Habgier: Roman (German Edition)
Aussage unterschreiben, dass wir sie zum ersten Mal nach Roseannes Handy befragt haben?«
»Das könnte ausreichen«, räumte Decker ein. »Also gut, so machen wir’s. Keine langen Vorreden. Ruft Roseannes Freunde an, ob sie Zeit für ein kurzes persönliches Gespräch hätten. Wir stellen ihnen genau zwei Fragen. Erstens: Besaß Roseanne ein Handy? Zweitens: Wenn ja, beschreiben Sie es bitte so genau wie möglich. Wir legen ihnen ein Blatt Papier zur Unterschrift vor, worin festgehalten wird, dass die Zeugen diese beiden Fragen ohne Einflussnahme oder sonstige Absprachen des LAPD beantwortet haben. Am besten lassen wir ihre Unterschriften notariell beglaubigen, dann sind die Aussagen gegen Korruptionsvorwürfe abgesichert.«
Decker dachte noch einen Schritt weiter.
»Gut, zweite Runde. Was stellen wir denn nun an mit all diesen hübschen, notariell beglaubigten Aussagen?«
»Wenn Roseanne bei dem Absturz ums Leben kam, hätte man entweder Reste ihres Handys an der Absturzstelle entdeckt, oder es wäre pulverisiert. Stattdessen finden wir es unter ihrem Sofa. Wir behaupten, dass Roseanne nicht an Bord war, sondern nach Hause ging, nachdem sie den Fünfuhrflug von San Jose nach Burbank genommen hatte.«
»Das Handy könnte auch ihr altes sein.«
»Oder aber ihr ganz neues. Sie hatte es in San Jose dabei, weil sie mit ihm einen Anruf getätigt hat. Also gehen wir natürlich davon aus, dass sie es auf dem Rückweg bei sich hatte. Wie kommt es also in ihre Wohnung, wenn sie bei dem Absturz getötet worden sein soll?«
»Vielleicht ist sie von Burbank aus nach Hause gerast, hat das Handy in der Wohnung verlegt und hatte dann keine Zeit mehr, danach zu suchen, weil sie zum Flughafen zurücksausen musste.«
»Das Apartment liegt im West Valley. Selbst mit null Verkehr auf dem Freeway ist es unmöglich, vom Flughafen nach Hause und wieder rechtzeitig zum Flughafen zu fahren. Wir alle wissen, wie der Verkehr auf dem 101 frühmorgens aussieht.«
»Mir fällt gerade was ein«, sagte Decker. »Wo war ihr Auto zum Zeitpunkt des Absturzes? Stand es nicht am Flughafen?«
»Keine Ahnung, aber ich weiß, dass Dresden den BMW jetzt fährt. Ich würde darauf wetten, dass er plant, ihn zu behalten, da er seinen eigenen Wagen ja schon verkauft hat, um die Schulden in der Strip-Bar zu bezahlen. Ivan hatte es ziemlich eilig, uns zu verklickern, dass es kein Gesetz gibt, das ihm die Nutzung ihres Autos untersagt, auch wenn alle anderen Vermögenswerte noch eingefroren sind.«
»Wahrscheinlich gibt es sehr wohl so ein Gesetz, aber wer sollte ihn anzeigen?«
»Pete, falls Roseannes BMW am Flughafen geparkt war, heißt das noch lange nicht, dass sie ihn dort abgestellt hat. Jemand könnte ihn auch nachträglich dahin verpflanzt haben.«
Hollander tippte Decker an und drehte dann beide Daumen nach oben. »Wir sind so weit.«
»Marge, ich muss in dreißig Sekunden los. Ich denke, du machst dich jetzt ohne Rücksicht auf Verluste auf die Suche nach Zeugen, die Roseannes Handy identifizieren können, damit du einen Richter davon überzeugen kannst, dass Roseannes Handy nichts in ihrer Wohnung zu suchen hätte, wenn sie bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen wäre. Folglich, sollte sie nicht bei dem Absturz gestorben sein, lässt das Handy unter der Couch den Rückschluss zu, dass Roseanne am Morgen des Crashs in ihrer Wohnung war und kurz darauf verschwand. Wir verdächtigen Ivan, und Roseannes Handy unterm Sofa ist für uns Grund genug, einen Durchsuchungsbefehl zu beantragen.«
»Ich hätte es nicht besser sagen können.«
»An einem Glückstag könnte es so funktionieren. Also, zuerst brauchst du die Beschreibungen der Zeugen. Aber selbst wenn wir jemanden finden, der beschwört, dass es Roseannes Handy war, kann nichts und niemand Ivan davon abhalten zu behaupten, er habe sich genau das gleiche Handy gekauft.«
»Pink mit Gänseblümchen und R. D. auf der Rückseite?«
»Vielleicht wollte Ivan seine feminine Seite ausleben.«
Die Gruppe bestand aus Decker, Hollander, Koby, zwei Ermittlern des Coroners – Gloria und Fred – und einem CT-Techniker namens Jordon Shakman. Er war fast zwei Meter groß, schwarz, und sein Spitzname lautete Shak. Koby und er kannten sich seit über sieben Jahren und verstanden sich nicht nur im Job richtig gut, sondern auch privat.
»Neuer Rekord«, sagte Koby zu Shak, als alles vorbei war.
»Es geht eben schneller«, meinte Shak, »wenn wir es mit einem Schädel zu tun haben statt mit
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