Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
betagt.«
    »Schon okay.« Decker musterte seine Frau. »Ich habe da an noch jemanden gedacht. Wie wär’s mit Abel Atwater?«
    »Du machst Witze!«, rief Rina.
    »Der Mann kennt sich in einem Werkzeugkasten aus.«
    »Peter, er hat ein amputiertes Bein!«
    »Na, dann würde ich ihn eben nicht auf die Leiter lassen.« Decker drehte sich zu Koby: »Er ist ein richtiger Tausendsassa.«
    »Wann hast du das letzte Mal von Abel gehört?«
    Decker zuckte mit den Achseln. »Vielleicht vor sechs, sieben Jahren, ist aber nicht wichtig. Unsere Freundschaft funktioniert auch so.«
    »Wie hat er sein Bein verloren?«, fragte Koby.
    »Vietnam.«
    »Na, wenigstens war’s kein Arbeitsunfall auf dem Bau.«
    »Nein, nein, nein, er ist sogar ziemlich beweglich«, beteuerte Decker.
    »Peter, der Mann ist nicht nur beinamputiert, er hört auch noch Stimmen.«
    »Nach allem, was ich weiß, trinkt er nicht mehr.«
    »Alles, was du weißt, war vor sechs Jahren«, korrigierte ihn Rina. »Und was ist mit seinen Depressionen?«
    »Dagegen gibt’s nichts Besseres, als ihm das Gefühl zu geben, dass er gebraucht wird.«
    »Wirklich, Daddy«, sagte Cindy achselzuckend, »ich weiß deine Hilfe zu schätzen, aber ich glaube, wir brauchen andere Helfer als Amputierte und alte Männer mit Herzproblemen.«
    »Er hat Mike nun schon angerufen, also kann er sich doch mit ihm treffen«, sagte Koby.
    Cindy prustete ohne Vorwarnung laut los. »Von mir aus. Ich hab nichts gegen ein Mittagessen mit einem alten Freund, allerdings lege ich ein Veto ein in Sachen Abel und den Geistern aus der Flasche.«
    »Okay, Abel ist erledigt, aber es bleibt bei Mike.«
    Cindy hob ihre Hand hoch. »Genehmigt.«
    Rina begann, den Tisch abzuräumen, aber Decker hielt sie zurück. »Ich mach das.«
    »Ich helfe dir«, bot sich Koby an.
    »Bringt den Nachtisch mit, wenn ihr schon in die Küche geht«, bat Rina.
    Als die beiden Männer aus dem Raum waren, sagte Cindy: »Ich habe meinen Vater geheiratet, Mr. Heimwerker.« Sie zuckte noch einmal mit den Achseln. »Was soll’s, ich gehe davon aus, dass Koby zur Vernunft kommen wird, wenn das alte Haus erst mal in Trümmern liegt.«
    »Sehr weise von dir.«
    »Manchmal ist es einfach sinnlos, Pläne zu schmieden«, sagte Cindy.
    Rina lächelte und sagte nur: »Es gibt ein altes jiddisches Sprichwort: Der Mensch macht, und Gott lacht.«
     
    Die rechteckige Bühne befand sich in der Mitte des Raums, und ihr verspiegelter Boden wurde von unten beleuchtet. Um die Bühne herum hatten sich schwitzende, enthemmte Männer auf Barhockern versammelt und feuerten die Frauen an, die ihre geschmeidigen, glänzenden Körper um Stangen in den vier Ecken der Bühne schlängelten. Außerhalb der Bühne standen Tische und Stühle in Gruppen zusammen. Die Bar zog sich wie ein Hufeisen über drei Wände. Es war heiß und feucht und dunkel im Raum, außer unter den Scheinwerfern, die auf die biegsamen Frauen gerichtet waren.
    Der Mindestverzehr lag bei drei Drinks, wobei alles fünfzehn Dollar kostete, egal ob Wasser oder Alkohol. Die Kunden wurden von Tänzerinnen in hochgeschnittenen Stringtangas aus schwarzem Leder und durchsichtigen Spitzenbustiers bedient.
    Scott Oliver hatte einen Tisch in der Ecke gewählt und nuckelte an einem Bier, während er alles beobachtete. Er hatte drei Frauen wiedererkannt, was ihn erstaunte. Sein letzter Besuch im Leather and Lace lag bereits zwei Jahre zurück, und er hätte nicht geglaubt, ein vertrautes Gesicht zu entdecken, denn die Fluktuation in dem Gewerbe war normalerweise sehr hoch. Manchmal verschwanden die Mädchen, weil sie genug Geld verdient hatten, manchmal, weil Alkohol und Drogen den Sieg davontrugen und die Gesichter und Körper für immer gezeichnet waren. Dieses harte Leben wurde nicht einfacher durch die zahlreichen Übergriffe der Flegel, denen die Frauen schmeicheln mussten. Oliver sah sich selbst gerne als einen Edelkunden, der den Stripperinnen eine Art Atempause verschaffte. Er gab großzügig Trinkgeld und verteilte kostenlos Rat in juristischen Fragen. Natürlich waren seine Tipps nicht wirklich umsonst, denn die Frauen taten ihm im Gegenzug den einen oder anderen Gefallen. Für Oliver stellte das Ganze ein faires Tauschgeschäft dar.
    Ein Mann Mitte dreißig in schwarzem T-Shirt, schwarzen Jeans und ledernen Motorradstiefeln näherte sich Olivers Tisch. Er hatte ein rundes Gesicht, schmale Lippen, buschige Augenbrauen und dunkles, lockiges Haar. Dante Michelli war der Besitzer des

Weitere Kostenlose Bücher