Habgier: Roman (German Edition)
Fever .«
Lauren nickte, aber ihr Gesicht blieb ausdruckslos.
»Weißer Anzug, viel Haare, große Glitzerkugel in der Mitte der Tanzfläche.«
»Klingt für mich nach einer Bar-Mizwa.«
»Ehm... na ja, so ungefähr. Disco war die ultimative Tanzmusik. Priscilla and the Major war eher Schmuserock.«
»Ja, genau danach hört sich das an. Dann wäre die Frisur eher konservativ als flippig. Ich habe mir ein paar Fanzeitschriften aus der Zeit angesehen. Drei Engel für Charlie war ein echter Quotenhit im Fernsehen.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Wenn Sie diese junge Frau für ein bisschen naiv halten und scharf auf modischen Schnickschnack, würde ich die drei Stars dieser Fernsehserie näher ins Auge fassen. Da haben wir drei verschiedene Frisuren – Jaclyn Smith mit langem, klassisch gewelltem braunem Haar. Dann Kate Jackson mit dem dunklen, stumpf geschnittenen Haar, Mittelscheitel, seitlichen Fransen – eher kess und Ivy-League-College-Studentin. Und Farrah Fawcett-Majors, die ihr Haar trug wie … tja, ich weiß gar nicht, wie man das nennen soll. Eben einfach überall Haare, mit Ponyfransen und seitlicher Föhnwelle, gestuft und gewellt. Ich nehme mal an, diese Frisur nachzuahmen, war für ein Durchschnittsmädchen relativ schwierig.«
Decker lächelte. »Mann, das ist ein ziemlich schneller Ritt durch die Erinnerungen. Ich sag Ihnen was. Farrah Fawcett-Majors’ Haare inspirierten eine sehr beliebte und weit verbreitete Frisur. Eine Menge Frauen haben diese immensen seitlichen Föhnwellen kopiert.«
»Wie Jennifer Anistons Schnitt vor ein paar Jahren.« Lauren dachte einen Moment nach. »Als konservative Latina ist sie wohl kaum der blonde, blauäugige Farrah-Fawcett-Majors-Typ. Ich sehe sie eher mit langen braunen Haaren à la Jaclyn Smith.«
»Ehrlich gesagt, Lauren, damals wollte einfach jede Frau wie Farrah Fawcett-Majors aussehen, ohne Rücksicht auf Haaroder Augenfarbe. Sie war der Star.«
»Dann mache ich Folgendes«, schlug Lauren vor, »ich gebe Jane alle drei Engel-Frisuren – die blonde Farrah mit den Föhnwellen, völlig glatt wie bei Kate Jackson und sanft gewellt wie Smith. So fotografieren wir Jane mit drei Frisuren und erhöhen unsere Chance, herauszufinden, wer sie wirklich ist.«
»Gute Idee, und wir spielen mit der Haar- und Augenfarbe. Vielleicht ist sie eine echte Brünette, aber es gibt eine Horde falscher Blondinen.«
»Alles klar, dann färben wir bei Farrah Fawcett-Majors die Haare sehr blond, mit blauen Augen. Für Jaclyn nehmen wir dunklere blaue Augen und dunkle Haare. Kate wird braunäugig mit braunem Haar. Und ich möchte noch hinzufügen, Lieutenant, dass wir ein paar Aufnahmen mit Brille versuchen sollten. Damals waren Kontaktlinsen noch sehr teuer. Und obwohl damals große Brillen gerade in Mode kamen, glaube ich, dass ein zu breiter Rahmen ihr Gesicht erschlagen würde. Ich wäre für eine dezente Oma-Brille.«
»Wie Sie meinen.«
Lauren griff nach einer Dose mit Farbstiften und begann zu zeichnen. Zwanzig Minuten später hatte sie eine junge Frau mit dunklen Augen und dunklem Haar skizziert, die eine leicht abgeänderte Farrah-Fawcett-Frisur trug. Das Gesicht war oval, mit einer flächigen Stirn, und auf dem Nasenrücken saß eine Oma-Brille mit Rahmen. Auf ihren Lippen trug sie ein breites Lächeln, so dass ihre Zähne zu sehen waren. Aber es waren ihre Augen, die Decker in den Bann schlugen – nicht die Farbe, sondern ihr Ausdruck. Sie verhießen jemanden, der immer gut gelaunt war, einen Menschen, der sich kaum vorstellen konnte, dass irgendwann irgendetwas schiefgehen würde.
Die Gesichtsrekonstrukteurin betrachtete ihr Endprodukt. »Lassen Sie mich versuchen, das hier auf unsere Jane Doe aus Ton zu übertragen.«
»Wie lang werden Sie brauchen?«
»Mindestens noch einen halben Tag. Ich würde gerne eine Nacht darüber schlafen. Kommen Sie doch morgen am späten Nachmittag wieder vorbei.«
»Das erscheint mir sinnvoll. Aber lassen Sie mich alles noch einmal kurz wiederholen, damit ich es verstehe. Sie spielen jetzt alle möglichen Varianten für Jane durch... verschiedene Perücken mit Siebzigerjahrefrisuren, unterschiedliche Augenfarben, unterschiedliche Haartöne, verschiedene Brillen und ohne Brille, aber alle Modelle werden dieselbe pinkfarbene Jacke und den Stimmungsring tragen. Dann fotografieren wir diese unterschiedlichen Umsetzungen. Hoffentlich gelingen uns ein paar Fotos so gut, dass wir bei irgendjemandem die Erinnerung in einer
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