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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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warst eine Woche in deiner Welt?« war das erste, was Schena erwiderte. Sarah kam gar nicht dazu, zu antworten, gerade als sie weiter erklären wollte, hatte Schena schon weiter gesprochen. »Und was bitte ist ein Fenster?« Sarah hatte vergessen, dass Schena viele Begriffe der Zivilisation nicht kannte. Sie versuchte ein Fenster zu beschreiben. »In unseren Hütten haben wir Löcher, die mit Glas gefüllt sind. Die sind durchsichtig, halten aber den Wind, Kälte und Regen draußen. Wenn man das Fenster aufmacht, kommt frische Luft rein.« Schena schaute zweifelnd. »Ihr sperrt die Luft aus euren Hütten? Mich wundert gar nichts mehr.«
    Aber andererseits war sie nicht überrascht, dass ein offenes Fenster Sarah in ihre Welt bringen konnte: »Die Winde können Visionen bringen. Es gibt bei uns übrigens ein Sprichwort, das heißt: Kein Mensch beginnt, er Selbst zu sein, bevor er nicht seine Vision gehabt hat. Mache dir lieber nicht so viele Gedanken darum, was da vor sich geht, sondern lieber, warum es passiert. Jetzt, da du weißt, wie es passiert, kannst du dich vollkommen auf diese Frage konzentrieren. Ich bin gespannt, was hast du denn über Eridu zu erzählen? Und wieso hattest du Ärger mit deinem Vater?«
    Sarah zögerte: »Ich erzähle es, wenn Nestas dabei ist. Ich müsste sonst alles doppelt erzählen.«
    Das verstand Schena. Und Sarah war erleichtert, nicht sofort ihre Erkenntnisse auspacken zu müssen - sie wollte sich erst mal zurechtlegen, was sie erzählen konnte. Nun waren alle drei so weit.
    »Arnek, wir können los, wir sind fertig.« Sie gingen hinaus zu Soraya, die noch geduldig vor dem Eingang wartete. »Da seid ihr ja! Kommt mit, das Fest geht schon bald los.«
    Soraya hielt eine Fackel in der Hand, mit der sie ihnen den Weg leuchtete. Sehr gesprächig war sie nicht. Der Trubel war schon zu hören, als sie los gingen. Sarah überkam eine lange nicht verspürte Vorfreude. Es ist das erste Mal, dass ich hier in der Nacht wach bin.
    Sie schaute nach oben in den Sternenhimmel. Es funkelten mindestens eine Million Sterne am Himmel, und der Mond hatte eine scharfe Sichel, es muss gerade Neumond gewesen sein, oder demnächst sein. Sie war sich nicht sicher. Alle anderen hier hätten es bestimmt gewusst, sie wusste intuitiv, dass der Mond eine zentrale Rolle in dieser Welt spielte. Auch die Milchstraße konnte man erkennen. Sarah war nicht sicher, ob sie jemals einen so schönen Sternenhimmel gesehen hatte. Es war überwältigend.
    Sie war stehen geblieben, um diesen Anblick zu genießen. Schena merkte es, und bat Soraya und Arnek kurz zu warten. Sie kam zurück und flüsterte: »Es ist beeindruckend, nicht wahr?«
    Sarah sah sie an und lächelte: »Ja - bei uns habe ich noch nie so viele Sterne gesehen.« Schena blickte schon wieder verwirrt. »Wie kann das sein, wir kommen doch von der gleichen Welt, oder?«
    Sarah schluckte, es war wirklich Zeit, Schena endlich aufzuklären. »Doch, ich habe dazu etwas herausgefunden, und kann es dir nicht länger vorenthalten. Ich komme von der gleichen Welt, nur von einem anderen Kontinent. Aber viel entscheidender ist: Ich komme aus einer anderen Zeit.«
    Schena verstand zuerst nicht. »Was soll das heißen, aus einer anderen Zeit?« »Das bedeutet, deine Welt gab es lange vor meiner, und zwar schon viele Tausende, Ähm, Winter vorher.«
    »Es gab sie? Das heißt, es gibt sie nicht mehr?« Sarah bekam ein undefinierbares, schlechtes Gefühl. Es grollte in ihrem Magen. Aber sie wollte nicht lügen. »Nein. Ich habe gelesen, dass Eridu unterging und versandete.« Sarah beobachte Schena. Sie schien aber nicht geschockt. Sie fragte nur: »Wie meinst du das?«
    »Es gibt auch ein Eridu in meiner Welt, aber es ist verlassen, lange verlassen und es sind nur Ruinen übrig.«
    Es entstand eine kurze Pause. Sarah hatte einen Geistesblitz, an den sie bisher noch nicht gedacht hatte.
    »Welches Jahr ist denn bei euch gerade?«
    »Wir leben im Jahr der Ziege.«
    »Nein, ich meine die Jahreszahl, nicht eine solche Bezeichnung. Ich komme aus dem Jahr 2003« und nach kurzem Nachdenken ergänzte sie, »nach Christus.« Schena sagte nichts, so wie es aussah, dachte sie nach.
    »Ihr zählt die Jahre zusammen? Und habt einen Anfangspunkt dafür? Was soll das bringen? Wir geben den Zyklen Namen, entweder nach besonderen Ereignissen oder nach Sternbildern. Und was ist Christus?«
    Sarah merkte, dass sie hier nicht weiterkamen.
    »Das ist alles sehr kompliziert zu erklären. Aber Fakt

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