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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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aufkreuzt.«
    »Verstehe«, sagte Lauren. »Werden Sie auch mit dem forensischen Computerzeichner sprechen?«
    »Wenn er will, jederzeit. Es wäre sicher interessant zu sehen, wo Sie beide in der Interpretation des Gesichts übereinstimmen.«
    »Meistens liegen wir nahe beieinander.« Sie lächelte. »Sie haben mir einen guten Einblick verschafft. Danke.«
    »Wann, glauben Sie, haben Sie etwas für mich?«
    Lauren startete ihren Laptop. »Ich recherchiere erst mal ein paar Dinge über die Zeit.«
    »Welche Art von Recherche? Vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Das waren Sie bereits. Jetzt brauche ich visuelle Zusatzinformationen, denn die Rekonstruktion eines Gesichts ist eine optische Angelegenheit. Ich werde ›Priscilla and the Major‹ eingeben... Ich wüsste gerne, ob es Fotos von ihren Fans gibt. Dann sehe ich mir alte Artikel und Modezeitschriften aus der Zeit an. Dabei könnte die Lektüre von Seventeen aufschlussreicher sein als die von Ladies’ Home Journal oder Vogue .«
    »Sie ist sicher kein Vogue -Typ.«
    »Nein, aber vielleicht ihre Mutter. Wenn ich das alles durcharbeite, bekomme ich ein Gefühl für das Erscheinungsbild dieser Zeit.« Sie studierte Deckers Gesicht. »Sie sind ein Vietnam-Veteran, stimmt’s?«
    »Allerdings. Viele Polizisten in meinem Alter waren in Vietnam.«
    Sie starrte ihn noch immer an. »Aber es gibt da etwas in Ihrem Gesichtsausdruck... garantiert hatten Sie eine Sturmund-Drang-Phase.«
    »Alles nur Falten.« Decker hielt ein Grinsen zurück. »Meine Protestphase war ziemlich harmlos und liegt schon lange zurück.«
    »Sie sind auch das älteste Ihrer Geschwister.«
    Decker nickte. »Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Ältere Geschwister kommandieren andere gerne herum, und die Polizeiakademie befriedigt dieses Grundbedürfnis ganz gut.«
    Laurens Blick haftete noch einen Moment länger auf seinem Gesicht. »Sie amüsieren sich gerade heimlich. An Ihren Augen sehe ich, dass Sie mich necken, ohne mit mir zu flirten. Ich wette, Sie haben Töchter.«
    »Ich habe Töchter, und ich habe Söhne.« Er war einen Moment still. »Stiefsöhne, aber es sind im Grunde meine Söhne. Ich bin ihr einziger Vater, seit sie sechs und acht waren, und jetzt sind sie beide über zwanzig.«
    »Aber Sie sind der biologische Vater Ihrer Töchter?«
    »Ja.«
    »Hm, Sie wirken so, als wäre Ihre Erfahrung mit Kindern noch ganz frisch.«
    Decker lachte. »Gut, ich gestehe. Meine älteste Tochter ist fast dreißig, aber meine jüngste ist gerade vierzehn.«
    »Sehen Sie!«, sagte Lauren triumphierend. »Wusste ich’s doch. Ich habe eine Nase für so was. Wenn ich ein Gesicht rekonstruiere, dann fühlt es sich so an, als würde die Person mit mir sprechen und meine Finger führen. Es ist wie ein sechster Sinn.«
    »Haben Sie Erfolg an der Börse?«
    »Tut mir leid, Lieutenant, aber mit Zahlen konnte ich noch nie besonders gut umgehen.«
     
    Decker glaubte, er sei früh dran, als er am nächsten Morgen um neun die Crypt betrat. Lauren saß bereits an ihrem Computer und hatte sich in die Siebzigerjahre vertieft – Fotografien, Artikel aus Newsweek und der New York Times , Berichte aus Fashion Weekly , Seventeen und Vogue sowie Vintage-Kleidungsstücke aus der Zeit. Sie untersuchte noch immer den Schädel, hatte aber über den anatomischen Markierungspunkten bereits Abstandshalter angebracht. Auf der linken Seite der Tischplatte lagen mehrere rechteckige Stränge aus rötlichem Ton. Ihr Werkzeug lag ordentlich auf der rechten Seite. Priscilla und der Major säuselten leise aus einem CD-Player.
    »Ich wünschte, ich könnte ihre Lieder mit einem Plattenspieler abspielen«, sagte sie zu Decker. »Das würde mich so richtig darauf einstimmen.«
    Die Gesichtsrekonstrukteurin trug eine weiße Küchenchef-Schürze über ihrer Jeans und einem schwarzen Top aus Baumwolle. Ihr kastanienbraunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie war ungeschminkt. Als sie endlich den ersten Klumpen Tonerde auf der Kopie des Schädels anbrachte, wollte Decker Glory Halleluja singen.
    »Schauen Sie mir jetzt die ganze Zeit zu?«, fragte ihn Lauren.
    »Mache ich Sie nervös?«
    »Nein«, erwiderte Lauren, »aber Sie verändern die Energie in diesem Raum. Ich handle instinktiv, aus dem Bauch heraus. Der Schädel redet mit mir, und vielleicht sagt sie mir nicht alles, was sie auf dem Herzen hat, wenn Sie dabei sind.«
    »Okay, dann...« Decker schwieg einen Moment. »Wie wär’s, wenn ich

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