Habgier: Roman (German Edition)
trotzig. »Ich komm hier in zwei Jahren raus, ob ich nun mit Ihnen zusammenarbeite oder nicht. Sie können mich nicht aufhalten. So sind die Gesetze.«
»Sie haben völlig recht, Martin, ich kann Sie nicht aufhalten. So sind die Gesetze.« Decker fixierte den Häftling. »Aber wenn ich ein gutes Wort für Sie einlege, dann gibt es eine Chance, dass Sie hier früher rauskommen.«
Daraufhin zögerte Hernandez – für ungefähr zwei Sekunden. Er zuckte mit den Schultern. »Was soll’s, der Junge kriegt sowieso genug Ärger. Was ich sage, wird ihm nicht helfen, aber auch nicht schaden.«
»Ganz genau«, sagte Decker.
Herandez beugte sich vor. Sein Atem roch stark nach Tabak, und die Stimme war nur noch ein unangenehmes Gekrächze. »Es war nicht geplant. Es passierte einfach.«
»Das ist mir klar.«
»Der Junge wollte nur noch mal ganz von vorne anfangen! Er wollte Gutes tun, den Scheiß hinter sich lassen und ganz von vorne anfangen. Dafür brauchte er das Geld. Damit er wieder auf die Füße kommt. Er hat mir gesagt, er hatte wirklich vor, es zurückzuzahlen. Das Mädchen war so verdammt ungeduldig. Sie hat alles vermasselt.«
Decker fühlte sich etwas schwindelig. Ganz von vorne anfangen? Wieder auf die Füße kommen? »Saß Manny denn im Gefängnis?«
»Nein, nein.« Jetzt war Hernandez ganz durcheinander. »Wieso Manny? Manny war doch noch nie im Gefängnis gewesen.«
Dann begriff Decker, was Hernandez da eben gesagt hatte.
Manny Hernandez war noch nie im Gefängnis gewesen.
Was Belize Hernandez anging, sah die Sache allerdings ganz anders aus.
37
»Ja«, sagte Decker am Telefon, »die DNA will ich immer noch, aber jetzt brauchen wir vor allem seine Fingerabdrücke.«
»Dann«, antwortete Oliver am anderen Ende der Leitung, »muss ich eine Trägerfläche finden. Hast du eine Idee?«
»Der Mann ist Bauunternehmer. Er arbeitet mit Schlamm und Fett. Wo liegt das Problem?«
»Das Problem ist, ihn dazu zu bringen, irgendetwas anzufassen. Er hat eine Recyclingtonne für Metallreste, eine Recyclingtonne für Holz und eine für Glas. Ich würde liebend gerne einiges mitgehen lassen, aber es ist ganz klar, dass Ray nicht die Absicht hat, Material einfach wegzuschmeißen. Ohne ihn zu fragen, kann ich noch nicht mal den kleinsten Splitter vom Boden aufheben. Und wenn ich ihn frage, wird er vielleicht misstrauisch.«
»Nein, frag bloß nicht.«
»Wir könnten einfach auf die DNA warten«, meinte Oliver, »ich hab seinen leeren Kaffeebecher eingetütet.«
»Blöderweise haben wir aber die DNA von Belize Hernandez nicht in den Akten, nur seine Fingerabdrücke. Bestimmt gibt es Müll, den du mitnehmen kannst, auf dem irgendetwas haften geblieben ist.«
»Nichts mit einem deutlichen Fingerabdruck, Loo.«
»Was machte er gerade, Scott?«
»Keine Ahnung, ich hab das Haus vor zwanzig Minuten verlassen.«
»Nein, ich meine, welche Arbeiten gerade an dem Haus verrichtet werden.«
»Oh... ich glaube, sie sind gerade beim Kacheln... ich Idiot! Ich fahr sofort zurück und frag ihn nach einem Muster der Küchenkacheln, für meine Frau.«
»Siehst du? War doch ganz einfach«, sagte Decker. »Ist die Oberfläche der Kacheln glatt oder rau?«
»Glatt, und wir hätten uns keine bessere unauffällige Trägerfläche wünschen können, außer Spiegelglas. Ich frag mich, ob ich ihn bitten kann, mir ein Stück der Spiegelfläche mitzugeben, oder meinst du, das könnte seine Antennen in Alarmbereitschaft versetzen?«
»Fang mit der Kachel an, denn wie du sagst, das ist eine super Haftfläche. Wann bist du wieder in L. A. zurück?«
»Ich werde so zwischen fünf und sechs Uhr im Revier sein, je nach Verkehr. Und du?«
»Das sollte ich auch schaffen. Im Moment verhandle ich gerade mit dem Büro des Staatsanwalts, um was von der Strafe des Alten abzuzwacken, falls er gegen seinen Sohn vor Gericht aussagt.«
»Damit machst du dich bei den Einheimischen so richtig beliebt.«
»Der alte Mann kommt so oder so in ein paar Jahren frei, egal wer was tut. Mir ist es das wert, Martin ein paar Jahre früher zu entlassen, wenn ich dafür Beth Devargas’ Mörder hinter Gitter bringe.« Decker rückte das Telefonheadset zurecht, denn in New Mexico war es verboten, während der Fahrt zu telefonieren, außer man hatte die Hände frei. »Ich bin auf dem Weg zum Gerichtsgebäude, um mit ein paar Leuten zu sprechen. Woran arbeitet Marge?«
»Sie versucht herauszufinden, wo Raymond Holmes gelebt hat, bevor er nach San Jose kam. Wir
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