Habiru
abwechselnd einer mit Pauke und einer mit Bongotrommel.
Die Menschen aus dem Kreis drehten sich um und ließen ihre Hände los- als eine Art Einladung an die Trommler, in den Kreis zu treten. Die folgten dieser Einladung und traten in den Kreis ein. Sie liefen in die Mitte und formierten sich um den Omphaloi.
Der Rhythmus änderte sich. Der Kreis setzte sich in Bewegung, die Männer und Frauen folgten einen einstudierten Tanz. Nun erklangen auch Flötentöne.
Die Prozedur war die gleiche wie bei den Trommlern. Und gleich danach widerholte sich das ganze mit einem erneuten Ansturm von Musikern, die ein Saiteninstrument spielten. Sarah kannte weder den Namen des Instrumentes, noch kam ihr der Klang vertraut vor. Um den Omphaloi-Stein waren nun alle Musiker versammelt und spielten eine zum Tanzen animierende, sehr flotte Musik. Nun fingen alle an, zum Rhythmus zu klatschen.
Schena und Arnek machten auch mit, und Schena nickte ihr zu, um zu signalisieren, dass sie ebenfalls mitmachen sollte. Das machte sie auch. Und nun fingen die Kreisteilnehmer an zu singen, wobei es den Anschein hatte, dass alle Frauen gleichzeitig sangen, und von den Männern eine gesangliche Antwort bekamen. Dieses Spiel zog sich länger hin, und der Kreis drehte sich ein ums andere Mal. Schena stieß sie an. »Pass auf, gleich kommt der eigentliche Höhepunkt.«
Wie gebannt starrte Sarah nun auf die Zeremonie. Es war fesselnd und spannend, so etwas einmal mitzuerleben. In der Mitte des Kreises, genau vor dem Omphaloi-Stein, begab sich eine junge, hübsche Frau, ganz in blau gekleidet.
Die Musik verstummte. Spannung lag in der Luft. Die Frau begann nun mit ihrer Vorführung. Sie hatte ihre Arme gerade nach unten angelegt, ihr Kopf war in den schwarzen Sternenhimmel erhoben. Auf ihrer hellbraunen Haut spiegelten sich die Schatten der Fackeln. Dann hob sie die Arme über den Kopf und formte damit einen geschlossenen Kreis, bei dem sich nur ihre Fingerspitzen berührten. Ein paar Augenblicke verharrte sie so, öffnete dann ihre Arme, ließ sie langsam abgleiten und führte sie in Brusthöhe wieder zusammen. Sie sah aus wie jemand, der Wasser schöpfen würde und es mit seinen Händen auffangen wollte. Oder wie eine Mutter, die ihr Kind in den Händen hält.
Sie beugte sich zu Schena hinüber und flüsterte ihr ins Ohr: »Was hat es damit auf sich?«
Schena flüsterte fast noch leiser zurück: »Das soll die Schöpfung symbolisieren. Der ewige Kreis des Lebens ... habe ich dir doch schon von erzählt!«
Sie blickte etwas vorwurfsvoll drein, aber da die Zeremonie schon weiter ging, war das sofort wieder vergessen, und Schena schaute wieder in die Mitte. Sarah tat es ihr gleich. Es war faszinierend, und ihr lief ein warmer Schauder über den Rücken. Die Musik setzte wieder ein. Die Frau hatte sich wieder zurück in den Kreis begeben, Sarah sah ihr aufmerksam hinterher, da sie nun einen Bezugspunkt hatte. Im Kreis fiel sie nicht weiter auf, sie fügte sich nahtlos in die Menge der tanzenden Menschen ein. Diese Zeremonie hatte etwas magisches, unbeschreibliches. Sarah konnte es fühlen, aber nicht in Worte fassen.
Dann gingen die Frauen in die Mitte und wählten aus dem Kreis der Männer Tanzpartner. Paartanz war nun angesagt. Sarah war erstaunt. Fast sah es so aus wie auf einem Abschlussball in der Tanzschule, auf dem sie letztes Jahr das erste Mal war.
Nach ein paar Minuten war der Paartanz beendet, und es formierte sich wieder der alte Kreis, wobei sich wieder alle an die Hände fassten.
Nun gab es wieder die einladende Geste der Kreismitglieder - sie ließen ihre Hände los, verneigten die Köpfe und luden nun alle symbolisch ein, in den Kreis zu kommen. Alle strömten hinein und bewegten sich ausgelassen zur Musik. Die Musiker um den Omphaloi spielten einen rasanten Rhythmus auf ihren Instrumenten.
Auch Schena und Sarah wurden mitgezogen und mussten mittanzen. Schena lachte vor Freude, auch Sarah war begeistert von diesem Fest und tanzte nach Art der Einheimischen mit. Es sah bestimmt albern aus, aber hier kannte es keiner anders, und niemanden würde es auffallen. Nach dem Tanz war Sarah außer Atem, sie musste erst einmal nach Luft schnappen und bat Schena lautstark, kurz an die Seite zu gehen. Zuerst schien sie in dem Trubel nicht zu verstehen, was Sarah von ihr wollte. Doch als Sarah mit den Händen auf sich und dann auf Schena zeigte und mit dem Kopf nach außen deutete, nahm Schena ihre Hand und zog los. Sarah musste ihr förmlich
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