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Habiru

Titel: Habiru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Gerhardt
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mich auch dort gewundert, weil mir eure Bräuche fremd vorkamen, und weil keiner die Namen der Orte kannte, die ich erwähnte. Aber entscheidender war, dass ich in meiner Welt aufwachte, nachdem ich abends sehr müde neben Schena auf dem zurechtgemachten Lager einschlief. Ich wachte in meinem Zimmer in Hamburg auf, und konnte mich an alles erinnern - haargenau. Das verwirrte mich - ich hielt das nur für einen Traum, und als ich davon meinen Eltern erzählen wollte, blockten die das gleich ab, weil sie das für ein reines Hirngespinst hielten. Auch meine Freundin wollte davon nichts wissen.«
    Sie schaute der Reihe nach Nestas, Schena und Arnek an. Alle hörten noch gespannt zu.
    »Und als ich mich in meiner Welt das nächste Mal schlafen legte, wachte ich den Morgen nach meinem Ankommen wieder neben Schena auf - und so ging es bis jetzt jedes Mal hin und her, seit das angefangen hat. Immer, wenn ich einschlafe, wache ich in der anderen Welt auf, immer, wenn ich aufwache, bin ich wiederum in der anderen Welt.«
    Ein paar Augenblicke herrschte Schweigen, in denen die Anwesenden das Gehörte zu verdauen schienen, bis Nestas die Stille unterbrach: »Sehr merkwürdig. Was hast du denn in deiner Welt gemacht, als du dort aufgewacht bist?«
    Zuerst verstand Sarah nicht, was genau Nestas wissen wollte. »Nun, ich ging ganz normal zur Schule und habe gleich Ärger mit dem Lehrer und dem Rektor bekommen, weil ich im Unterricht eine Swastika malte.«
    Weder Arnek noch Nestas verstanden, weshalb man deswegen Ärger bekommen konnte, und die Begrifflichkeiten waren ihnen genauso fremd wie Schena zuerst, und genauso sahen sie auch aus. Sarah hatte schon wieder vergessen, dass hier außer Schena niemand wusste, welche Bedeutung dieses Zeichen in ihrer Welt hatte, und das viele Begriffe ihrer Welt hier gänzlich unbekannt waren.
    Aber Schena bemerkte das sofort und versuchte zu erklären: »So wie ich das verstanden habe, ist die Swastika in ihrer Welt ein böses Symbol, weil es von ein paar Menschen missbraucht wurde, um über die anderen Menschen Gewalt zu erlangen. Viele Menschenkinder starben deshalb.«
    Die anderen staunten, und Nestas schüttelte nun doch leicht ungläubig mit dem Kopf.
    »Schena hat recht, das war so ziemlich das erste, woran wir die totale Unterschiedlichkeit unserer Welten merkten. Als wir am ersten Tag über den Dorfplatz gingen, bin ich kreidebleich geworden, als ich die Swastika sah. Es ist bei uns verboten und ein sehr böses Zeichen. Und man nennt es Hakenkreuz.« »Uff!« Hörte man. Nestas stöhnte. »Wie ist das geschehen? Was ist in deiner Welt anders als in unserer? Und du sagst, du bist wirklich aus unserer Zukunft? Wie kommst du da drauf?«
    »Weil das alles so real war und ich mich nach dem Erwachen in meiner Welt an alles erinnern konnte, war ich neugierig und habe einfach Eridu in Google eingegeben.«
    »Gugel? Was soll denn das bitte sein?«
    »Oh, entschuldigt, ich habe es vergessen, ihr kennt so etwas ja nicht.«
    Fast hätte sie angefangen ihre Fingernägel zu kauen, bei der Überlegung, wie man diesen Leuten hier das Internet erklären sollte. »Stellt euch vor, bei uns kann jeder Mensch auf der Welt, der einen Computer zu Hause hat, mit allen anderen reden, die auch Computer haben.«
    Sie schaute probeweise in der Runde herum, sah aber nur die ihr nun schon zu gut bekannten, völlig ahnungslosen Gesichter und das obligatorische Achselzucken.
    Also versuchte sie es weiter: »Und man kann nicht nur mit ihnen reden, man kann auch selbst etwas schreiben, was alle anderen lesen können. Und das machen sehr viele Menschen. Und diese Texte sind, anders als das gesprochene Wort, nicht flüchtig, das heißt, sie können eine sehr lange Zeit theoretisch von allen gelesen werden.«
    Nun war wirkliches Erstaunen in Nestas Gesicht zu sehen.
    Sarah erzählte weiter: »Na ja, ist auch egal, Google ist jedenfalls eine Suchmaschine, die alles jemals von Menschen Geschriebene der gesamten Welt durchsucht - und ich hatte gleich mehrere Treffer, als ich Eridu eingab.«
    »Was?? Erzähl!«
    »Tja, da stand als erstes, dass es eine Stadt im heutigen Irak ist, das weiß ich deshalb, weil dort gerade Krieg droht.«
    »Krieg? Wie bitte? Das kann nicht sein. Wer sollte hier Krieg führen?« fragte Nestas. »Es gibt hier seit Dutzenden Generationen keinen Krieg.«
    »Aber in meiner Zeit droht einer, und es gab viele Kriege in der Geschichte dieses Landes.«
    »Warum sollte man so etwas Törichtes tun? Und das

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