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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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beide wissen, dass ich rausbekomme, wenn Sie doch mit Ivan reden. Haben Sie mich verstanden?«
    Marina nickte langsam. »Ich weiß, wie ich meine Klappe halte.«
    »Ich auch.« Oliver reichte ihr eine Visitenkarte. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch was Erwähnenswertes einfällt, auch wenn’s Ihrer Meinung nach nur Kleinigkeiten sind. Alles ist wichtig.«
    Marina schob ihren einen Fuß von rechts nach links über den Boden. »Wann, glauben Sie denn, zahlt die Versicherung?«
    »Zuerst brauchen wir eine Leiche, Marina. Bis dahin wird nichts passieren.«
    »Okay.« Jetzt tippte sie mit demselben Fuß auf den Boden. »Ivan hat gesagt, ihre Ehe wäre hinüber. Roseanne wollte sich scheiden lassen und ihn wie eine Weihnachtsgans ausnehmen.«
    »Das klingt sehr wahrscheinlich.«
    »Glück für ihn, dass sie gestorben ist, bevor sie sich scheiden lassen konnte.«
    Oliver grinste genüsslich und breit.
    Manchmal schmieden sich die Leute ihr Glück selbst.
     
    Ganz der Alte, nur älter: Mike Hollander sah wirklich aus wie siebzig, mit seinem roten, runden Gesicht, einer großen Knollennase und schlohweißem Haarschopf. Ein buschiger weißer Walross-Bart, der die gesamte Oberlippe verdeckte, befand sich erst seit kurzem in Gesellschaft eines Ziegenbarts. Es fehlte nicht mehr viel, und Mike sähe aus wie der Nikolaus. Seit ihrem letzten Treffen waren eine Brille und ein Hörgerät neu dazugekommen. Die Idee, Mike und seine Crew anzuheuern, erschien Decker nun doch nicht mehr so brillant. Nicht dass Mike schwach aussah – aber eben alt. Wenigstens war sein Händedruck fest.
    »Toll, dich zu treffen, Pete.«
    »Danke, gleichfalls. Du siehst gut aus.«
    »Ich sehe alt aus, aber das ist besser, als in Schönheit zu sterben.«
    »Hör auf, so weit bist du noch lange nicht.«
    »Wenn’s nach mir geht, nicht, aber vielleicht hat Gott andere Pläne.«
    »Du klingst wie meine Frau.«
    »Umso besser, Rina war schon immer eine Kluge.«
    Sie saßen in einem Coffeeshop, der genau zwischen Devonshire und Foothill lag. Mike war als Rentner in dem Distrikt wohnen geblieben, in dem er fünfunddreißig Jahre lang zur Arbeit gegangen war. Die Bedienung, eine klapperdürre Fünfzig-plus-Frau mit aufgetürmten Haaren, schien Hollander gut zu kennen, denn sie kam seiner Bestellung mit den Worten »wie immer« zuvor. Decker nahm einen Salat und Kaffee.
    Mike sah älter aus, aber glücklich und zufrieden, was Decker ihm auch sagte.
    »Endlich kann ich das tun, was ich immer schon tun wollte«, erwiderte er. »Jetzt arbeite ich mit den Händen und helfe den Leuten. Unser einziges Problem ist, dass wir zu erfolgreich sind. Ich hab mehr zu tun, als mir lieb ist.« Er nippte an seinem Kaffee. »Aber was zu tun zu haben, hat noch nie jemanden umgebracht.«
    »Wie viele Leute arbeiten in einem Team?«
    »Zwischen zwanzig und dreißig.«
    Decker war verblüfft. »’ne ganze Menge.«
    »Ich kenne so viele Senioren, die sich langweilen... Rentner, die ihre Frauen in den Wahnsinn treiben. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Kuchen ich von dankbaren Ehefrauen geschenkt bekomme. Wir arbeiten vielleicht ein bisschen gemächlicher als die Leute der echten Baufirmen, aber weil wir so viele sind, geht’s im Endeffekt doch schneller. Hast du die Pläne vom Haus deiner Tochter dabei?«
    »Hab ich.« Decker holte sie aus seiner Aktentasche und breitete sie auf dem Tisch aus. Hollander rückte seine Brille zurecht und studierte die Pläne schweigend. Nach ein paar Minuten zückte er einen Block und machte sich Notizen. Während der folgenden zehn Minuten blieb er stumm, und als er wieder redete, war er ganz bei der Sache.
    »Der Architekt hat sorgfältig gearbeitet. Die Pläne sind nicht allzu kompliziert, und er schlägt verschiedene Lösungen in verschiedenen Preisklassen vor. Ich weiß auch ein paar Adressen, durch die man günstig an gutes Baumaterial herankommt, Bodenbeläge, Granit, Marmor, alles für Heimwerker. Wenn deine Tochter mich anruft und mir sagt, wie sie sich den Umbau vorstellt, kann ich ihr in ein paar Wochen genauer sagen, was es sie kosten wird.«
    »Hast du jetzt schon eine Idee?«
    »Ihr erweitert ungefähr um fünfundsiebzig Quadratmeter, dann noch eine neue Küche und zweieinhalb Badezimmer. Also... es kommt auf die Materialien an... na ja, so ungefähr zwischen sechzig- und hundertzwanzigtausend.«
    »Das ist eine ganz schöne Spanne.«
    »Hängt wie gesagt von den Materialien ab. Aber unter sechzig geht nichts, und wer euch

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