Habgier: Roman (German Edition)
niemand von der Kirche würde ihnen helfen.«
Sie seufzte laut.
»Also bot ich ihr an, Nachforschungen anzustellen. Als sie das zweite Mal anrief, bekam ich Angst, packte meine Koffer und verabschiedete mich von Kalifornien, ohne eine Adresse oder Telefonnummer zu hinterlassen. Die Gruppe konnte es hinnehmen, dass Manny und Beth uns möglicherweise bestohlen hatten. Doch wenn ihnen etwas zugestoßen war, wollten wir nichts damit zu tun haben. Wir trennten uns, und jeder ging seiner Wege.«
»Wohin verschlug es Sie?«
»Zurück nach Hause... aufs College in Boston. Ich habe mich in mein Studium gestürzt und an keinen Demonstrationen, Love-ins oder Sit-ins mehr teilgenommen. Und überhaupt keine Drogen mehr, die Lust darauf verschwand einfach. Ich wurde Architektin, habe geheiratet, bekam eine Tochter und lebte ein ruhiges Vorstadtleben, bis meine Tochter erwachsen wurde, das heimische Nest verließ und mein Mann und ich entdeckten, dass wir nichts mehr gemeinsam hatten. Die Scheidung war vor zehn Jahren. Er blieb im Osten, ich zog zurück nach Kalifornien. Ich hatte die Nase voll vom Winter an der Ostküste.« Sie nahm ein Papiertaschentuch aus ihrer Hosentasche und tupfte sich die Augen trocken. »Wahrscheinlich wusste ich, dass ich zurückkam, um mich den alten Geistern zu stellen. Der abrupte Bruch mit L. A., ohne eine Adresse zu hinterlassen, war einfach feige. Es muss furchtbar für die Devargas gewesen sein. Sie müssen mich hassen.«
»Mrs. Devargas hat sehr freundlich über Sie gesprochen«, berichtigte sie Marge.
»Unverdient«, sagte Alyssa mit gebrochener Stimme, »obwohl ich ihr gar nichts hätte sagen können. Ich habe keine Ahnung, was den beiden zugestoßen ist.«
»Wir vermuten, Beths Leiche gefunden zu haben«, sagte Oliver. »Die Identifizierung durch einen Abgleich des Zahnschemas wird heute vorgenommen. Beth wurde ermordet, da sind wir ziemlich sicher.«
Jetzt schluchzte die Frau hemmungslos. Marge bot ihr ein Taschentuch aus ihrer Handtasche an, und die beiden Polizisten warteten ab, bis sich Alyssa wieder so weit beruhigt hatte, dass sie reden konnte. »Die Ärmste, ich hoffe, es ging schnell, und sie musste nicht leiden.«
»Wir haben Ihnen gesagt, was wir wissen«, sagte Marge, »aber wir wissen nicht, wer es getan hat.«
»Und wir wissen auch nicht«, fügte Oliver hinzu, »was mit Manny Hernandez passiert ist. Wir sind offen für alles, was Ihnen in den Sinn kommt.« Er sah sie unverwandt an. Sie hob ihre Arme, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, sagte aber kein Wort. »Wie war ihre Beziehung?«
»Sie meinen die von Beth und Manny?«
Oliver und Marge nickten.
»Du meine Güte, wir waren jung und voller Ideale und offen gesagt ziemlich verwirrt von der Kifferei, deshalb sind meine Erinnerungen eher verschwommen. Ich meine mich zu erinnern, dass sie sehr gut war.«
Marge und Oliver blickten sich kurz an. »Haben sie sich gestritten?«
»Bestimmt, aber es ist mir nie als richtig schlimm im Gedächtnis geblieben. Sie betete ihn an. Er war weniger überschwänglich, typisch Mann eben. Ich kann mich erinnern, dass er nett zu ihr war, und er lobte oft ihre Kochkünste. Beth konnte exzellent kochen. Die beiden kamen aus Santa Fe, New Mexico – das wissen Sie wohl schon.«
»Ja«, sagte Marge, »aber reden Sie weiter. Sie sind eine wahre Quelle an dringend benötigter Information.«
Alyssa lächelte. »Sie sind sehr freundlich, doch insgeheim halten Sie mich für eine abscheuliche Zicke, ich weiß.«
»Erzählen Sie uns von Beths Kochkünsten«, wechselte Oliver das Thema.
»Oh... ihre mexikanischen Gerichte waren wunderbar. Manny aß gerne, und er sagte dauernd, dass Beth zum Küchenchef befördert werden sollte, anstatt zu kellnern... herrje, jetzt erinnere ich mich wieder. Beth hat gekellnert.«
Marge wusste auch das bereits, doch eine zweite Bestätigung war immer gut. »Soviel ich weiß, arbeitete Manny als Hausmeister.«
»Ja, er putzte in Apartmenthäusern und Büros, war aber auch ein begnadeter Tischler. Er entwarf den Grundriss unserer Kirche – das Gotteshaus, die Büros – und baute die Kirchenbänke und den Altar. Manny war in Ordnung, deshalb haben wir ihm das Geld für die Farm anvertraut... wissen Sie darüber Bescheid?«
»Man hat uns erzählt, alle Gemeindemitglieder hätten ihr Geld zusammengelegt und eine Biofarm im Norden gekauft«, sagte Oliver.
»Wir wollten Land kaufen und es biologisch bewirtschaften. Manny entwarf die Pläne für die
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