Habgier: Roman (German Edition)
hat.«
»Weißt du, wie sie heißt?«
»Nein, aber ich weiß, wo sie arbeitet – im Leather and Lace .«
Decker grinste. »Du kennst den Laden?«
»Bin ein paarmal da gewesen.«
»Und jetzt willst du dem Club einen Besuch abstatten und diese schwer zu greifende Stripperin finden?«
»Nun, ich fände es fahrlässig, es nicht zu tun.«
»Versuch’s mal mit einer Melissa oder einer Miranda«, sagte Marge.
»Wo hast du das denn her?«, fragte Oliver sie.
»Erika Lessing. Er hat wohl seine Frau und Erika mit einer Frau, die so ähnlich heißt, betrogen.«
»Ich finde das heraus.« Oliver blickte Decker an. »Was meinst du, Loo?«
»Okay, Scott, du hast gewonnen. Ich beauftrage dich mit einem Besuch im Leather and Lace .«
»Also gehen Drinks und Eintrittsgeld auf Kosten der Dienststelle?«
»Wenn’s im Rahmen bleibt und mit dem Einsatz zusammenhängt.«
»Du musst dich ja wie ein Eber im Saustall fühlen, oder besser gesagt, wie im Paradies der Schweine.«
Oliver bemühte sich, gekränkt auszusehen, aber in Wirklichkeit fühlte er sich blendend. Eine vom LAPD bezahlte Stripperin – wenn das keine paradiesischen Zustände waren, was dann?
14
Der Duft stieg Decker bereits in der Einfahrt in die Nase: Diese unverwechselbare Mischung aus Knoblauch, Zwiebeln und Kräutern war der untrügliche Hinweis auf gute Taten in der Küche. Er wunderte sich zwar, dass Rina unter der Woche kochte, wollte die Gründe aber gar nicht genau wissen, denn er war ausgehungert und müde – und hocherfreut, dass es bis zu einem wie auch immer gearteten Abendessen nicht mehr lange dauern würde. Als er durch die Tür trat, verstummte das Gespräch, das er beim Näherkommen gehört hatte, und er spürte, wie er von mehreren Augenpaaren fixiert wurde: von Rina, Cindy, Koby und seiner sonst nur schwer zu greifenden Tochter Hannah.
Seine Frau sah gut aus, auch wenn auf ihrer Stirn Schweißperlen glänzten, ein Hinweis auf die Hitze in der Küche. Sie hatte ihr langes schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und mit einem Kopftuch bedeckt. Cindy und Koby trugen Jeans und schlichte T-Shirts; Hannah hatte einen Jeansrock über ihre Leggings gezogen, ihr T-Shirt war tief ausgeschnitten, und an den Füßen prangten klobige Stiefel. Um den Hals trug sie mehrere Ketten, an den Ohren baumelten große weiße Creolen, und ihre Handgelenke waren mit unzähligen Armreifen geschmückt. Kein Piercing, kein Tattoo, aber auch nur deshalb, weil das Judentum Tätowierungen verbot und weil Hannah Angst vor Einstichen hatte. Man musste Gott schon für kleine Gefallen dankbar sein.
»Hallo, ihr Lieben«, begrüßte Decker seine Familie fröhlich, küsste seine Frau und seine Töchter und nahm seinen Schwiegersohn in den Arm. »Womit habe ich diesen freudigen Anblick verdient?«
»Die Pläne sind fertig, Dad, und ich wollte sie dir gerne zeigen, wenn du heute Abend vielleicht kurz Zeit hättest?«
»Das sollte wohl möglich sein. Wie gefallen sie euch?«
»Die Pläne sind klasse«, sagte Koby, »die Kosten weniger.«
Decker schenkte seinem Schwiegersohn einen Scotch ein. »Macht euch deshalb mal keine Gedanken.«
»Er meint das ernst, und ich auch.« Rina hatte von einer befreundeten alten Dame ein paar Gemälde geerbt. Ein halbes Dutzend davon stellte sich als wertvoll heraus, eines sogar als besonders wertvoll. Es war der Eckpfeiler ihrer Altersversorgung und verschaffte den Deckers einen gewissen Spielraum bei Wünschen und finanziellen Entscheidungen.
»Ihr seid immer so großzügig, aber ich mache mir trotzdem Sorgen.« Koby nahm einen großen Schluck Scotch. »Wir leben in einer Hundehütte, die gerade mal für uns beide reicht, und haben hochtrabende Pläne, das Ganze auf hundertsiebzig Quadratmeter Wohnfläche zu vergrößern.«
»Das klingt doch ganz vernünftig, vor allem wenn ihr eine Familie gründen wollt... zwinker-zwinker, der Wink mit dem Zaunpfahl.«
Cindy grinste. »Wer weiß... zwinker-zwinker.«
»Vernünftig wäre, wenn wir ein größeres Budget hätten.« Koby nahm noch einen Schluck. »Schmeckt wirklich gut.«
»Danke«, sagte Decker, »willst du noch einen?«
»Wollen schon, aber ich lass es lieber.«
Rina klatschte in die Hände. »Zu Tisch!«
»Ich trage mit Cindy zusammen auf, Ima«, bot Hannah an.
»Gute Idee, Hannah Banana«, Cindy zog eine Grimasse, »oder ärgerst du dich, wenn ich das zu dir sage?«
»Nee, aber du bist die Einzige, die damit ungeschoren durchkommt.«
Es gab reichlich zu essen:
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