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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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erwähnten vorhin, Sie wussten sofort, dass der Leichnam nicht aus dem Absturz stammte. Wie kamen Sie darauf, obwohl Sie die Leiche gar nicht untersucht haben?«
    »Erfahrung. Die Überreste waren zu unbeschädigt. Das Meiste, was hier zutage kommt, ist zerschmettert und pulverisiert.«
    »Schon, aber trotzdem haben Sie alle anderen Unfallopfer identifiziert.«
    »Ja, der Coroner und seine Leute haben Unglaubliches geleistet. Wahnsinn, was ein gutes Team mit einem einzigen Zahn und einem Oberschenkelknochen anfangen kann. Tatsache ist: Wenn man erst mal genug Unfallstellen gesehen hat, weiß man, was dazugehört und was nicht.« Cat überprüfte ihren Kompass. »Okay, wir haben sie genau hier gefunden.« Sie deutete auf einen kleinen weißen Kreidepunkt. »Ich habe die Koordinaten in meinen Organizer eingegeben, weil ich mir schon dachte, dass vielleicht mal jemand von der Mordkommission einen Blick auf die Stelle werfen will.«
    Der Fundort lag nahe der südwestlichen Ecke des Gebäudes. Decker zog sich Handschuhe über und ging in die Hocke. »Kann ich mir das näher ansehen?«
    Cat ging ebenfalls in die Hocke. »Kein Problem, aber seien Sie behutsam.«
    Mit seinen Fingern schob Decker Asche und Brandschutt zur Seite und filterte dabei alles durch seine Hände, um ja alles herauszupicken, was irgendwie mit Jane Doe in Zusammenhang gebracht werden könnte. »Wissen Sie, ob sie oberoder unterhalb des Fundaments gefunden wurde?«
    »Schwer abzuschätzen, weil beim Einsturz ein Teil des Gebäudes durch das Fundament gekracht ist. Als wir zu buddeln begannen, war es kaum zu unterscheiden, was vorher und was nachher gewesen war. Ich kann Ihnen nur so viel dazu sagen: Wir entdecken immer eine Menge Kleinzeug an solchen Unfallstellen, vor allem dann, wenn das gesamte Gebäude zusammenfällt.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Geld, Schmuck, Drogen, Waffen... fast alles, was Leute gerne verstecken.«
    Decker siebte weiter. Er hatte nicht viel Glück, denn Teile, die auf den ersten Blick ganz solide aussahen, zerbröselten zwischen seinen Fingern. Wiederholt schaufelte er während mehrerer Minuten noch mehr Asche auf und ließ sie durch seine Finger rieseln, wobei er immer tiefer grub. Unvermittelt berührte Decker etwas, das fest im Boden eingebettet war. Er grub mit seinen Fingern weiter, bis er den Gegenstand aus dem kompakten Boden gelockert hatte. Zum Vorschein kam etwas, das hart und rund und verrußt war und ein Loch in der Mitte hatte. Trotz der unvorstellbaren Hitze und des Feuers hatte es dieser Gegenstand geschafft, seine ursprüngliche Form zu behalten.
    »Was ist das?«, fragte Cat.
    Decker wischte das Ding an seiner Bomberjacke ab, um den Dreck zu entfernen, und gab es ihr.
    »Ein Plastikring«, sagte sie. »Sieht aus wie etwas, das man in einer Wundertüte für Achtjährige findet oder in einem Kaugummiautomaten.«
    »Darf ich es noch mal anschauen?«
    Cat gab ihm den Ring zurück. Obwohl der Dreck wie eingebrannt war, konnte Decker einen blauen Stein oder ein Stück Glas in der Mitte des Rings erkennen. Wenn das Ding aus Gold und das Glas ein Edelstein wäre, hätte es Ähnlichkeit mit einem geschliffenen Saphir in der Mitte eines Rings, den Männer am kleinen Finger tragen. Decker wunderte sich, dass das Plastik nicht geschmolzen war. Vielleicht war es durch den Leichnam geschützt worden oder noch tiefer vergraben gewesen. Er hielt den Ring gegen das starke Licht der Vormittagssonne. Während er ihn in den wärmenden Strahlen hin- und herdrehte, veränderte sich die Farbe des Steins von Dunkelblau über Eisblau in ein blasses Pink. Decker lachte leise auf.
    »Was gibt’s?«, fragte Cat.
    »Ich weiß, was das ist – ein Stimmungsring.« Er beobachtete ihren Gesichtsausdruck. »Sie sind zu jung, um sich an diese Marotte zu erinnern. Stimmungsringe waren in den Sechzigern und Siebzigern der totale Renner. Vielleicht gehörte dieser hier meiner Jane Doe. Kann ich ihn behalten?«
    »Wenn Sie glauben, dass es Ihnen was nützt.«
    »Ja, vielleicht erinnert sich jemand an eine junge Dame, die einen Stimmungsring trug.«
    Cat und Decker erhoben sich. »Aber zuerst«, sagte sie, »lassen Sie mich noch für die Inventarliste ein Foto von dem Ring machen, mit Datum, Uhrzeit, Fundstelle. Wir müssen sichergehen, dass er nicht einem der Absturzopfer gehört hat.«
    »Natürlich.« Decker wartete, bis sie fertig war, und ließ den Ring dann in einen kleinen Beweisbeutel aus Papier fallen. Des Lichts und der Wärme beraubt war

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