Habgier: Roman (German Edition)
Idee, warum sie nicht auf der ersten Liste auftaucht?«
»Nicht die geringste. Was glauben Sie?«
»Ganz der wahre Journalist. Haben Sie dann vielleicht eine Idee, wer sie als offizielles Opfer gemeldet hat?«
»Wahrscheinlich West Air.«
»Wahrscheinlich – oder wissen Sie das genau?«
»Nein, keine Ahnung. Ich hatte mit der Aufstellung der Liste nichts zu tun, das war Tricias Job. Ich zeig sie Ihnen nur, und wahrscheinlich sollte ich genau das besser nicht tun, denn Sie vermuten, dass daran etwas faul ist. Wollen Sie mich einweihen?«
»Ich glaube nicht, dass daran etwas faul ist. Man hat mich beauftragt herauszufinden, wer Roseanne Dresden als Opfer gemeldet und wer sie auf die offizielle Liste gesetzt hat. Wahrscheinlich war es West Air, aber wir müssen das überprüfen, nur um sicherzugehen, dass hier niemand Drittes die Versicherung abzocken will.«
»Dann wäre die Frau am Leben«, sagte Delgado.
»Am Leben und am Abzocken – oder auf andere Art ums Leben gekommen. Vielleicht hat jemand ihren Namen gemeldet, der von ihrem Tod profitiert.«
Delgados Interesse war mit Händen zu greifen.
»Rein theoretisch«, fragte Marge, »was wäre, wenn nicht West Air ihren Tod gemeldet hätte? Was wäre, wenn eine dritte Person angerufen hätte? Roseannes Namen würden Sie doch nicht einfach so auf die Liste setzen?«
»Nein, Tricia hätte den Anruf beim Chef vom Dienst und mit West Air gegengecheckt. Worauf wollen Sie hinaus? Dass Roseanne ihren eigenen Tod simuliert hat oder dass sie ermordet wurde?«
»Ich will auf gar nichts hinaus, ich überprüfe nur die Angaben.« Marge legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Würden Sie mir einen Gefallen tun, Mr. Delgado? Würden Sie herausfinden, wer von West Air Roseanne als offizielles Opfer gemeldet hat? Und falls es jemand Drittes gibt, wer das bei West Air nachgeprüft hat? Wenn Sie mich auf dem Laufenden halten, halte ich Sie auf dem Laufenden.«
Delgado fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich will Tricia nicht in Schwierigkeiten bringen.«
»Das verstehe ich, Sir, aber Sie wollen doch genauso wenig, dass Ihre Zeitung wie eine Ansammlung von Idioten dasteht. Und Sie wollen noch weniger, dass Roseanne oder sonst jemand mit dem Betrug Erfolg hat. Wir müssen Tricia gar nicht erst in die Sache hineinziehen. Worauf es mir ankommt, ist, ob es West Air war, die Roseanne als Opfer gemeldet hat, oder irgendein gieriger Verwandter.«
»Roseanne Dresdens Leiche wurde bisher nicht identifiziert, oder? Sonst würden Sie sich doch nicht diese Mühe machen.«
Der Typ war clever. »Die Identifizierungen laufen gerade«, sagte Marge, »aber es stimmt, sie wurde noch nicht offiziell gefunden. Wie wär’s, wenn wir beide diese Tatsache für uns behielten? Je weniger Leute wissen, was ich mache, desto besser.«
Delgado nickte schließlich zustimmend. »Geben Sie mir einen Tag zum Schnüffeln und um ein paar Telefonnotizen durchzuarbeiten, okay?«
»Gute Idee.« Marge schrieb ihre Handynummer für ihn auf. »Was immer Sie herausfinden, würde ich auch gerne wissen. Es ist nicht nur erbärmlich, sondern geradezu unmoralisch, wenn jemand vom Tod eines Menschen auf betrügerische Weise profitieren will.«
»Das sehe ich genauso, aber denken Sie an den 11. September.«
»Ja, leider«, sagte Marge, »und vielleicht sollte Ihre Zeitung mal darüber schreiben, wie schnell die Aasgeier nach einer Tragödie zum Sturzflug ansetzen und sich die beste Ausgangsposition sichern.«
Der Vorschlag schien Delgado zu gefallen. Leise und mit verschwörerischer Miene sagte er: »Wenn Ihre Nachforschungen einen Betrug aufdecken, dann lass ich das Ding laufen, am Chef vom Dienst vorbei. Ich bin mir sicher, mit dem richtigen Aufhänger lande ich damit einen echten Scoop!«
8
Studio City verdankte seinen Namen der Nachbarschaft zu den großen Filmstudios und Rundfunkanstalten. In zehn Minuten erreichte man Universal, gegenüber durch den Canyon lagen Paramount, CBS und die anderen bekannten Hollywoodstudios, und zu NBC in Burbank brauchte man fünfzehn Minuten auf dem Freeway. Als das Greenwich Village des Valley bot das Viertel modische Boutiquen, Floristen, Clubs und Cafés, und vor allem hatte es eine Kegelbahn, auf der man die junge und schöne Elite Hollywoods ihre freien Abende verbringen sehen konnte, wie ganz normale Leute.
Arielle Toombs lebte in einem mit Holz verkleideten Wohnkomplex, der in den richtig heißen Sommern von Dutzenden dicht verästelter Ulmen und riesigen
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