Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
machte eine Besichtigung, der Hauptbahnhof wurde wohl eingeweiht, und die ganze Sache war stimmungsmäßig schon ein bißchen angeheizt. Und wir standen oben im Rechtsanwaltsbüro am Fenster, und weil ich klein war, durfte ich ganz vorne stehn. Und da gab es da unten eine Riesenbewegung, und alles ging unter in Gegröle, und ein Auto sah man, das dazwischen davonfuhr. Da war der Hitler drin.
Und hinterher war das Gespräch ganz interessant. Ich sehe noch meinen Onkel, und der sagte: » Jetzt hast du den Führer gesehen.« Und nachher in Königsberg, in der Schule, habe ich geschwindelt, alles mögliche dazu ausgedacht, weil einen das sozial sehr erhöhte, das war eine Art Weihe, die man da erhalten hatte.
Journalist, 1924
1938 in Stuttgart in der Neckarstraße. Es hat sehr viele Menschen dort gegeben, sie standen dicht gedrängt, und das längste war eigentlich das Warten auf dem Baum. Und dann fuhr er vorbei, zuerst riesige Kolonnen, und soweit ich mich erinnern kann, sind links und rechts vom Wagen die Sicherheitspolizisten gewesen und haben genau beobachtet. Der ganze Spuk war in Sekundenschnelle vorbei. Ich habe weiter nichts gesehen als seinen berühmten Gruß mit dem abgewinkelten Arm. Die Stimmung war vom langen Warten etwas gesunken, und dann ging so dieses Raunen durch die Menge, und hinterher sind die Leute wieder auseinandergelaufen.
Angestellter, 1926
In Düsseldorf war ’ne große Kundgebung, als Ernst von Rath erschossen worden war, das war ja der eigentliche Anlaß zum Kriegsausbruch. Sehr ernst war Hitler da. Im Planetarium war das. Wir waren ja alle organisiert damals. Und sein Mercedes vorgefahren, und schon brach die Begeisterung los. Es wurde ja alles aufgebaut daraufhin, das war vorprogrammiert, würde ich heute sagen, was wir damals natürlich nicht empfunden haben. Damals war die Welt noch in Ordnung, auch morgens um sieben. Wie heute in der DDR .
Ein Mann, 1921
Ich war beim Reichsarbeitsdienst 1938, und nach einem Vierteljahr Arbeit im Spreewald wurden wir zusammengezogen und kamen zum Reichsparteitag, und da bin ich an der Tribüne vorbeimarschiert, und, das muß ich sagen, er kam mir unnatürlich geschminkt vor. In der Phalanx von seinen Generälen und Parteigenossen war es schwierig, in dem kurzen Moment des Vorbeimarschierens ihn überhaupt auszumachen.– In Zehnerreihen marschierten wir. Wir waren im Lager Güldendorf, morgens war Wecken um 3 Uhr, Kaffee geholt und zum Flughafen nach Frankfurt an der Oder marschiert und dort geübt, mit Musik, immer hin und zurück, in Zehnerreihen. Wenn wir drüben angekommen waren, hieß es: Ganze Abteilung kehrt! Und dann marschierten wir verkehrtrum zurück, um keine Zeit zu verlieren. Und nach dem Üben marschierten wir dann wieder ins Lager zurück.
In Nürnberg sind wir dann noch einmal an ihm vorbeimarschiert, unter herzlicher Anteilnahme der Bevölkerung, auf dem Marktplatz stand er. Beeindruckend war nicht so sehr, daß wir den Führer gesehen hatten, sondern die Teilnahme an der Veranstaltung.
Ein Mann
Als Kind hab’ ich ihn gesehen, am Reichsparteitag 1938 in Nürnberg. Ich konnte vom Haus meiner Tante aus, die eine Bäckerei hatte, da konnte man es vom Klofenster aus sehen, und das haben wir den andern auch gesagt, und mit denen haben wir gehandelt, 10 Pfennig oder was zahlen lassen. Im übrigen haben die Leute damals in Sechser-, Achter-, Zehnerreihen gestanden, die hinten standen, haben überhaupt nichts gesehen, die hatten denn so Spiegel. Auch daraus wurde ein kleines Geschäft gemacht, da gab’s die Spiegelverkäufer.
Beeindruckt hat mich… Das einzige, was wir immer gesagt haben: Der sieht genauso aus wie in der Wochenschau. Das war damals noch verblüffend, einen Menschen, den man nur von Bildern kannte, auch so zu sehen.
Es gab ja diese Spielautos, so einen großen Mercedes, und da saß Hitler so drin, als Führer, und genauso sah das aus, das war das Verblüffende.
Schriftsteller, 1931
Ich erinnere mich an einen Sommerabend, 1938, ein Appell der SA mit Fackeln. Der Anblick dieser im Karree aufgestellten SA -Staffeln, militärisch, alle mit einer Fackel.
Regisseur, 1926
» Der verlorene Sohn«, mit Luis Trenker. Das war für damalige Zeiten ein guter Film, halbgut. Trenker, der als Sohn der Natur glücklich und zufrieden in seinen Alpen oder Dolomiten lebt, aber wegen wirtschaftlicher Not nach Amerika geht und das Leben eines Tramps führt. Ganz toll! Später habe ich amerikanische Filme über Tramps gesehen, die
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