Habgier: Roman (German Edition)
Marge, »und beim Bücken, um ihn unter der Couch hervorzuholen, hab ich zufällig ein pinkfarbenes Handy ergattert. Dresden behauptete, es sei seins, aber als Oliver Dresdens Handynummer angerufen hat, klingelte sein eigenes in der Hosentasche... und nicht das Handy, das ich gefunden hatte.
»Okay.«
»Dann hat er behauptet, dass dieses Handy in Pink – mit Gänseblümchen dekoriert und den Initialen R. D. auf der Rückseite – sein verlorenes Telefon sei.«
»Okay. Was machen wir – warte mal bitte einen Moment.« Hollander war aus den Eingeweiden der Crypt aufgetaucht. Decker blickte auf seine Uhr. »Wie läuft’s?«
»Sie sind in zehn Minuten reisefertig.«
»Es ist fast fünf.«
»Ich habe Koby schon angerufen. Der Techniker hat sich bereit erklärt zu warten, aber ich fürchte, das wird das LAPD ein Feinschmeckermenü kosten.«
»Das lässt sich machen. Und das Krankenhaus ist immer noch damit einverstanden, dass wir deren Gerät benutzen?«
»Ich habe erst gar nicht gefragt, denn ich will die Antwort nicht wissen.«
Decker fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und atmete tief aus. »Wie lange brauchen die denn, einen vermaledeiten Schädel zu verpacken?«
»Geduld, Loo.« Hollander lächelte und spielte mit seinen Bartspitzen. »Du willst doch kein Beweismittel verlieren, oder?«
Decker verdrehte die Augen und widmete sich wieder seinem Telefongespräch. »Tut mir leid, Marge. Also was ist bei euch los?«
»Kurz gefasst – Oliver und ich sind beide davon überzeugt, dass ich Roseannes Handy gefunden habe. Wenn sie bei dem Absturz ums Leben kam, was macht dann ihr Handy unter dem Sofa?«
»Du hast also ganz zufällig ihr Handy gefunden?«
»Yep«, flunkerte Marge, »einfach so.«
»Du warst nicht gezielt auf der Suche nach irgendwas.«
»Ich hab mir im ganzen Apartment Notizen gemacht, aber gezielt gesucht habe ich nur nach meinem Stift.«
»Keine Schränke geöffnet oder Schubladen herausgezogen...«
»Nein, nichts dergleichen. Mein Stift fiel runter, und ich fand das Handy.«
»Und jetzt behauptet Dresden, das Handy gehöre ihm?«
»Nein, er behauptet, dass dies ein Handy sei, das er vor ungefähr vier Monaten verloren hat.«
»Und wie wollen wir das Gegenteil beweisen?«
»Es steckt in einer pinkfarbenen Hülle mit lauter Gänseblümchen drauf.«
»Deshalb kann es trotzdem ihm gehören.«
»Ich weiß.« Marge dachte einen Moment nach. »Am einfachsten wäre herauszufinden, wo Roseanne das Handy gekauft hat, und diese Info mit der Rechnung abzugleichen. Dann könnten wir noch versuchen herauszufinden, ob Dresden jemals so ein Handy gekauft hat.«
»Selbst wenn wir wissen, wo Roseanne das Handy gekauft hat, wobei mir nicht klar ist, wie wir das schaffen sollten, würde es nichts beweisen. Dresden legt sich dann vielleicht darauf fest, sie hätte es für ihn gekauft. Oder er leugnet schlichtweg, dass du ihr Handy gefunden hast. Wie würdest du das Gegenteil beweisen?«
»Es ist ein sehr auffälliges Handy, Pete. Wie könnte ich es so genau beschreiben, wo ich doch Roseanne nie getroffen habe?«
»Dresden könnte immer noch dabei bleiben, sie hätte es für ihn gekauft.«
»Mit den Initialen R. D. auf der Rückseite?«
»Anfangs hat sie es benutzt und dann ihm gegeben.«
»Wie wär’s, wenn ich ein paar von Roseannes Freunden befrage? Ich bitte sie, mir Roseannes Handy zu beschreiben.«
»Um das zu parieren, könnte Dresden anbringen, dass du erst im Gespräch mit Roseannes Freunden herausgefunden hättest, wie es aussieht, und ihn jetzt damit reinlegen wolltest.«
Marge gab nicht auf. »Und wenn ich einen Bericht darüber schreibe, was heute Nachmittag vorgefallen ist? Oliver und ich könnten ihn beide unterschreiben und datieren, um zu beweisen, dass unsere Beobachtungen allen Gesprächen mit Roseannes Freunden vorausgingen.«
Decker dachte über ihren Vorschlag nach. »Soviel ich weiß, ist eine unserer Sekretärinnen als Notar zugelassen. Nehmt sie als Zeugin für eure Unterschriften. Dann darf Dresden wenigstens nicht behaupten, ihr hättet das Dokument rückdatiert.«
»Super.«
»Mit einer eidesstattlichen Erklärung sind eure Aussagen abgesichert, aber nicht die der Zeugen. Dresden könnte weiterhin sagen, ihr hättet Roseannes Freunde mit Informationen gebrieft, und sie hätten mitgemacht, weil sie ihn hassen. Und damit läge er keineswegs falsch: Roseannes Freunde hassen ihn tatsächlich.«
»Und wenn wir die Notarin mitnehmen? Und wenn die Zeugen eine
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