat sich auch verlocken lassen.
Angestellter, 1927
Als wir heim ins Reich kamen, haben wir uns aufgestellt, Vater, Mutter, und als er die Jugendherberge einweihte, da haben wir ihn ganz nahe gesehn. Der Eindruck war finster. Die Mütze saß ihm über den Augen. Er hatte etwas Angst, schien mir, vor unserm Enthusiasmus, wir brüllten uns die Kehlen heiser. Die SS stieß uns, für meine Begriffe ein wenig zu brutal, zurück. Wir hatten es ja gar nicht so böse gemeint.
Richter, 1930
Ich war in Heidelberg von meinem Onkel eingeladen gewesen, der war dort Rechtsanwalt, das war 1938. Da kam der Führer und
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