Habgier: Roman (German Edition)
einem total verängstigten Kind.«
»Ich hätte da drin auch Angst«, gab Decker zu, während er die CT-Röhre inspizierte.
»Ein Computertomograph ist wenigstens offen«, sagte Shak. »Sie sollten sich mal die Reaktionen beim Anblick eines Kernspintomographen ansehen. Da weinen selbst gestandene Männer, wenn wir sie hineinschieben.«
»Wie geht’s jetzt weiter?«, kam Decker direkt zur Sache.
Shak drehte sich zu den Ermittlern des Coroners um. »Haben Sie einen Kontakt, an den wir die Bilder schicken sollen?«
Gloria, eine etwa dreißigjährige Frau mit dunklen, wachen Augen, übergab Shak einen Ordner. »Hier sind alle Unterlagen drin. Die Rechtsmedizinerin wird sich morgen bei Ihnen melden, um Ihnen die Kontaktdaten zu geben. Sie können die Bilder direkt auf ihren Computer mailen, aber wir benötigen auch Ausdrucke, denn die Crypt hat dafür keine technischen Vorrichtungen.«
»Gut, allerdings wird es ein paar Tage dauern.«
»Wie passt das in Ihren Zeitplan, Lieutenant?«, fragte Gloria Decker.
»Je eher, desto besser, aber wir müssen sowieso erst ein Rapid-Prototyping-Gerät auftreiben. Und das kann noch ein Weilchen dauern.«
»Ich hab meine Fühler schon ausgestreckt«, merkte Hollander an.
»Wenn jemand das schafft, dann bist du das, Mike.« Decker wandte sich an Shak. »Haben Sie irgendwelche Beobachtungen gemacht, die für uns von Interesse wären?«, fragte Decker den Techniker.
»Ich bin nur für die Technik zuständig«, antwortete Shak, »die Auswertung überlasse ich den Radiologen.«
»Dann sind wir hier fertig. Würde es Ihnen etwas ausmachen, den Schädel wieder einzupacken?«, fragte Decker die beiden Ermittler.
»Kein Problem, Lieutenant«, antwortete Fred.
»Sie sind entlassen, Gentlemen«, fügte Gloria an.
Decker reichte Shak die Hand. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Koby räusperte sich. »Es ist fast sechs, Peter. Cindys Schicht endet erst um elf, deshalb wollten Shak und ich was essen gehen. Kommt doch mit, Mike und du.«
»Genial! Ich bin am Verhungern!«, rief Hollander. »Äh... also falls es dem Boss auch in den Kram passt. Er hat mich schließlich mitgenommen.«
Es passte dem Boss überhaupt nicht in den Kram. Alles, was Decker wollte, war, nach Hause zu fahren, zu duschen und wieder Zeit für seine Familie zu haben. Aber Hollander, Koby und Shak hatten ihm alle drei geholfen, und zwar sehr und ohne zu jammern.
Jetzt war Zahltag. »Ich rufe eben mal Rina an. Wenn sie nichts dagegen hat, bin ich dabei.«
Shak versuchte, Gloria möglichst unauffällig zu beäugen. »Sie sind herzlich eingeladen mitzukommen... alle beide.«
Gloria lächelte vergnügt. »Ich muss Ms. Doe nach Hause bringen.« Sie reichte Shak ihre Visitenkarte. »Vielleicht ein andermal.«
»Ja, toll...« Shaks Lächeln wirkte gegen ihres seltsam schüchtern. »Toll.«
Decker beendete sein Telefonat. »Rina hat nichts dagegen.«
Koby strahlte. »Fantastisch, denn in weiser Voraussicht habe ich uns einen Tisch reserviert. Ich glaube, das Restaurant wird euch gefallen, ein wunderbarer Italiener. Wer mag kein italienisches Essen?«
»Das klingt ganz wie in den alten Zeiten«, freute sich Hollander und klopfte sich auf den Bauch. »Ich hab hier so viel Spaß, dass ich sogar die Rechnung übernehme.«
»Unsinn«, erwiderte Decker, »unser Laden hat heute am meisten profitiert. Das LAPD schätzt sich glücklich, alle einzuladen.«
Die Stimme aus dem quäkenden Lautsprecher verkündete, dass Farley Lodestone auf Leitung drei wartete. Decker schaute erst gar nicht auf die Uhr – wenn Farley anrief, war es Punkt neun Uhr morgens. Der Mann war zuverlässiger als ein Wecker. Decker zählte bis drei, drückte die richtige Taste und hob den Hörer ab. »Hallo Farley, wie geht es Ihnen heute?«
»So wie jeden Tag. Gibt’s was Neues?«
»Es ist tatsächlich eine Menge passiert.« Decker legte Zuversicht in seine Stimme. »Wir verfolgen eine interessante Spur, aber Sie wissen ja, ich kann Ihnen nichts Genaueres dazu sagen.«
»Warum nicht? Geheimnisse sind bei mir gut aufgehoben.«
Decker lächelte. »Das weiß ich, Farley, aber es verstößt gegen unsere Vorschriften. Ich wollte Ihnen nur zu verstehen geben, dass wir Roseanne nicht vergessen haben. Wie sollten wir auch, wenn Sie uns täglich daran erinnern?«
»Und ich ruf weiterhin an, bis wir etwas herausgefunden haben«, meckerte Lodestone.
»Ich nehm’s Ihnen auch nicht übel. Als Vater würde ich mich genauso verhalten. Shareen und Sie
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